Share Caring: Medizinische Versorgung als Gemeinschaftsprojekt
Frankfurt - Fehlendes Vertrauen, mangelhafte Kommunikation und schlechte Arbeitsbedingungen: Die Vorbehalte gegenüber dem heutigen Gesundheitssystem sind groß. Die Zukunft der Medizin liegt in einem produktiven Miteinander. Patienten werden zukünftig als gleichberechtigte Mitwirkende verstanden. Das Zukunftsinstitut berichtet im TREND UPDATE "Dr. gut." über neue Wege der Medizin hin zu mehr Transparenz, Kooperation und einer neuen Arbeitskultur.
Ärzte leisten künftig auch im Internet einen professionellen Beitrag zu einer neuen Art der Kommunikation über Gesundheit. Das Verleihen von teuren medizinischen Geräten wird sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich zur Normalität. Dasselbe gilt für den Medizintourismus: Er wird nicht mehr als Schimpfwort, sondern zunehmend als konsequente Nutzung des internationalen Fachkräftemarkts verstanden. Um das qualitative Potenzial von Ärzten ausschöpfen zu können, steht zudem eine Veränderung des medizinischen Arbeitsumfelds und -klimas bevor: Flache Hierarchien, Freiräume für Weiterbildungen und diagnoseorientierter Austausch von Fachkräften in Spezialkliniken sind das Erfolgskonzept der Medizin von morgen.
Die Netzgemeinde ist kommunikativ und teilt gerne. Sich in Internetforen statt beim Arzt Gesundheitstipps und Diagnosen einzuholen, ist für viele schon zur Normalität geworden. Für Ärzte war das bislang ein Ärgernis, führte es doch nicht selten zu einem Vertrauensverlust der Patienten. In Zukunft aber werden Mediziner das Internet immer mehr als Chance begreifen, die Nähe zum Patienten wiederherzustellen und ihn selbst mit professionellen Informationen zu versorgen. Damit wird der Patient als gleichwertiger Kooperationspartner in puncto Gesundheit akzeptiert.
Die Kultur des Teilens – die Shareconomy – erreicht die Gesundheitsbranche. Nicht nur Wissen und Informationen, sondern auch medizinische Geräte werden in Zukunft selbstverständlich weitergereicht und ausgeliehen. Und das sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Das entspricht einer neuen Mentalität des effizienteren Umgangs mit Ressourcen. Internetplattformen sind auch hier das Medium, das die Kommunikation und die Austauschmöglichkeiten leicht macht. Getauscht werden hierüber sogar schon erste Fürsorge-Dienste auf ehrenamtlicher Basis.
Eine neue Branche entsteht: Der Medizintourismus verliert seinen Billig-Charme und wird zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor. Rundum-sorglos-Pakete mit Reiseorganisation, Hotelbuchung und Betreuung werden zum Standard. Dabei geht es längst nicht allen primär um eine Kostenverringerung: Kürzere Wartezeiten oder tatsächlich den allerbesten Arzt aus dem internationalen Pool zu bekommen – das spielt für Menschen in Zukunft eine ebenso große Rolle. Aus diesem Grund ist auch Deutschland ein beliebtes Ziel für Medizintouristen geworden. Anschließen wird sich an diesen Trend ein professioneller Pflegetourismus: Holte man sich früher billige Pflegekräfte ins Land, gehen immer mehr Patienten im Alter ins Ausland, um dort eine optimale Versorgung und Infrastruktur vorzufinden.
Nicht nur der Patient, sondern auch der Arzt leidet unter den zu kurzen Behandlungszeiten, die das auf Sparkurs ausgerichtete Gesundheitssystem produziert. Eine neue Arbeitskultur für Mediziner wird den Arztberuf wieder attraktiv und für Patienten wieder vertrauenswürdiger machen: Alte Machtstrukturen werden beseitigt, Konkurrenz wird durch Kooperation ersetzt, Gesundheitszentren für einzelne Erkrankungen fördern fachspezifische Zusammenarbeit – so wie es die USA bereits vormachen. Neue Arbeitsmodelle räumen Zeit für Weiterbildung und Forschung ein und machen Teilzeitarbeit zu einer akzeptierten Berufsform auch für Ärzte.
ah
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