Prof. Dr. Matthias Fank: "Wir sind an einer sehr engen Kooperation mit Unternehmen interessiert und sind bisher auf sehr viel Zustimmung gestoßen"

Prof. Dr. Matthias Fank (Fachhochschule Köln)

Prof. Dr. Matthias Fank (Fachhochschule Köln)

Prof. Dr. Matthias Fank ist Professor für Informationsmanagement an der Fachhochschule Köln und dort Leiter des neuen Masterstudienganges Markt- und Medienforschung. Im Interview mit marktforschung.de schildert er, vor welchem Hintergrund der Studiengang ins Leben gerufen wurde und welche Bedingungen die Studierenden erfüllen müssen.

marktforschung.de: Herr Professor Fank, seit Anfang Oktober studiert der erste Jahrgang den neuen Studiengang "Markt- und Medienforschung". Wie groß war denn der Andrang auf die Studienplätze?

Prof. Dr. Matthias Fank: Der Studiengang ist auf 30 Studierende ausgelegt. Die Ausschreibungsunterlagen wurden von rund 200 Interessierten angefordert. Endgültig beworben haben sich dann rund 80 Personen. Die Nachfrage war also größer als das Angebot, was nicht verwunderlich ist, da es derzeit nicht viele Möglichkeiten gibt sich im Themenfeld der Markt- und Medienforschung auf akademischem Niveau auszubilden.

marktforschung.de: Voraussetzung ist das Vorliegenden eines passenden Bachelorabschlusses. Aus welchen Studiengängen kommen die Bewerber vorwiegend? Und welche Rolle spielen dabei die eigenen Bachelorstudiengänge Ihrer Fakultät?

Prof. Dr. Matthias Fank: Studierende müssen aus ihrem Vorstudium, sei es Bachelor oder Diplom, Kenntnisse aus der Betriebswirtschaftslehre, Medienwissenschaft, Informationswirtschaft oder Journalistik vorweisen. Eine Liste der zugelassenen Studiengänge ist in der Prüfungsordnung enthalten und frei unter www.master-mum.de einsehbar. Der Master beschäftigt sich nur mit Inhalten aus der Markt- und Medienforschung. Daher müssen zwar Kenntnisse in den Anwendungsfeldern in einem Bachelorabschluss erworben worden sein. Es gab auch zahlreiche Anfragen von Soziologen und Psychologen. Diese Studiengänge haben bereits Elemente der empirischen Forschung enthalten, ihnen fehlen aber Kenntnisse aus den Medien oder Betriebswirtschaft.

Zielgruppe für uns sind Studierende, die über die bereits aufgeführten Grundkenntnisse verfügen und z.B. im Rahmen ihrer Abschluss- oder Projektarbeit mit der Markt- oder Medienforschung in Kontakt gekommen sind und Interesse an der Spezialisierung haben.

Eine durchaus wichtige Voraussetzung für die Genehmigung eines konsekutiven Master-Studienganges ist, dass er für die Absolventen des eigenen Studienganges offen ist. Dies bedeutet, dass der Studiengang den Absolventen der Informationswirtschaft und Online-Redakteuren offen steht.

marktforschung.de: Bisher gibt es ja erst wenige eigenständige Studiengänge zur Marktforschung. Als Masterstudiengang stehen Sie unseres Wissens sogar alleine da. Wie kamen Sie überhaupt auf dieses Thema, das ja von den Studierenden offensichtlich gut aufgenommen wurde?

Prof. Dr. Matthias Fank: Die Entwicklung eines Master-Studienganges ist ein Projekt, an dem das ganze Institut mit mehreren Kollegen beteiligt war. Die Überlegung zu dem Studiengang Markt- und Medienforschung wurde durch die Vereinigung der unterschiedlichen Kompetenzen der Kollegen am Fachbereich geboren. Eine Recherche hatte gezeigt, dass es auf dem Level eines Masterstudienganges keine Angebote in Deutschland gab.

