Rückblick auf die succeet22 Podiumsdiskussion Neue Ansätze in der Konsumentenforschung

Virtual Reality, Micro-Surveys, Prognosemärkte, angewandte Neurowissenschaften, biometrische Antworten – es wäre kein Problem, einen eigenen Hype-Zyklus für die Insights-Branche einzurichten. Aber welche Methoden werden sich durchsetzen? Und welche sich am Horizont abzeichnenden Trends wie das Metaverse werden die Konsumentenforschung nachhaltig beeinflussen? Diese und andere Fragen wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der succeet22 mit internationalen Expertinnen und Experten aus der Insights-Branche diskutiert.

Von links: Dr. Steffen Schmidt, Pam Cusick, Holger Geißler, Sam Sudlow und Christian Dössel (Bild: marktforschung.de)

Eines der Highlights am zweiten Tag der succeet22 war die Podiumsdiskussion rund um neue Ansätze in der Konsumentenforschung. Dabei diskutierten die folgenden vier internationalen Expertinnen und Experten unter der Moderation von Holger Geißler, Geschäftsführer von marktforschung.de und der succeet GmbH, über die aktuellen Trends und Ansätze zur Erforschung des Verbraucherverhaltens:

  • Pam Cusick, Senior Vice President bei Rare Patient Voice
  • Christian Dössel, Senior Vice President bei Behaviorally
  • Dr. Steffen Schmidt, Director Marketing Science & Agile Insights bei LINK
  • Sam Sudlow, Business Development Director bei Premise Data

Neue Ansätze durch Künstliche Intelligenz

Es gibt verschiedenste neue Ansätze in der Konsumentenforschung. Viele nutzen KI, um Prozesse zu automatisieren und schneller Ergebnisse zu erhalten. Beispielsweise werden Testings von Werbespots oder anderen Kommunikationsmaterialien durch eine trainierte KI durchgeführt, sodass an dieser Stelle keine Menschen benötigt werden. Die Experten waren hier der Meinung, dass es sich dabei jedoch nicht um ein Ersetzen des Menschen durch KI handelt, sondern eher um eine Ergänzung zu traditionellen Methoden. Durch den Einsatz von KI seien schnellere und bessere Entscheidungen möglich, aber eben nur, wenn es eine gut trainierte KI gibt. Heutzutage will jeder immer noch schneller Daten, zudem werden Datensätze größer und hier schaffe der Einsatz von künstlicher Intelligenz Abhilfe. In manchen Fällen biete es sich somit an, eine trainierte KI einzusetzen, in anderen jedoch nicht, zum Beispiel wenn nicht ausreichend Daten zum Trainieren der KI vorhanden sind.

Die Rolle des Metaverse

Virtual Reality und das Metaverse sind in aller Munde, doch spielen bislang keine allzu große Rolle in der Marktforschung. Wird das Metaverse für die Insights Branche wichtig werden? Nach einer Abfrage beim Publikum wurde klar, dass beispielsweise nur ein Bruchteil eine eigene VR-Brille besitzt. Auch aus diesem Grund steht Steffen Schmidt diesem Trend für die DACH-Region skeptisch gegenüber, er setzt hingegen mehr Hoffnung auf die Augmented-Reality-Brille von Apple, die 2024 erscheinen soll. Pam Cusick ergänzt, dass sie auch auf Kundenseite aktuell noch kein Interesse an dem Thema Metaverse erkennen kann.

Ein Bereich, in dem das Metaverse möglicherweise sinnvoll für die Marktforschung genutzt werden könnte, wäre laut Sudlow und Dössel Shopper Research. Hierfür gebe es jedoch auch bereits andere geeignete Methoden. Zudem war das Podium auch kritisch bezüglich des Themas Datenschutz.

Neue Chancen durch Qual Mobile

In den letzten Jahren, auch verstärkt durch die Corona-Pandemie, wird die Teilnahme an qualitativen Befragungen immer häufiger auch über das Smartphone durchgeführt. Pam Cusick erlebt in ihrer Arbeit, dass es für Patienten wirklich hilfreich und eine Bereicherung sei, mobil an Interviews oder Gruppendiskussionen teilzunehmen. Die Experten führen an, dass dies bereits heute viel genutzt wird und ein fester Bestandteil der Marktforschung sei. Sam Sudlow erläutert, dass durch Qual Mobile viele Menschen dazu bereit sind, im Rahmen ethnografischer Forschung Dinge und Einblicke zu teilen, wie zum Beispiel ihren Tagesablauf zu filmen. Zudem sei es sehr gut für „Moment of Truths“ Interviews geeignet, so Schmidt.

Lösen sich die Grenzen zwischen Marktforschung und dem realen Leben zunehmend auf?

Es gibt heutzutage einige deutlich direktere und persönlichere Ansätze zur Konsumentenforschung, zum Beispiel durch Community-Forschung. Sudlow erklärt, dass Teilnehmende beispielsweise eine App herunterladen, um mit Umfragen Geld zu verdienen. Diese App wird dann aber auch Teil ihres täglichen Lebens, sie erledigen Tasks und sind gerne bereit täglich Informationen über die App zu teilen. Für ihn lösen sich die Grenzen zwischen Marktforschung und realem Leben somit immer stärker auf.

Christian Dössel hingegen führt an, dass er da keinen großen Unterschied sieht, da ja auch in einem Panel Leute aus dem echten Leben rekrutiert werden. Er sieht die „Blurring Boundaries“ vor allem in Nischen-Zielgruppen oder B2B. Hier müsse sichergestellt werden, Leute aus dem realen Leben zu finden, beispielsweise in Community-Gruppen auf Facebook.

In welchen Trend investieren?

Zuletzt werden die Expertinnen und Experten gefragt, in welchen Bereich der Marktforschung sie eine Millionen Euro investieren würden, wenn sie das Geld zur freien Verfügung hätten.

Christian Dössel würde das Geld in die Verbesserung der Qualitätskontrolle stecken, da viel Vertrauen in Daten gelegt wird. Zudem sei das Zusammenbringen verschiedener Datenquellen ein wichtiger Aspekt für ihn.

Sam Sudlow würde die Millionen nutzen, um die User Experience interessanter zu gestalten, auch um jüngere Zielgruppen besser zu erreichen sowie um den Austausch von Informationen zur Marktforschung sozialer und geselliger zu machen.

Steffen Schmidt würde in die Erschaffung eines „digital consumer brain“ investieren, das auf Basis von Sammlung von Daten aus dem Internet kreiert wird. Dafür könne man, statt qualitativ zu interviewen, Tools wie Neuroflash nutzen, aber diese Ansätze bräuchten noch weitere Schritte, so Schmidt. Zudem würde er das Geld für die Entwicklung von mehr automatisierten Tools nutzen, damit ein Researcher weniger Fehler machen kann.

Pam Cusick würde mit dem Geld gerne etwas entwickeln, das es ermöglicht, die „nicht Erreichbaren“ zu erreichen. Denn es sei so, dass viele nicht wissen, was Marktforschung ist, welche Relevanz sie hat und dass ihr Input gebraucht wird.

Wollen Sie sich die Podiumsdiskussion selbst anhören?
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