Prognose der BBE RETAIL EXPERTS - Kaum ein reales Umsatzplus für den deutschen Einzelhandel in 2008

Die verfügbaren Einkommen – die Nettoeinkommen aus abhängiger Arbeit, Unternehmertätigkeit und Kapitalanlagen sowie die Sozialeinkommen – werden sich lt. Vorausberechnungen der Wirtschaftsforschungsinstitute und Prognosen der BBE RETAIL EXPERTS Unternehmensberatung GmbH & Co. KG im laufenden Jahr auf rund 1.565 Mrd. Euro belaufen, was einem nominalen Wachstum gegenüber dem Vorjahr von etwa 3,1% entspricht. Pro Kopf der Bevölkerung beziffert sich das für das laufende Jahr prognostizierte verfügbare Einkommen damit auf einen Durchschnittswert in Höhe von etwas mehr als 19.000 Euro.

Ein leicht überdurchschnittlicher Einkommenszuwachs wird dabei den alten Bundesländern zuteil. Für das laufende Jahr gehen die Annahmen für Westdeutschland davon aus, dass sich die zu erwartende Steigerung bei einem Plus von etwa 3,2% bewegen wird. Aber auch in den neuen Bundesländern gibt es durchaus Anlass zu Optimismus. Nach den schlechten Ergebnissen der Jahre 2002 und 2004 erreicht man derzeit mit einem erwarteten Plus in Höhe von 3,0% ein durchaus ansprechendes Niveau.

Im Durchschnitt erreichen die Einwohner Ostdeutschlands mit einem Pro-Kopf-Wert in Höhe von 15.500 Euro aktuell rund 78% des Westniveaus, d.h. man bewegt sich im laufenden Jahr in etwa auf dem Niveau des Jahres 2004. Eine stärkere Angleichung an das Westniveau ist im laufenden Jahr wie bereits zuvor nur in einigen (wenigen) Teilräumen zu erwarten.

Neben den verfügbaren Einkommen werden auch die Konsumausgaben der deutschen Privathaushalte im laufenden Jahr ansteigen. Der private Konsum wird um ca. 3,9% in 2008 zulegen - die höchste Zuwachsrate seit 2001. Aktuell geht man davon aus, dass sich der Wert am Jahresende auf etwa 1.357 Mrd. Euro belaufen wird. Somit stellen die Konsumausgaben der privaten Haushalte einen Anteil von 86 % am verfügbaren Einkommen in 2008 dar, was eine Steigerung von 0,1%-Punkten gegenüber 2007 bedeutet.

Die strukturellen Verschiebungen in den einzelnen Ausgabenbereichen des privaten Verbrauchs setzen sich anhaltend fort. Während sich die Ausgabenanteile für Wohnung, Wasser, Strom, Gas etc. (einschl. Mietwert der Eigentümerwohnungen) auf 24,5% (= rund 320 Mrd. Euro in 2007) weiter erhöhen, werden sich gleichzeitig die Ausgabenanteile für den Einzelhandel (i.e.S.) weiter reduzieren. Dazu tragen auch die Notwendigkeit einer verstärkten privaten Altersvorsorge sowie die steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung bei.

Betrachtet man die Entwicklung der Konsumausgaben zusätzlich noch nach Dauerhaftigkeit der Güter, so fällt auf, dass die Anteile der Ausgaben im Dienstleistungsbereich kontinuierlich ansteigen, während die Ausgaben für Produkte und hier insbesondere für lang- und kurzlebige Verbrauchsgüter deutlich zurückgehen. Eine leicht nachlassende Tendenz zeigt die Entwicklung der Sparquote (Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens einschließl. der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen); lt. Ifo-Konjunkturprognose aus 12/2007 werden 2008 etwa 10,7% des verfügbaren Einkommens zum Sparen verwendet. 2006 und 2007 lagen die Vergleichswerte bei 10,5% bzw. 10,8%.

Auf der Basis der Prognosewerte ist damit zu rechnen, dass der Einzelhandel i.e.S. im laufenden Jahr nur noch zu 29,2% am gesamten privaten Verbrauch partizipieren wird. Allein gegenüber dem Jahr 2000 bedeutet dies einen relativen Anteilsverlust von 4,1%-Punkten. In welchem Maße die Bedeutung des Einzelhandels innerhalb des privaten Verbrauchs insgesamt seit 1991 abgenommen hat, verdeutlicht die folgende Grafik.

Die Ausgaben im gesamten Einzelhandel (d.h. einschl. Kfz-Handel und Tankstellen) werden für das laufende Jahr auf 506,6 Mrd. Euro geschätzt, was einem Zuwachs von insgesamt eher enttäuschenden 1,5% entspricht.

Obwohl sich die Rahmenbedingungen durchaus verbessert haben, die realen Einkommen leicht steigen, wird der Einzelhandel nur bedingt profitieren können. Aufgrund dessen wird der deutsche Einzelhandel auch in 2008 wiederum kaum ein reales Umsatzplus verbuchen können.

Rechnet man zum Einzelhandel i.e.S, noch die Umsätze von Apotheken sowie Bäckern und Metzgern hinzu, so ergibt sich für das Jahr 2008 eine Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Höhe von 5.521 Euro je Bundesbürger. Von diesem Gesamtbetrag entfallen auf den überwiegend kurzfristigen Bedarf 53,9%, von denen wiederum allein etwa 2.000 Euro dem Bereich Nahrungs- und Genussmittel (einschl. Bäcker/Metzger) zuzurechnen sind.

Im überwiegend mittelfristigen Bedarfsbereich sind die Sparten Bekleidung/Wäsche sowie das Baumarkt-Sortiment i.e.S. Struktur bestimmend. Beide zusammen können etwa 67,5% dieses Bedarfsbereiches auf sich vereinigen.

Im überwiegend längerfristig orientierten Bedarfsbereich, auf den etwa 19% der gesamten Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft entfallen, dominieren eindeutig Möbel sowie die Sparte Unterhaltungselektronik/PC.

Addiert man die sieben anteilsstärksten Sparten Nahrungs- und Genussmittel, Bäcker/Metzger, Pharmazeutisch/medizinische und orthopädische Artikel, Beleidung/Wäsche, Baumarkt-Sortiment i.e.S., Möbel und UE/PC etc.
so ergibt sich ein Anteil dieser Gruppierung in Höhe von rund 72,6% der Gesamtkaufkraft des Einzelhandels.

Quelle: BBE RETAIL EXPERTS

 

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