Nielsen: Verbrauchervertrauen in Deutschland leicht rückläufig

Das Verbrauchervertrauen in Deutschland ist leicht rückläufig, in Gesamt-Europa aber auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren (Bild: Aaron Kohr - Thinkstock)
Das Verbrauchervertrauen in Deutschland ist leicht rückläufig, in Gesamt-Europa aber auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren (Bild: Aaron Kohr - Thinkstock)

Frankfurt – Das Verbrauchervertrauen in Deutschland musste im zweiten Quartal 2015 einen leichten Dämpfer hinnehmen. Der Verbrauchervertrauensindex von Nielsen ist von 100 Punkten im ersten Quartal auf 97 Punkte im zweiten Quartal zurückgegangen. Im europäischen Vergleich rutscht Deutschland damit nach den ersten sechs Monaten des Jahres von Platz zwei auf Platz vier – hinter Dänemark (112), Großbritannien (99) und die Schweiz (98).

"Obwohl die deutsche Wirtschaft gut ins zweite Quartal gestartet ist, sind weniger Deutsche bereit, Geld auszugeben, als noch vor drei Monaten", kommentiert Ingo Schier, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nielsen Deutschland, das Ergebnis. "Die anhaltende Niedrigzinsphase und die stabile deutsche Wirtschaftsleistung deuten aber darauf hin, dass das Konsumklima hierzulande grundsätzlich positiv bleibt. Wir gehen daher davon aus, dass es sich beim Rückgang des Verbrauchervertrauens in Deutschland nur um ein kleines Zwischentief handelt."

Verbrauchervertrauen in Europa auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren

Das Verbrauchervertrauen in Europa setzt sein kontinuierliches Wachstum fort und ist im vergangenen Quartal um zwei Punkte gestiegen. Damit ist der Verbraucherindex für Europa mit 79 Punkten auf dem höchsten Stand seit 2010.

Deutsche bei Job-Aussichten fast doppelt so optimistisch wie der europäische Durchschnitt

59 Prozent der deutschen Verbraucher beurteilen ihre Job-Aussichten als gut oder sehr gut. Obwohl dieser Wert im Vergleich zum ersten Quartal (60%) leicht zurückgegangen ist, liegt er fast doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt (gut und sehr gut: 31%). Damit steht Deutschland im europäischen Vergleich bei diesem Aspekt ganz vorne. "Im zweiten Quartal schätzen sogar mehr Deutsche ihre Jobaussichten als gut ein", so Schier. "Die insgesamt positiven Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt spiegeln sich also auch bei den Verbrauchern wider."

Über die Hälfte der Deutschen bewertet finanzielle Situation gut bis sehr gut

Ihre persönliche finanzielle Situation bewerten 52 Prozent als gut bis sehr gut (Q1 2015: 53%). Damit ist Deutschland im europäischen Vergleich bei der Einschätzung ihrer persönlichen Finanzen von Platz vier im ersten Quartal auf Platz sieben im zweiten Quartal gerutscht. "Die Deutschen liegen mit diesem Wert aber immer noch klar über dem europäischen Durchschnitt von 40 Prozent", kommentiert Schier. "Wir beobachten jedoch, dass sich dieser leichte Rückgang bei der Einschätzung der finanziellen Situation auch auf die Bereitschaft der Deutschen auswirkt, Geld auszugeben."

Während im ersten Quartal noch 51 Prozent der Befragten angaben, dass die kommenden zwölf Monate eine gute oder sogar sehr gute Zeit für Anschaffung seien, ist dieser Wert in den vergangenen Monaten um sieben Prozentpunkte auf 44 Prozent gefallen. Im europäischen Durchschnitt ist die Bereitschaft zum Geldausgeben hingegen leicht gestiegen (Q1 2015: 31%; Q2 2015: 32%).

Deutsche geben ihr Geld am liebsten für neue Kleidung und Urlaub aus

Nach Abzug ihrer Lebenshaltungskosten geben die Deutschen Geld, das sie über haben – wie im Vorquartal – am liebsten für neue Kleidung (43%) oder für Urlaub (35%) aus. Erst an dritter Stelle folgt das Sparen (25%). Im europäischen Durschnitt sieht die Reihenfolge anders aus: 34 Prozent geben an, dass sie ihr Geld sparen. Der Kauf von neuer Kleidung (31%) und die Investition in den Urlaub (30%) folgen auf den Plätzen zwei und drei.

"Wir beobachten gleichzeitig, dass die Zahl der Verbraucher steigt, die unentschlossen sind, was sie mit ihrem Geld machen sollen, das sie zur freien Verfügung haben", erörtert Ingo Schier. "Zudem geben mehr Deutsche an, dass sie am Ende des Monats kein Geld mehr übrig haben. Die Prozentpunkte sind in beiden Kategorien deutlich gestiegen." Gaben im ersten Quartal nur zwei Prozent der Verbraucher an, dass sie sich nicht entscheiden können, was sie mit ihrem verfügbaren Geld machen sollen, steigt dieser Wert im zweiten Quartal auf sechs Prozent und liegt damit über dem europäischen Durchschnitt (Q2 2015 Europa: 4%). 17 Prozent der Deutschen geben im zweiten Quartal an, nach Abzug der Lebenshaltungskosten kein Geld übrig zu haben (Q2 2015 Europa: 21%). In den ersten drei Monaten des Jahres lag dieser Wert bei nur 14 Prozent.

Deutsche beurteilen gesamtwirtschaftliche Lage weiterhin positiv

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bewerten die deutschen Verbraucher jedoch weiterhin positiv. Nur 35 Prozent der Befragten finden, dass sich Deutschland aktuell in einer Rezession befindet. "Dieser Wert ist im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten sogar noch um einen Prozentpunkt zurückgegangen", so Schier. Der Anteil der Verbraucher, die im europäischen Durchschnitt von einer Rezession sprechen, ist im zweiten Quartal um fünf Prozentpunkte auf 63 Prozent zurückgegangen. Auch hier zeigt sich der zunehmende Optimismus der Verbraucher in Europa.

Gesundheit ist die Hauptsorge der Deutschen

Die Hauptsorge der Deutschen im zweiten Quartal ist ihre Gesundheit. Auf dem zweiten Platz folgt die Sorge um steigende Nebenkosten, die im ersten Quartal noch an sechster Stelle stand. "Die Angst der deutschen Verbraucher vor dem internationalen Terrorismus ist in den letzten drei Monaten zurückgegangen", so Ingo Schier. "Gleichwohl bleibt der Terrorismus die drittgrößte Sorge der Deutschen." Zudem haben vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Mittelmeer und der Berichterstattung über die zunehmenden Flüchtlingsströme nach Europa mehr Deutsche Sorge um das Thema Immigration.

cl

 

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