Die Branche zwischen Teil-Lockdown und Adventszeit "Remote zwingt zur Konzentration aufs Wesentliche und das ist ja immer gut. Auch für die Zeit nach Corona."

Wie geht es der Marktforschungsbranche im November 2020? Thomas Starsetzki, geschäftsführender Gesellschafter bei SKOPOS und Dr. Frank Knapp, Geschäftsführer von Psyma, im Interview mit marktforschung.de über die bisherigen Erfahrungen im Home-Office und Teil-Lockdown und mit einem Ausblick auf die Adventszeit und die Weihnachtsfeier.

Fragen wegen Teil-Lockdown

Wie groß war die Umstellung für Ihr Unternehmen wieder zurück in den Teil-Lockdown?

Thomas Starsetzki: Beim ersten Lockdown ist SKOPOS sehr schnell ins Home Office gekommen, weil wir die Digitalisierung unsere Prozesse und das mobile Arbeiten in den letzten Jahren sehr stark fokussiert hatten. Unsere IT-Abteilung hat im März innerhalb weniger Tage das Mobile Arbeiten ermöglicht. Im Oktober waren wir zu 80 Prozent wieder im Office vor Ort. Anfang November waren nur noch vereinzelte Mitarbeiter im Office und es konnte sofort wieder mobiles Arbeiten gewährleistet werden.

Frank Knapp: Eigentlich keiner. Neu war ja nur 1. keine Events und 2. geschlossene Gastronomie und beides hat jetzt keine dramatischen Auswirkungen auf die Betriebsorganisation. 

Mit ansteigenden Infektionszahlen gab's dann irgendwann mal die "Maskenpflicht auf Verkehrsflächen", was die zwischenmenschlichen Kontakte leider weiter eingeschränkt hat. Wenn man anfängt, auch mit dem Nachbarbüro zu zoomen, dann geht da schon etwas verloren. Gerade unhierarchische Kommunikation, spontane Inspiration etc. Da kann man schon dagegen anarbeiten, muss sich aber entsprechend disziplinieren, "dranbleiben".

Was vermissen Sie im Lockdown-November am meisten?

Thomas Starsetzki: Nun das sind natürlich die persönlichen Kontakte zu den Mitarbeiten, die kein noch so gutes Mobile-Office-Konzept ersetzen kann.

Frank Knapp: "Unterhaltungsangebote", um es mit den Worten einschlägiger Verordnungen zu sagen. Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein. Das ist natürlich kein Weltuntergang, aber es fehlt natürlich trotzdem vieles.

Was haben Sie im Home-Office liebgewonnen? Was hat sich im Home-Office-Alltag besonders bewährt?

Thomas Starsetzki: Ich persönlich habe durch das Mobile Office zunächst einmal sehr viel Zeit gewonnen, weil der extrem lange Arbeitsweg von zwei Stunden pro Tag entfallen ist. Ich habe in der Zeit gemeinsame Mittagessen mit meiner Frau und den Kindern an den Werktagen sehr genossen. 

Frank Knapp: "Work from home" mache ich eher selten. Im Büro gibt's Kaffeemaschine, Drucker, Supermarkt im Erdgeschoss, der Empfang nimmt gerne Paketlieferungen entgegen und zumindest der DHL-Auslieferer kennt unsere Bürozeiten ;-). Außerdem haben wir flächen- und aufteilungsmäßig eine großzügige Bürosituation, so dass man sich gut verteilen kann und wenn sich jemand auf 2m nähert, dann macht man halt das Fenster auf. Und zuhause bohren immer irgendwelche Nachbarn, auch nicht optimal fürs Videoconferencing.

Was funktionierte im Home-Office nur unter schwersten Anstrengungen?

Thomas Starsetzki: Das sind ohne Frage der zwischenmenschliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die Inspiration und das Teamwork im direkten Miteinander. 

Was ist nach der Erfahrung von neun Monaten Corona-Pandemie Ihr Marketing-Hack, um auch in Zeiten von Kontaktverboten und ausgefallenen Messen dennoch Kunden zu begeistern?

Thomas Starsetzki: Wir setzen verstärkt auf digitale Kommunikation. Beispielsweise haben wir im Rahmen unseres 25. Jubiläums anstatt eines Live-Events einen Digitalen Kundentag organisiert, der sehr positiv bei Bestands- und Neukunden angekommen ist. Außerdem haben wir unsere Kommunikation auf den Social-Media-Kanälen verstärkt und investieren in die Relaunches einiger Webseiten. 

