Nicolai Egloff, Consilium "Seit 25 Jahren stehen wir erfolgreich im Wettbewerb mit teilweise sehr viel größeren Unternehmen."

marktforschung.de: Herr Egloff, Consilium wurde 1995 gegründet: Wie lief das damals genau ab? Was war der Hintergrund?
Nicolai Egloff: Ich persönlich bin "erst" seit 2001 bei Consilium. Die Motive kenne ich also nur aus den Erzählungen des Gründers und langjährigen Geschäftsführers Jörg Kohlbacher. Jörg war damals bei Basis Research, das zur WPP-Gruppe gehörte. Dort ging es bürokratisch und formal zu; der Kunde hatte für jeden Handschlag zu bezahlen, ein echtes Key-Account Management gab es nicht, die Ansprechpartner wechselten je nach Fragestellung und die Preise kamen ihm damals als jungem Marktforscher unglaublich ambitioniert vor. Sein Traum war es, ein Unternehmen aufzubauen, bei dem der Kunde einen zentralen Ansprechpartner hat, die Beziehungen eher partnerschaftlich als formal und die Preise transparent und angemessen sind. Diese Vision ging in die Gründung von Consilium ein und bildet bis heute den Kern der Marke.
marktforschung.de: Zurückblickend über die 25 Jahre: Was waren die Meilensteine, die Consilium zu dem gemacht haben, was es heute ist?
Nicolai Egloff: Das ist gewiss eine Kombination aus vielen Faktoren. Wahrscheinlich sind es bei uns nicht Meilensteine, sondern eine Kontinuität, die uns prägt. Wir haben nie händeringend nach dem nächsten disruptiven Trend gesucht, sondern uns auf der Basis unserer Kernkompetenzen erfolgreich weiterentwickelt.
Inhaltlich kommt Consilium aus der Tradition der Kundenzufriedenheitsforschung. Wir haben unser Konzept hierbei ständig weiterentwickelt und verfeinert. Heute ist es auf kleine betriebliche Einheiten anwendbar, es integriert andere KPI und es ermöglicht – weil es so granular und anfassbar geworden ist – eigene Zielvereinbarungen. Das hilft unseren Kunden in der Steuerung der Geschäftsprozesse, es bildet für unsere Kunden den Mehrwert, der uns attraktiv macht.
marktforschung.de: Welche Aufträge und Projekte waren für die Entwicklung der Firma besonders wichtig?
Nicolai Egloff: Die spannendsten und herausforderndsten Projekte sind immer die, bei denen der Kunde mit ihnen zusammen Neuland betritt. Wenn ein Kunde uns das Vertrauen entgegenbringt, gemeinsam ein Projekt zu realisieren, was weder er noch wir bislang in dieser Form umgesetzt haben, dann entsteht oft Großes.
marktforschung.de: Welche schwierigen Phasen gab es im Verlauf der Jahre? Welche Entwicklungen waren besonders herausfordernd?
Nicolai Egloff: Wie bei den meisten Unternehmen der Branche gibt es Jahre, die erfolgreicher und solche, die weniger erfolgreich sind. Aber das ist nur die betriebswirtschaftliche Bilanz und da sind wir bislang von Tragödien verschont geblieben.
Für Unternehmen, die wie wir sehr eng und partnerschaftlich mit dem Kunden zusammenarbeiten, gibt es mitunter schwierige Phasen dann, wenn auf Kundenseite die Budgets von heute auf morgen gestrichen oder auf Eis gelegt werden. In der Regel hat sich das Geschäft nach einer gewissen Schockstarre dann aber immer wieder schnell erholt.
Eine relativ neue Herausforderung – die nicht nur uns, sondern die ganze Branche betrifft – ist die Tatsache, dass der Einkauf eine immer größere Rolle im Angebotsprozess spielt. Vor 10 Jahren war uns der Begriff "Tactical Sourcing" noch völlig unbekannt, heute bekommen wir als Reaktion auf ein seriös kalkuliertes Angebot oft erst einmal eine aus unserer Sicht deutlich weniger seriöse E-Mail, doch bitte schön die Preise pauschal um 10% zu senken. Und das ganze ohne jede inhaltliche Begründung.
marktforschung.de: Was sind die drei Hauptfaktoren, weshalb es Consilium heute noch erfolgreich gibt?
Nicolai Egloff: Über zwei Dinge haben ich bereits gesprochen: (1) Konzentration auf die Kernkompetenz, (2) ständige Weiterentwicklung unserer Methoden und unseres Wissens und - worüber wir noch nicht gesprochen haben - (3) außergewöhnlich engagierte Mitarbeiter!
Personell steht Consilium – vielleicht mehr als andere kleine Unternehmen – für Kontinuität und Chancen. Bei einer Betriebsgröße von 10 Mitarbeitern ist die Hälfte seit über 10 Jahren dabei. Das zeigt, wie wir hier miteinander umgehen. Wir fordern viel von unseren Mitarbeitern, aber was wir zurückgeben ist Fairness und Respekt. Das schafft ein Klima von Kontinuität und Vertrauen nach innen. Auf unsere Mitarbeiter können wir zählen, gerade wenn es einmal hoch hergeht. Unsere Kunden spüren das. Sie wissen, dass sie mit Menschen zu tun haben, die sich zu 100% mit ihren Aufgaben identifizieren und bei denen ihre Projekte in guten Händen sind.
marktforschung.de: Die Marktforschungsbranche verändert sich stark: Was sind aus Ihrer Sicht die Herausforderungen, um auch die nächsten 25 Jahre erfolgreich zu sein?
Nicolai Egloff: Die nächsten 25 Jahre lassen sich in unserer Branche sicherlich nicht planen. Bei uns hat aber schon in den letzten fünf Jahren ein deutlicher Wandel von den klassischen Ad-hoc Studien hin zu Tracking-Studien mit großen Datenmengen stattgefunden. Wir liefern seltener ausführliche Powerpoint Präsentationen oder Tabellenbände. Was wir immer häufiger liefern sind intelligent aufbereitete Daten, die unsere Kunden direkt in ihre hauseigenen Reportingsysteme einspielen können. Der Trend geht von der Marktforschung im klassischen Sinne in Richtung Big Data. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen und wir fühlen uns dafür sehr gut gerüstet.
marktforschung.de: Es gab etliche Konsolidierungs- und Fusionswellen in der Marktforschung. Warum ist Consilium heute immer noch eigenständig?
Nicolai Egloff: Nun – konsolidieren mussten wir bislang noch nie, wir schreiben seit 25 Jahren schwarze Zahlen. Ebenfalls seit 25 Jahren stehen wir erfolgreich im Wettbewerb mit teilweise sehr viel größeren Unternehmen. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Anfragen, Consilium zu übernehmen. Keine davon war so überzeugend – und mit überzeugend meine ich nicht nur den Kaufpreis, sondern auch die Gewissheit, dass unsere Mitarbeiter und unsere Kunden gleichermaßen davon profitieren –, dass wir länger darüber nachgedacht hätten.
hg
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