International sieht es da schon anders aus, was uns darin bestätigte, dass es für Absolventen einen Markt gibt. Gespräche mit betrieblichen Marktforschern und Instituten ermutigten uns zusätzlich, einen derartigen Studiengang anzubieten. Mit dem Standort Köln haben wir zusätzlich den Vorteil, dass in Köln selbst aber auch im weiteren Einzugsgebiet zahlreiche Institute ansässig sind.

marktforschung.de: Und was motiviert die Teilnehmer selbst zu diesem Fach? Bringen die meisten bereits einschlägige Erfahrung aus der Marktforschungspraxis mit?

Prof. Dr. Matthias Fank: Diese Frage müsste man eigentlich den Studenten stellen. Ich kann hier nur Vermutungen anstellen, was ich eigentlich nicht will. Die meisten Studierenden haben bereits erste Erfahrungen im Rahmen von Projekt- oder Abschlussarbeiten gesammelt. Einige von ihnen arbeiten auch bereits neben dem Studium in der Marktforschung. Die Wahl für dieses Studium erfolgt somit sehr bewußt. Damit einher geht eine hohe Motivation der Studierenden, etwas lernen zu wollen, was wiederum ein sehr angenehmes Klima in den Lehrveranstaltungen schafft.

marktforschung.de: Zu den Studieninhalten: Wie sieht die Balance aus zwischen methodischen Grundlagen, Anwendungsfeldern und ergänzenden Themen, wie z.B. mathematischen, betriebswirtschaftlichen oder rechtlichen Grundlagen?

Prof. Dr. Matthias Fank: Ein großer Schwerpunkt im Rahmen der Ausbildung liegt in einem breit angelegten Spektrum an Grundlagen der Markt- und Medienforschung. Anwendungsfelderbezogene Inhalte wie die Betriebswirtschaftslehre sind nicht Bestandteil des Studiums. Diese Inhalte müssen im Rahmen eines vorangegangenen Studiums wie dem Bachelor erworben werden. Zum Leid einiger Studenten ist die Mathematik, bzw. Statistik, im Lehrplan gut vertreten. Hier sind wir der Ansicht, dass eine solide Ausbildung der Grundlagen in Mathematik/Statistik unerlässlich ist. Rechtliche Grundlagen welche die Markt- und Medienforschung betreffen, wie z.B. das Datenschutzgesetz, werden im Rahmen eigener Lehrveranstaltungen behandelt.

marktforschung.de: Und wie setzt sich derzeit der Lehrkörper zusammen? Überwiegen hier die Praktiker oder eher die Wissenschaftler?

Prof. Dr. Matthias Fank: Das Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln verfügt über ein interdisziplinäres Team an Wissenschaftlern. Hiervon profitiert der Studiengang natürlich. Der eigene Lehrkörper bildet selbstverständlich die Basis für das Studium. Daneben kommen aber auch Lehrbeauftragte zum Einsatz, die aus der Praxis stammen. Mit dem verstärkten Einsatz von Lehrbeauftragten besteht die Möglichkeit, einen starken Praxisbezug zu vermitteln.

Vor allem den aktuellen Entwicklungen kann man durch den Einsatz von Lehrbeauftragten nachkommen, indem neue Themen oder Entwicklungen wie z.B. derzeit "Mobile Marktforschung" aufgenommen werden können. Besonders Spezialistenwissen kann über Lehrbeauftragte sehr gut vermittelt werden, was derzeit mit den juristischen Inhalten erfolgt. Der hierfür notwendige Lehrumfang rechtfertigt noch keine volle Dozentenstelle, was ein zusätzlicher Aspekt ist auf Lehrbeauftragte zurück zu greifen.

marktforschung.de: Welche Positionen streben die Absolventen im Anschluss an? Und warum sollten die Personalleiter der Branche, die hoffentlich alle dieses Interview hier lesen, gerade um Ihre Absolventen buhlen?

