Quantilope launcht Produkt für die qualitative Marktforschung Die Macht der O-Töne – Nach Quanti- jetzt auch Quali-lope

Das Hamburger Technologie-Unternehmen quantilope kauft das englische Video-Research-Unternehmen Plotto und erweitert seine Produktpalette um eine Lösung für qualitative Insights. inColor bietet diverse Features, um qualitative Forschungsvideos automatisiert auszuwerten und in Showreels für Präsentationen zusammenzuschneiden.

Showreels für Präsentationen können direkt in der Analyse-Software erstellt werden.

Marktforschende kennen das: Harte Zahlen, klare Insights, aber ein knackiger O-Ton aus der Quali-Phase kann den Lauf einer Ergebnispräsentation komplett verändern. Doch qualitative Forschung ist in der Regel aufwendig und langsam und wird gerade in Unternehmen, wo es um Schnelligkeit geht, gerne ausgelassen.

quantilope nicht mehr nur für Quanti, jetzt auch für Quali

Die Insights-Automation Plattform, die quantilope entwickelt hat, war in verschiedener Hinsicht ein Gamechanger für die quantitative Forschungslandschaft: Der komplette Forschungsprozess wurde selbst für komplexe Studien wie Turf- oder Conjoint-Analysen automatisiert. Vom Fragebogen bis zum Ergebnisbericht. Dadurch werden Unternehmen in die Lage versetzt, auch umfangreichere quantitative Studien selbstständig durchführen. Auch viele Institute nutzen mittlerweile die Plattform.

Was bislang fehlte war „The vibrant color of humanity”, wie quantilopes Vice President of Sales Michael DeGagne in seiner Präsentation anmerkte. Diese Lücke wird nun geschlossen.

quantilope kauft Plotto

Quantilope kauft sich mit dem englischen Video-Research-Unternehmen Plotto die nötige Technologie ein und launcht inColor als eigenständiges Produkt neben der Insights-Automation Plattform. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Plotto wurde 2015 in London von Remus Cazacu gegründet. Cazacu ist gleichzeitig Eigentümer von BIT Software in Rumänien, einer Softwareschmiede für ERP und BI Software aus dem rumänischen Brasov. Plotto Ltd. wird als Tochtergesellschaft von quantilope GmbH weitergeführt. Managing Director des Unternehmens ist seit kurzem Dr. Peter Aschmoneit, CEO und Mitgründer von quantilope. Cazacu wird weiterhin in beratender Funktion für quantilope GmbH und Plotto Ltd zur Verfügung stehen.

Was kann inColor?

Bei inColor handelt es sich um eine Software-Plattform für videobasierte, qualitative Marktforschung. Die Technologie ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet. In der Demo konnte die Software das gesprochene englische Wort transkripieren, auf Stimmungen hin analysieren und Emotionen erkennen. Lt. Aussagen des Unternehmens ist inColor bereits in 20 weiteren Sprachen verwendbar und erkennt selbst diverse Dialekte. Dadurch könnte die Auswertung von Videos deutlich beschleunigt und automatisiert werden.

Videomitschnitte von Interviews können mit inColor auf verschiedenen Dimensionen analysiert werden

Weiteres Feature ist die Produktion von Showreels für Präsentationen innerhalb von inColor, wodurch ebenfalls Arbeitsschritte gespart. Die Software ist browserbasiert, es ist keine zusätzliche Software zu installieren, so das Unternehmen.

Wie ist inColor zu bewerten?

Es hätte einfachere nächste Schritte für quantilope gegeben. Die Automatisierung weiterer Quanti-Verfahren zum Beispiel oder der Aufbau eines eigenen Online-Panels. Wer aber den Anspruch hat, das Betriebssystem der Marktforschung zu werden, wie Peter Aschmoneit im Juli 2020 sagte, der kann vor qualitativer Marktforschung nicht Halt machen. Die Anreicherung quantitativer Interviews mit O-Tönen macht als Erweiterung der Produktpalette Sinn. Für Auftraggeber ist inColor ein sinnvolles Add-On zur Automatisierungsplattform.

Ob das Tool sein Produktversprechen hält, wird sich zeigen. Warum die Künstliche Intelligenz von inColor besser als die bisherigen Lösungen am Markt sein sollte, blieb gestern offen. Die Disruption qualitativer Marktforschung liegt noch in weiter Ferne. Der Weg von der Analyse einzelner Interviewsequenzen zur automatisierten Auswertung einer Gruppendiskussion dürfte sehr lange sein. Aber die Leidenszeit von Mafo-Praktikanten, die sich auf der Suche nach Zitaten durch gruselige Mitschnitte von Gruppendiskussionen quälen müssen, könnte zumindest bei quantilope-Nutzern vorbei sein.

