Ipsos: Internationale Studie zum Earth Day Planlosigkeit und Defizite bei Maßnahmen gegen den Klimawandel

Die Ampelkoalition müsste nach den Umfrageergebnissen von Ipsos ihren Regierungsauftrag und ihre Informationsvermittlung zu Maßnahmen gegen den Klimawandel deutlich sportlicher betreiben. (Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Fabio Frustaci)
Sinkendes Vertrauen in die aktuelle Bundesregierung
Nur 27 Prozent der Bundesbürger denken nach der aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos noch, dass die Ampel in der Zusammenarbeit von Regierung, Unternehmen und Menschen mit planvollen Maßnahmen gegen den Klimawandel steuert. Im Vergleichszeitraum 2022 waren es noch ein gutes Drittel (36 Prozent). Die befragten Deutschen sehen dringenden Handlungsbedarf bei allen drei Beteiligten: Unternehmen sowie die Regierung mit 49 Prozent und die Bürger mit 54 Prozent. Ein Großteil (65 Prozent) denkt, dass jede und jeder mit kleinen Änderungen im Alltag eine positive Wirkung auf den Klimawandel erzielen kann.
Steuern bieten Handlungsspielraum
Bei finanziellen Anreizen wie einer Steuersenkung erklären sich mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) bereit, umweltfreundlichere Waren und Dienstleistungen kaufen. Steuererhöhungen für Maßnahmen zum Klimaschutz lehnen 46 Prozent der Befragten ab, 28 Prozent der Deutschen würden aber mehr Steuern zahlen.
Aufklärung gegen den Klimawandel
Ein wichtiger Motivator stellt die Aufklärung zu Auswirkungen klimabedingter Wetterereignisse weltweit dar: Über ein Viertel der Bundesbürger geben an, würden sie besser informiert, würden sie auch mehr gegen den Klimawandel unternehmen. Ein ähnlicher Anteil der Befragten (27 Prozent) vermisst leicht zugängliche Informationsquellen von Tipps und alltagstauglichen Maßnahmen zur Reduzierung von CO² Emissionen. Hier sind die Regierung und Unternehmen gleichermaßen gefragt.
Eine Studie von Getty Images zum Earth Day in Deutschland kommt unter ihren Kundinnen und Kunden zu ähnlichen Ergebnissen:
Aktuelle Klimaschutz-Studie "VisualGPS" von Getty Images zum Earth Day
- 75 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass nicht sofort genug getan wird, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern.
- 69 Prozent sind der Meinung, dass die Regierungen mehr tun sollten, um eine klimafreundliche Politik zu betreiben.
- 73 Prozent misstrauen den Aussagen von Marken, dass sie sich an ESG-Standards halten.
- Auf die Frage, was sie heute am meisten beschäftigt, nennen die deutschen Baby-Boomer die Energiekrise (62 Prozent) vor dem Klimawandel (60 Prozent). Allerdings integrieren sie mehr nachhaltige Maßnahmen in ihr tägliches Leben als jede andere Generation.
Über die Methodik und VisualGPS
VisualGPS befragt dreimal im Jahr 7.000 Menschen in 25 Ländern.
Informationsdefizite bei der Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen
Bei der Einschätzung der Wirksamkeit von persönlichen Klimaschutzmaßnahmen im Vergleich zu einer Wirksamkeitsrangliste der Studie von IOPscience zeigen sich hierzulande große Wissensdefizite. Unter den Deutschen glaubt jeder Dritte immer noch (32 Prozent), dass das Einsparen von Verpackungsmaterial am wirksamsten bei der Einsparung von CO² Emissionen sei. In der Rangliste nach Wirksamkeit liegt die Verpackungsreduzierung auf Rang 38.
Beim Recycling fällt der Trugschluss noch größer aus: Jeder Vierte glaubt an Recycling als effektive Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel – es liegt auf Rang 60 in der nachgewiesenen Wirksamkeit. In der Befragung von 2022 waren es sogar noch 39 Prozent, die diese Annahme teilten.
Wirkung von Klimaschutzmaßnahmen: Wahrnehmung vs. Wirklichkeit

Dass die nachweislich wirkungsvolle Umstellung auf erneuerbare Energien (Platz 4 im Wirksamkeitsranking) großen Einfluss auf eine bessere CO2 Bilanz hat, ist vermehrt im Bewusstsein angekommen. Nach der aktuellen Umfrage gehen 44 Prozent der Befragten zwischenzeitlich davon aus. Im Vorjahr der Befragung waren es nur 30 Prozent.
Platz 1 in der Wirksamkeitsliste, den Verzicht auf ein Auto, schätzen nur 19 Prozent der Deutschen als eine der effektivsten Maßnahmen gegen den Klimawandel ein.
Rangliste aller Verbrauchsoptionen zur CO² Einsparung nach IOPscience

Eine Zusammenfassung aller überprüften Verbrauchsoptionen (Grafik: IOPscience Ivanova et al., 2020. Quantifying the potential for climate change mitigation of consumption options)
Methodik
Erhebungsmethode | Online-Umfrage |
Befragte Zielgruppe | 21.231 Personen |
Feldzeit | 20. Januar bis 3. Februar bzw. 17. Februar bis 3. März 2023 |
Länder | 29 Länder |
Auswertung | Globaler Länderdurchschnitt |
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden