YouGov BrandIndex Netflix, Spotify, Disney+ und Skype sind die Gewinner der Corona-Krise

Seit Januar 2020 wütet die weltweite Corona-Pandemie. Während die einen schwer mit der Krise zu kämpfen haben, erfreuen sich andere an steigenden Umsatzzahlen. Der YouGov BrandIndex offenbart erste Gewinner und Verlierer der Corona-Krise.

Am 25. März haben wir das letzte Mal gesprochen. Über drei Monate und eine Pandemie später: Welche Effekte beobachtet Ihr im YouGov BrandIndex in Bezug auf die verschiedenen Branchen?

Felix Leiendecker: Mittlerweile kristallisiert sich ein deutliches Bild heraus. Die Gastronomie sowie die gesamte Reiseindustrie (Hotels, Kreuzfahrten, Reiseunternehmen und Buchungsseiten) sind sehr stark betroffen. Dies ist kontextuell verständlich und wird auch in den Medien thematisiert. Unsere täglichen Daten zeigen aber auch, dass die Talsohle wohl erreicht wurde und parallel zu den Lockerungsmaßnahmen auch wieder leicht positive Entwicklungen zu erkennen sind. Der Weg ist aber noch lang und selbstverständlich abhängig von der weiteren Entwicklung der globalen Pandemie.

Gibt es internationale Unterschiede in den Entwicklungen?

Felix Leiendecker: Wir sehen international sehr ähnliche Entwicklungen. Überall sind die Gastronomie und die Reisebranche sehr stark betroffen. Natürlich spielen hier auch die lokalen Lockdown-Regelungen und Zeitpunkte eine große Rolle.

Welche Marken haben seit März deutlich gewonnen, welche Marken verloren? Kann man einen Gewinner und einen Verlierer ausmachen?

Felix Leiendecker: Wir können mittlerweile definitiv einige Gewinner und Verlierer ausmachen. Netflix und Spotify sind deutlich beliebter geworden und konnten ihre Kundenbasis vergrößern. Außerdem ist Disney+ genau zur richtigen Zeit in Deutschland gestartet. Noch deutlichere Zugewinne konnte jedoch Skype verzeichnen. Hier hat sich der Kunden-/Nutzerstamm während der Corona-Krise verdoppelt. Ein ähnliches Bild lässt sich über nahezu alle in unserem Markenmonitor BrandIndex getrackten KPIs ablesen.

Skype ist einer der Gewinner der COVID-19 Pandemie (Quelle: YouGov BrandIndex)

Skype ist einer der Gewinner der COVID-19 Pandemie (Quelle: YouGov BrandIndex)

 Aber auch andere Marken wie z.B. Ebay Kleinanzeigen oder Otto konnten zulegen. Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna konnten die Krise ebenfalls zu ihrem Vorteil nutzen. Dies sind nur einige Beispiele. Wir können jedoch festhalten, dass die großen Gewinner der Krise ihre Geschäfte primär in der digitalen Welt abwickeln.

Zu den Unternehmen, die unter der Corona-Krise deutlich gelitten haben, zählen Galeria Karstadt Kaufhof und Lufthansa. Dabei hat anfänglich der allgemeine Eindruck von Lufthansa nicht etwa durch die unverschuldete Schieflage Schaden genommen, sondern erst ab dem Zeitpunkt, ab dem die Diskussionen über die Rettung und die hiermit einhergehenden negativen Berichte über den Einfluss des Staates und die Querelen mit den Aktionären zugenommen haben.

Wie ist es mit den anderen Streamingdiensten: Was machen DAZN und Sky mittlerweile? Sieht man einen Effekt bei Sky, die zwei Spieltage die Samstags-Geisterkonferenz bei Sky frei übertragen haben?

Felix Leiendecker: DAZN geht eindeutig angeschlagen aus der Krise heraus. Durch den ausschließlichen Fokus auf Sport und damit den kompletten Verlust des Live-Contents haben sich natürlich viele Nutzer abgemeldet.

Sky ist relativ stabil geblieben und konnte wahrscheinlich durch andere Inhalte (Filme u. Serien) vieles auffangen. Außerdem unterscheiden sich die Geschäftsmodelle. Während die Nutzer sich bei Sky im Regelfall länger binden, haben sie bei DAZN die Option monatlich zu kündigen. Generell gilt auch hier, dass die Verbraucher die Unternehmen nicht dafür abstrafen, dass sie keinen Live-Sport mehr zeigen, da dies kein eigenes Verschulden ist. Es wird aber dennoch die Möglichkeit (bei DAZN) genutzt, das Abo zumindest zu pausieren.

