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Ralf Ganzenmüller: "Wenn ein Institut entbehrlich ist, ist es selbst sein größter Feind"
Ralf Ganzenmüller, Geschäftsführer der Ipsos GmbH, stand marktforschung.de im Rahmen des BVM Kongresses 2009 in Dresden zum Interview zur Verfügung. Die Fragen für marktforschung.de stellte Sabrina Gollers.
Das Interview können Sie hier als Videopodcast abrufen.
marktforschung.de: Ich sitze hier im Interview mit Ralf Ganzenmüller, dem Deutschlandchef von Ipsos. Herzlich willkommen, Herr Ganzenmüller!
Ralf Ganzenmüller: Vielen Dank.
marktforschung.de: Mit welchen Erwartungshaltungen sind Sie zum diesjährigen Kongress gekommen?
Ralf Ganzenmüller: Selbstbewusst müsste ich nun sagen, dass ich mit der Erwartungshaltung hergekommen bin, heute Abend den Preis der Deutschen Marktforschung mit nach Hause zu nehmen. Wenn ich ehrlich bin, ist dies auch die Hauptmotivation für mich, dieses Jahr hier zu sein.
marktforschung.de: Dann wünschen wir Ihnen jetzt schon mal viel Glück. Wie sind Sie denn persönlich zu Marktforschung gekommen?
Ralf Ganzenmüller: Ich habe in Nürnberg studiert, und - wie man weiß - ist das die Heimat des "orangen Orakels". Jeder Student braucht einen Job, und mir erschien das Anrufen und "Fragen an Leute stellen" einfacher als in irgend einer Fabrik Metallteile zu stanzen. So bin ich zur Marktforschung gekommen. Das war 1988, seitdem bin ich dabei. Bei der GfK bin ich vom studentischen Telefoninterviewer zum Geschäftsführer aufgestiegen und schließlich zur Konkurrenz gewechselt.
marktforschung.de: Was begeistert Sie an der Marktforschung?
Ralf Ganzenmüller: Bei der institutionellen Marktforschung ist es so, dass Sie jeden Tag Entscheidungen treffen. Das Schöne an dem Geschäftsführerdasein eines Instituts ist es, viele Entscheidungen treffen zu können. Ich war auch mal auf der Kundenseite bei Baccardi-Martini tätig, und dort ist Marktforschung sehr häufig Entscheidungsvorbereitung.
Was unheimlich interessant ist - aber das fand ich insbesondere beim Institut spannend - ist, dass ich bereits in jungen Jahren viele Entscheidungen treffen durfte, Budgets verhandeln konnte und Kunden helfen konnte, Produkte zu launchen. Es gibt kaum einen vergleichbaren Beruf, in dem Sie in jungen Jahren derart viele Entscheidungen treffen dürfen.
Um ein Beispiel zu bringen: Ich war ich 29, als ich ein Team übernommen habe und den größten Kunden, den wir damals hatten, leiten durfte. Das ist für mich die persönliche Faszination. Andere mögen das vielleicht ganz anders sehen und argumentieren mit methodischen Elementen, doch meine persönliche Antwort ist, dass ich dieses "Entscheidende" in der Marktforschung liebe.
marktforschung.de: Gibt es dann auch etwas, was Sie an der Marktforschung ein wenig nervt?
Ralf Ganzenmüller: Ich glaube, es gibt keinen Job, der absolut hundertprozentig toll ist. Natürlich muss das auch auf diese Branche zutreffen. Wir arbeiten in einer Branche, die extrem beharrend ist, was übrigens aus der Vergangenheit herrührt. Marktforscher definieren sich sehr häufig über die Veränderung: Wir schauen auf Veränderungsraten - und wir schauen darauf, wie sich etwas in der Vergangenheit verändert hat. Dann sind wir unheimlich ängstlich, dass eine solche Veränderung, die wir reporten, beispielsweise einem Methodenwechsel zu Grunde liegen könnte. So tendieren wir per Definition zu Beharrung.
Ich kann nur sagen: Ich liebe Veränderungen, ich liebe Wechsel. Deshalb nervt mich manchmal schon, dass Marktforschung viel Geduld braucht, bis sich was verändert, oder bis sich Leute verändern. Das ist vielleicht der systemimmanente Punkt, der manchmal nervig sein kann. Aber für mich ist es mein Traumjob.
marktforschung.de: Sie sind also ein sehr mobiler Mensch, darf ich annehmen. Mobilität ist auch eines der großen Kernthemen des diesjährigen Kongresses. Was ist denn das "Mobilste" an Ihnen?
Ralf Ganzenmüller: Bevor ich zu Ipsos Deutschland gekommen bin, war ich beinahe 6 Jahre Geschäftsführer der GfK in Schweden. Ich bin von Nürnberg nach Hamburg, von Hamburg nach Schweden, von Schweden wieder zurück nach Hamburg. Ich war während meines Studiums insgesamt circa eineinhalb Jahre auf Reisen. Das Thema "physische Mobilität" kostete ich bis zuletzt aus. Das ist mit Abstand das mobilste an mir.
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