"Die Akte Marktforschung" Nichts Neues im TV – aber der Skandal bleibt

Gestern hat Spiegel TV seinen Beitrag zu den Betrugsvorwürfen in der Marktforschung ausgestrahlt. Wer mehr Informationen als zuvor auf Spiegel Online erwartet hatte, wurde enttäuscht – oder konnte aufatmen.

Der Beitrag drehte sich alleine um den bekennenden Betrüger Martin Thöring. Als Whistleblower zu Praktiken der ganzen Branche scheint der aber wenig tauglich, da er lediglich aus seinen eigenen Projekten berichtet, in Zusammenarbeit mit zwei eher kleineren Feldinstituten. Immerhin werden eine Reihe geschädigter Unternehmen und Marken mit Namen genannt, darunter Allianz, Carglass, Duschdas, Milka, Telekom und Volkswagen. Als betroffene Auftraggeber innerhalb der Branche werden Kantar und GfK aufgeführt und in einer Reihe mit den laut Spiegel betrügerisch arbeitenden Unternehmen aufgelistet - ohne irgendwelche Konkretisierungen. Auch die Behauptung, "ein Großteil der Umfragen ist gefälscht", erscheint vor der dünnen Sachlage als völlig unzulässige Generalisierung. Da davon auszugehen ist, dass Spiegel Online sicher auch nach weiteren Zeugen gesucht hat, diese aber offensichtlich nicht auftreiben konnte, scheint zwar die Recherche zum Einzelfall korrekt, die Generalisierung auf die ganze Branche stellt sich dagegen eher als Symptom eines reichweitengierigen Sensationsjournalismus dar.

Der Branche nutzt das freilich wenig, da kaum ein Rezipient die Informationen des Spiegel so differenziert aufnehmen dürfte. Es gibt den Imageschaden für alle Anbieter (Spiegel Online am Freitag: "Politiker und Wirtschaftsvertreter reagieren alarmiert auf die SPIEGEL-Recherche - und fordern Konsequenzen") und daraus resultierender Handlungsbedarf für die Branche und ihre Verbände. 

HMP

 

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  1. Jan Kollmann am 06.02.2018
    Liebes Marktforschung.de Team,

    ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren "Kollegen" vom SPIEGEL direkt, medienwirksam und nachvollziehbar für die Mafo-Branche konfrontieren mit deren unsauberer Recherche.

    Über eine Mafo-Insider Gruppe bei Facebook wurde bekannt, dass der SPIEGEL offenbar Hintergrundgespräche geführt hat, sie aber in der Berichterstattung ausgelassen hat, weil sie nicht zur beabsichtigten Kernaussage passten. Siehe hier der Blog des langjährigen Marktforschers Johannes Mirus:

    https://1ppm.de/2018/02/tendenzioese-berichterstattung/
  2. Kritischer Spiegelleser am 07.02.2018
    Einige Passagen der sog. Spiegelakte lassen an deren Seriosität zweifeln.

    Artikel zu Carglass, Zitat:
    --------------------------------
    "ACE-International lässt die Fragen des SPIEGEL unbeantwortet. Der Geschäftsführer Alexander Runge schreibt in einer E-Mail lediglich, die Vorwürfe seien "weitreichend und betreffen Projekte, die längere Zeit zurückliegen". Das Unternehmen hofft auf Verständnis, "dass wir zunächst eine umfassende interne Recherche der Abläufe vorzunehmen haben". Über eine weitergehende Stellungnahme werde dann entschieden."

    Artikel zu Haarausfall, Zitat:
    --------------------------------------
    "Auf die SPIEGEL-Anfrage zu den Manipulationsvorwürfen reagiert CSI-Geschäftsführer Henning Eichholz zurückhaltend: "Die Vorwürfe, wegen derer Sie recherchieren, sind weitreichend und betreffen möglicherweise lange Zeit zurückliegende Projekte", schreibt Eichholz. Er hoffe auf Verständnis, dass das Unternehmen "die Situation und Abläufe zunächst intern zu recherchieren haben"."

    EIGENARTIG dieses fast identische Wording.

    Irgendwo steht, dass der Informant Herr Th. HartzIV Empfänger sei.
    Im XING-Profil von Herrn Th. steht:
    11/2015 - heute
    CATI Manager
    ACE-International GmbH

    Ja was nun?

    Interessant wäre auch, welches Honorar der Spiegel Herrn Th. gezahlt hat

    Vielleich sollten die Spiegelkollegen von der Springerpresse mal recherchieren?

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