Für quantilope macht der Schritt allein schon aus Sicht der Investoren Sinn. Die Geschichte geht weiter, die Vision wird konsequent weiterverfolgt. Das finden Investoren prima. Als Herausforderung kommt die Integration von Plotto dazu. Für Häuser wie Kantar ist so etwas Daily-Business. Für quantilope eine neue Herausforderung, die aber zum groß werden dazugehört.

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Diskutieren Sie mit!     

  1. Daniel Feldhaus am 16.09.2021
    Einspruch zur einleitenden Aussage "qualitative Forschung ist in der Regel aufwendig und langsam": Viele moderne qualitiative Marktforschungsunternehmen (zumindest wir) bieten längst viele agile qualitative Angebote, von 24h-Flashlights bis zur Bearbeitung komplexer Themen innerhalb einer Woche mit Integration vieler Stakeholder und Beobachter.
    Auch "Unternehmen, wo es um Schnelligkeit geht" schätzen dies sehr und beauftragen entsprechende inspirierende, tiefes und gleichzeitig schnelles gemeinsames Verständnis schaffende Ansätze gern.

    Gleichzeitig besteht große Offenheit für weitere digitale Tools, die qualitative Analysen verbessern und/oder beschleunigen! Insofern danke für die weiteren Informationen des Artikels.
  2. Bernd Wachter am 16.09.2021
    Seit wann ist qualitative Marktforschung aufwändig und langsam? Das war sie nie, das Gegenteil ist der Fall. Wenn es sein muss, sind 2 GDs oder einige Explorationen in einer Woche durchgeführt, ausgewertet und in klare Handlungsempfehlungen umgesetzt - und das für ein vergleichsweise geringes Budget. Nichtsdestotrotz können Innovationen natürlich den Prozess weiter beschleunigen oder vereinfachen oder die Ergebnisdarstellung verbessern. Dazu muss man aber nicht die bisherige qualitative Marktforschung „schlecht reden“.
  3. Denise Glasemann am 17.09.2021
    Ich schließe mich meinen Vorschreibern an: interessantes Tool, schwierige Tonalität. Qualitative Ansätze müssen weder langsam, noch teuer sein. Und „gruselige Mitschnitte von Gruppendiskussionen…“ - Euer Ernst???
  4. Holger Geißler am 17.09.2021
    Lieber Bernd, liebe Frau Glasemann, lieber Herr Feldhaus!

    Meiner Meinung und Erfahrung nach ist qualitative Forschung aufwendiger und langsamer. Es kommt immer drauf an, klar. Es ist gibt auch sehr schnelle qualitative Forschung und sehr langsame, zeitintensive Quanti-Studien. Aber in der Summe bleibe ich bei meiner Aussage.

    "Gruselige Mitschnitte von Gruppendiskussionen": Ja, das ist mein Ernst.
    Es mag sein, dass seit meinem Abschied aus der aktiven Marktforschung Mitte 2019 auf einmal alle Teststudios über super Videoaufnahmemöglichkeiten verfügen. In meiner über 20-jährigen Zeit als Marktforscher war der überwiegende Großteil der Aufnahmen von Gruppendiskussionen „gruselig“: Eine statische Kameraposition, sehr durchwachsene Tonqulität, hallig und schlecht ausgesteuert. Aber schicken Sie mir Gegenbeweise. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

    Holger Geißler
  5. Bernd Wachter am 17.09.2021
    Lieber Holger,

    du schreibst aber „in der Regel“ sei qualitative Marktforschung aufwändiger und teurer. Und selbst wenn das im Schnitt so ist, nutzt uns hier der Mittelwert nichts. Wenn man O-Töne braucht, um quantitative Ergebnisse besser einschätzen und interpretieren zu können, darf man eben keine „durchschnittliche“ Quali-Forschung machen, sondern muss ein passendes schnelles und bezahlbares Format wählen. Der Absatz ist einfach zu pauschal und damit im Einzelfall (fast) immer unzutreffend. Und er ist auch völlig überflüssig, um die Vorteile eines Video-Analyse-Tools darzulegen.
    Viele Grüße
    Bernd
  6. Edvin Babic am 17.09.2021
    Hallo Herr Geißler, in den letzten 20 Jahren hat sich so einiges getan (einiges auch nicht...) - aber das Gros qualitativer Forschung findet ja mittlerweile online statt (ohne Kameras an der Decke...). Die Qualität ist in der Regel sehr gut, auch dank des Supports der Studios...Zum Thema Schnelligkeit haben die Kollegen bereits alles gesagt. BG Edvin Babic

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