Dr. Friedemann Weber und Lukas Haberl, BEYONDATA GmbH Quo Vadis E-Commerce?

Die Studie "Interaktiver Handel in Deutschland" vom Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel (bevh) ist die mit Abstand größte E-Commerce Studie in Deutschland. Wir verantworten diese Studie seit 2013. Es werden wöchentlich von Januar bis Dezember 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen (z.B. im Bereich Reisen oder Ticketing) befragt. Die Ergebnisse werden quartals- sowie jahresweise veröffentlicht.
Online-Umsatz hat sich in sieben Jahren verdoppelt
Seit 2013 hat sich der E-Commerce-Markt stark entwickelt. Wurden 2013 noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 40,5 Mrd. gehandelt, werden es 2020 mehr als 83 Mrd. EUR sein. In sieben Jahren hat sich der Umsatz somit verdoppelt. Jährlich wuchs der E-Commerce um durchschnittlich 12 Prozent, 2020 überdurchschnittlich um 15 Prozent. Dabei gab es jedoch deutliche Unterschiede bei den Warengruppen. Am stärksten wächst und wuchsen Lebensmittel im Onlinehandel, gefolgt von Haus- & Heimtextilien, Elektronikartikeln & Telekommunikation, Haushaltswaren & -geräten, Möbeln, Computern (inkl. Zubehör, Spiele, Software) sowie DIY-Produkte & Blumen ("Baumarktprodukte"). Das Online-Volumen von Büchern, immerhin eine der "Pionier-Warengruppen" im E-Commerce, blieb hingegen in den letzten Jahren stabil. Ob dieses Marktsegment tatsächlich seinen Sättigungspunkt erreicht hat und der stationäre Buchhandel den Online-Trend erfolgreich stoppen konnte, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Verschiebung von immer größeren Anteilen des Konsums in den Online-Handel
Das Wachstum der letzten Jahre wurde weniger stark durch neue Käufergruppen, die sich dem E-Commerce zuwenden, getragen. Vielmehr haben bestehende E-Commerce-Käufer immer größere Anteile ihres Konsums in den Onlinehandel verschoben. Waren es früher beispielsweise Bücher und Bekleidung, die diese Käufergruppen online kauften, wurden und werden über die Zeit immer weitere Warengruppen erschlossen. Aktuell wachsen vor allem Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogerieprodukte und Tierbedarf.
2020 markiert für den E-Commerce einen neuen Meilenstein
Durch die Covid-19-Krise erfährt der E-Commerce einen weiteren Wachstumsschub. Es wenden sich nun auch Käufergruppen, die bisher nur sehr wenig im E-Commerce gekauft haben, stärker dem Onlinehandel zu. Hier gibt es einen weiteren Langzeiteffekt, der durch die Covid-19-Krise beschleunigt wird. Es ist das Einzelhandelssterben, dass weniger in den großen Ballungszentren stattfindet, sondern eher in kleinen und mittelgroßen Städten. Hier haben schon und werden noch viele Einzelhändler ihre Geschäfte aufgeben, was Konsumenten in den E-Commerce zwingt. Sicher keine schöne Entwicklung, aber eine Entwicklung, die schon im Gang war und durch die aktuellen Umstände beschleunigt wird. Interessant wird sein, ob es einheimischen oder wenigstens europäischen E-Commerce-Anbietern gelingt, diese neuen und eher älteren Konsumentengruppen an sich zu binden, oder ob der große Player aus Amerika alles schluckt.
Unterschiedliche Faktoren werden auch zukünftig den Trend zum Online-Shopping begünstigen. Entsprechend wird der deutsche E-Commerce-Markt auch in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die konsequente und flexible Orientierung an den Markt- und Kundenbedürfnissen ist dabei für die E-Commerce-Anbieter das Ticket, um diese Potenziale trotz zunehmender Wettbewerbsintensität zu heben.
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/pj
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