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Repräsentative Befragung: Die Meinung der Türken zum EU-Beitritt, anderen Ländern und der wirtschaftlichen Situation
Nürnberg - Die Hälfte der türkischen Bevölkerung befürwortet einen Beitritt der Türkei in die EU. Allerdings haben fast genauso viele Türken von großen westeuropäischen Ländern ein negatives Bild.
Bei der Beurteilung der aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Situation des Landes sind die Meinungen geteilt. Arbeitslosigkeit und Terrorismus sind Themen, die jedoch fast alle Menschen in der Türkei als ernsthaftes Problem einschätzen. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen AP-GfK Umfrage zur Situation in der Türkei.
Die Türkei und ihre Beziehung zu anderen Ländern
Auf die Frage, ob die Türkei der Europäischen Union beitreten sollte, befürwortet die Hälfte den Beitritt, rund ein Drittel lehnt ihn ab und 12 Prozent haben dazu keine Meinung. Allerdings sinkt die Anzahl der Befürworter in der Altersgruppe ab 50 Jahren auf 44 Prozent, wobei im Gegenzug die Zahl der Gegner in dieser Altersgruppe nicht steigt. Es nimmt die Zahl derer zu, die keine Meinung zum EU-Beitritt haben.
Auch soll die Türkei nach Meinung der Bevölkerung in der NATO bleiben: Rund die Hälfte ist für „bleiben“, ein Viertel befürwortet den Austritt und fast ebenso viele wissen es nicht.
Fragt man allerdings nach dem Bild, das die Türken von den großen westeuropäischen Ländern und den USA haben, so steht mit einem Anteil von 16 Prozent Deutschland auf dem ersten Platz bei den positiven Nennungen, gefolgt von Italien (12 Prozent), Spanien (11 Prozent), den USA (10 Prozent), Großbritannien (9 Prozent) und Frankreich (6 Prozent). Insgesamt überwiegt jedoch die Anzahl derer, die sich negativ zu den abgefragten Ländern äußern: rund die Hälfte der Befragten hat ein negatives Bild von den USA, Großbritannien und Frankreich. Auch die Länder Deutschland, Italien und Spanien sind bei 40 Prozent der Bevölkerung nicht beliebt. Auffällig ist, dass generell die Stadtbewohner von den Ländern im Ausland ein schlechteres Bild haben als die Landbevölkerung: Beispielsweise sagen 44 Prozent der in der Stadt lebenden Menschen, dass sie kein gutes Bild von Deutschland haben, unter den Landbewohnern beträgt dieser Wert nur 33 Prozent. Auch gibt es – über alle betrachteten Länder hinweg - in den Städten mehr Menschen, die sich gleichgültig zeigen. Auf dem Land hingegen ist die Anzahl derer, die „ich weiß es nicht“ angeben, mehr als doppelt so hoch wie in der Stadt.
„Da die Bevölkerung in den Städten weiter wächst, wird der EU-Beitritt in Zukunft nicht einfacher werden“, kommentiert Dr. Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins, das Ergebnis.
Die Lage des eigenen Landes sehen die Türken kritisch
Knapp 40 Prozent beurteilen die wirtschaftliche Lage im eigenen Land als eher schlecht – wobei 13 Prozent davon sogar von „sehr schlecht“ sprechen. Gute Noten erhält die türkische Wirtschaft von rund einem Viertel der Befragten.
Auch bei der Frage nach der Einschätzung der Wirtschaftslage in 5 Jahren sind die Meinungen geteilt: Rund ein Drittel geht von einer verbesserten wirtschaftlichen Lage aus, ebenso viele glauben an eine Verschlechterung. Rund jeder Fünfte glaubt, dass sich nichts ändern wird.
Fast alle türkischen Bürger sehen in der Türkei aktuell ernsthafte Probleme in der Arbeitslosigkeit und im Terrorismus (jeweils 93 Prozent) – zwei Drittel schätzen die Probleme in diesen Bereichen sogar als besonders ernsthaft ein. Auch der Drogenmissbrauch macht knapp 90 Prozent der Türken Sorgen. Wie kritisch die Türken den Konsum von Drogen sehen, zeigt sich auch darin, dass 70 Prozent der Befragten Drogenabhängige nicht als Nachbarn möchten - aber auch heftige Trinker sind in der Nachbarschaft nicht willkommen (Ablehnung: 57 Prozent).
Wichtig ist den Türken für die nächsten 10 Jahre die positive Entwicklung der Wirtschaft ihres Landes: Über 80 Prozent sehen als mittelfristige Ziele ein großes wirtschaftliches Wachstum, eine starke militärische Abwehr, mehr Einfluss bei der eigenen Arbeit und in ihren Gemeinden und die insgesamt schönere Gestaltung des Landes.
Trotz Sorgen sind die Türken nicht unglücklich
Fragt man die Türken ganz generell danach, ob sie glücklich über ihr derzeitiges Leben sind, so fühlen sich 55 Prozent glücklich und knapp 20 Prozent unglücklich.
Belastend scheint für die türkische Bevölkerung vor allem die eigene finanzielle Situation zu sein, denn jeweils rund ein Viertel der Befragten fürchtet sich vor Arbeitslosigkeit und steigenden Lebenshaltungskosten, bedingt durch die Inflation. Ebenso viele fürchten sich vor Armut.
Trotz aller Sorgen schätzt knapp die Hälfte der befragten Personen die eigene Finanzsituation als ausreichend ein. Ein Viertel spricht von einer guten Finanzlage in der Familie, ein Viertel von einer schlechten. Dass die Finanzen der eigenen Familie in den kommenden 5 Jahren besser werden, glauben 34 Prozent, aber fast ebenso viele gehen auch von einer Verschlechterung aus.
Wie die Türken die Entwicklung langfristig einschätzen, zeigt sich bei der Frage, wie sie die Zukunft ihrer Kinder in 20 Jahren sehen. Auch hier sind die Meinungen geteilt: Rund ein Drittel glaubt, dass es unsere Kinder in 20 Jahren besser haben als heute. Allerdings ist der Anteil jener, die an eine schlechtere Zukunft glauben, genauso hoch. Jeder fünfte glaubt sogar, dass es die Kinder von heute in 20 Jahren viel schlechter haben werden als wir heute.
Zur Studie
Die aktuelle AP-GfK Studie, unterstützt vom GfK Verein, wurde vom 1. November bis 11. Dezember 2010 von GfK Roper Public Affairs & Corporate Communications in Zusammenarbeit mit der GfK Türkei durchgeführt. Für diese repräsentative Umfrage wurden in der Türkei 1.200 Personen ab 18 Jahren befragt.
Quelle: GfK-Verein
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