Frank Knapp: "Das Internet ist Dein Freund". Es gibt immer noch viele Unternehmenswebsites mit Kontaktdaten von Führungskräften, daneben Xing & Linkedin. Und ein 15 Minuten Elevator-Pitch "warum lohnt sich auch eine längere Videokonferenz mit uns" ist immer drin. Remote zwingt zur Konzentration aufs Wesentliche und das ist ja immer gut. Auch für die Zeit nach Corona.

Kommen wir zum geselligen Teil:

Wie sehen die Pläne für die diesjährige Firmen-Weihnachtsfeier aus?

Thomas Starsetzki: Wir haben in diesem Jahr unsere große Firmen-Weihnachtsfeier frühzeitig abgesagt und auf kleine Teamevents verlagert. So wie es derzeit aussieht, werden wohl nicht mal diese möglich sein. SKOPOS ist im 25. Jubiläumsjahr besonders hart von den Corona-Einschränkungen getroffen. Wir haben unsere mehrtägige Jubiläumsfahrt an die holländische Küste in einem 5-Sternehotel und Feierlichkeit in einem Standlokal im Mai abgesagt und auf 2021 verlegt. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr alles gebührend nachfeiern können.

Frank Knapp: Bratwurst und Glühwein geht immer, auch mit Hygiene-Auflagen. Wir hirnen aber noch, wie ein "Miteinander" dabei aussehen kann. Anders als 2019 wird es wohl in jedem Fall aussehen, wenn man die aktuelle Situation betrachtet. Ich bin gespannt auf die kreativen Ideen aus anderen Unternehmen - da lasse ich mich gerne inspirieren.

Wie war das Jahr insgesamt für Ihr Unternehmen: Sekt oder Selters? Champagner oder Feuerzangenbowle?

Thomas Starsetzki: Einige SKOPOS Gesellschaften, wie die NEXT (Mystery Shopping) und VIEW (HR Survey) wurden durch die Pandemie besonders hart getroffen. Andere Gesellschaften, die ohnehin schon seit Jahren digitale Lösungen fokussieren, konnten durch die Krise sogar gewinnen. Insgesamt kann man sagen, dass SKOPOS mit einem blauen Auge davon gekommen ist.

Frank Knapp: Mal Sekt, mal Selters und Champagner gibt's in Franken eh nie. Aber als Unternehmen muss man für eine kurze Zeit auch mal eine weniger gute Lage aushalten können. Psyma hat zumindest den Vorteil, dass wir branchenmäßig relativ breit aufgestellt sind und Ausfälle in einigen Bereichen ganz gut abpuffern können. 

Wenn Sie das Jahr 2020 in einem Song- oder Filmtitel zusammenfassen müssten, welcher Titel wäre das? Und warum gerade dieser Titel?

Thomas Starsetzki: Ganz klar: "Hoch" von Tim Bendzko, weil es ein extrem motivierender Song ist, der in dieser speziellen Zeit immer für gute Laune sorgt.

Frank Knapp: Als James-Bond-Fan kann man aus der Liste der Filmtitel immer eine Inspiration ziehen. Ob unbeschwert vor Corona zu Jahresbeginn "Die Welt ist nicht genug" bis zu vorsichtigem Optimismus "Der Morgen stirbt nie" (beide Filme zufälligerweise mit dem besten Bond-Darsteller aller Zeiten, um das hier auch untergebracht zu haben ;-)) und alles andere dazwischen. Und die Gesamtausgabe aller (bisherigen) Bond-Filme war für mich zumindest eine gute Begleitung für den ersten Lockdown im April...

Das Interview wurde getrennt voneinander schriftlich geführt und später zusammengefügt.

Über die Interviewpartner

Thomas Starsetzki ist seit 2003 geschäftsführender Gesellschafter bei SKOPOS. Davor war er Leiter der Geschäftsstelle Köln der Psyma Online Research GmbH und arbeitete als Consultant bei der Rogator AG. 2001 und 2003 veröffentlichte er Bücher zur Online-Marktforschung im Springer Gabler Verlag. Thomas Starsetzki wurde 1968 in Duisburg als Sohn eines Stahlarbeiters geboren. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

Dr. Frank Knapp war nach seinem VWL-Studium in Nürnberg und Detroit drei Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität in Nürnberg im Lehrstuhl für Statistik und empirische Forschung tätig. Von 1998 bis 2000 war er Manager für Research & Development bei Psyma und seit 2001 Geschäftsführer für den Bereich E-Business bei der Psyma sowie seit 2012 Mitglied des Vorstands / CIO PSYMA GROUP AG. Seit 2011 ist er zudem Vorstandsvorsitzender des BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V.

/cb

 

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