Prof. Dr. Matthias Fank: Die Frage nach den angestrebten Positionen müsste man an die Studierenden richten. Hierzu kann ich leider nichts sagen. Fakt ist, dass es derzeit kein vergleichbares Masterstudium in Deutschland gibt. Bereits hieraus ergibt sich eine gute Marktchance für die Absolventen. Ausgelegt ist das Studium für 30 Studenten und kann nur zum Wintersemester gestartet werden. Diese kleine Zahl an Studierenden wird sicherlich nicht den Bedarf der Marktforschung in Deutschland decken können. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf deutlich größer ist als das was wir ausbilden.

marktforschung.de: Ihr Institut liegt in attraktiver Lage in der Kölner Südstadt, direkt gegenüber vom Rhein. Welche Rolle spielt denn eigentlich der Studienort bei der Studienplatzwahl der Studenten? Und bleibt da neben Kölsch und Karneval noch genug Zeit für das Studium übrig?

Prof. Dr. Matthias Fank: Ort und Lage sind sicherlich für die Studierenden sehr attraktiv. Gleichzeitig gibt es viele Institute in und um Köln herum, die den Studierenden die Möglichkeit bieten, neben dem Studium in der Marktforschung zu jobben. Hinzu kommen Konzerne wie die Deutsche Post oder Deutsche Telekom. Diese Unternehmen haben große eigene Marktforschungsabteilungen, die für die Studierenden sicherlich sehr interessant sind. Da die Gebäude der Fachhochschule zu Karneval geschlossen werden, leiden wir darunter nicht. Wir sind bemüht, das Wintersemester mit den Prüfungen vor dem Karneval zu beenden.

marktforschung.de: Sie weisen auf der Website auf eine enge Kooperationen mit Unternehmen hin. Wie sieht das aus, und wie können sich weitere interessierte Unternehmen beteiligen?

Prof. Dr. Matthias Fank: Wir sind an einer sehr engen Kooperation mit Unternehmen interessiert und sind bisher auf sehr viel Zustimmung gestoßen. Unternehmen können mit uns kooperieren, indem Praktikumsplätze oder Abschlussarbeiten angeboten und mit betreut werden. Unternehmen können sich aber auch in Projektarbeiten mit eigenen Fragestellungen einbringen und über ein Semester hinweg die Studenten bei der Lösung der Problemstellung begleiten.

Wir freuen uns auch sehr wenn, Unternehmen die Studierenden einladen, um uns ihr Unternehmen, aber auch die Arbeit als Marktforscher vorzustellen. Diese Einblicke in das Arbeitsleben von Marktforschern, welches sehr unterschiedlich sein kann, soll den Studierenden helfen, den für sie geeigneten Einsatzbereich zu finden. Da wir immer wieder auch auf der Suche nach kompetenten Marktforschern sind, die Interesse daran haben Andere an ihrem Wissen teilhaben zu lassen, helfen uns die Kooperationen mit den Unternehmen, geeignete Dozenten zu finden.

marktforschung.de: Neben Ihrer Hochschultätigkeit sind Sie Mitgründer und Gesellschafter der Social Media-Agentur infospeed GmbH. Wie sehen Sie aus dieser Perspektive die zukünftige Bedeutung von Social Media für die Marktforschung -  einerseits als Forschungsobjekt, andererseits als Methode der Datengenerierung?


Prof. Dr. Matthias Fank: Inzwischen erkennen immer mehr Menschen, dass es sich bei Social Media nicht nur um einen Trend, sondern um eine gesellschaftliche Veränderung handelt. Diese Veränderung mit Hilfe der Marktforschung zu dokumentieren ist sehr spannend. Hinzu kommen ganz neue Möglichkeiten der Datengenerierung. Dies ist der Ort, wo viele Menschen gut zu erreichen sind und sich auch unaufgefordert austauschen. Daher muss eine Marktforschung an diesem Ort präsent sein, um Daten zu generieren. Aus diesem Grund wird bereits heute das Internet immer stärker zu Rekrutierung von Teilnehmern verwendet.

marktforschung.de: Herr Professor Fank, wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen, dem Studiengang und natürlich Ihren Absolventen viel Erfolg!

 

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de