Ein Aufschrei ging durch die Öffentlichkeit als Adidas die Mietzahlungen im April aussetzen wollte. Wie hart wurde das Image von Adidas getroffen und wie nachhaltig sind die Effekte?

Felix Leiendecker: Der größte Verlierer der Pandemie ist Adidas mit der hausgemachten Krise durch die Ankündigung, keine Mieten mehr zu zahlen. Hierbei handelt es sich um ein klassisches Eigentor. Für Adidas wird es eine langfristige Aufgabe, das Vertrauen der deutschen Verbraucher wieder zurückzugewinnen. Ein über Jahrzehnte aufgebautes Image kann über Nacht verpuffen oder zumindest einen herben Rückschlag erleiden.

Adidas verliert massiv durch Aussetzung der Mietzahlungen  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Adidas verliert massiv durch Aussetzung der Mietzahlungen  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Auch wenn die Krise von Adidas nicht mit der VW-Krise (Dieselgate) vergleichbar ist, kann davon ausgegangen werden, dass Adidas eher Jahre als Monate mit der Aufpolierung seines Images beschäftigt sein wird. VW ist selbst nach fünf Jahren noch weit von alter Stärke entfernt, zumindest wenn es um das Image auf dem deutschen Markt geht.

Wie ist es mit Unternehmen wie z.B. Katjes aus, die in ihren Kampagnen das Corona-Thema aktiv aufgegriffen haben?

Felix Leiendecker: Im KPI Ad Awareness (Werbeerinnerung) sehen wir den Impact der von Katjes gefahrenen "Corona-Kampagne" deutlich. Sie wurde also wahrgenommen und zeigt positive Effekte auf die Marke. Die Kollegen der Mediaplus haben sich intensiver mit dem Thema "Werben während der Corona-Krise" beschäftigt und kommen zu der klaren Aussage "Wer nicht wirbt, verliert an Markenwert".

Es gibt ja auch den FootballIndex: Sieht man auf Ebene der Vereine ebenfalls Effekte durch Corona?

Felix Leiendecker: Auf Vereinsebene können wir nicht von pauschalen Corona-Effekten sprechen. Unsere Daten belegen aber durchaus konkrete Ereignisse, welche sich während der Corona-Krise in der Vereinswelt abgespielt haben. Hertha hatte zu Beginn der Corona-Krise noch mit der "Klinsmann-Affäre" zu kämpfen. Kurz nachdem sich der Verein hiervon erholt hatte, wurde die "Akte Kalou" um unvorteilhafte Handyvideos erweitert. Danach dominierte aber wieder der sportliche Erfolg. Dies können wir bei Schalke nicht sagen. Auch wenn mit einem reinen Blick auf die Daten ohne tiefgehende Analyse eine klare Trennung zwischen sportlichem Misserfolg und Diskussionen rund um Clemens Tönnies in der Form nicht möglich ist, ist die Entwicklung wahrscheinlich ein Resultat aus den beiden dominierenden Themen in jüngster Vergangenheit beim FC Schalke. 04.

Hertha BSC & Schalke04 fallen negativ auf  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Hertha BSC & Schalke04 fallen negativ auf  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Wie ist es mit der Biermarke Corona selbst, die ihr in den USA messt? Die USA selbst ist ja mit am härtesten von der Pandemie betroffen. Wie geht es der Marke in den USA aktuell?

Felix Leiendecker: Es verfestigt sich das Bild in den USA, dass mehr Personen zwar Negatives über die Marke gehört haben bzw. die Marke mit dem Virus in Verbindung bringen. Dennoch hatte die Marke Corona zwischenzeitlich einen höheren Anteil an potenziellen Käufern. Aktuell erkennen wir auch wieder einen positiven Trend. Der Marke Corona scheint der gleichnamige Virus am Ende also eher positiv ins Geschäft zu spielen.

Biermarke Corona legt wieder zu  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Biermarke Corona legt wieder zu  (Quelle: YouGov BrandIndex)

Neben Corona war das Thema #Blacklivesmatter präsent. Welche Markeneffekte lassen sich hier beobachten? Stichwort VW in Deutschland.

Felix Leiendecker: Wir sehen beim Buzz (und auch auf anderen KPIs) sehr deutliche Effekte durch den Rassismus-Skandal rund um den Werbeclip von Volkswagen auf Instagram, welcher Mitte Mai veröffentlicht wurde. Rund jeder Vierte hat etwas Negatives über VW gehört. Parallel nehmen die positiven Stimmen seit Mitte Mai ab. 

Effekte des Rassismus-Skandal auf das Markenimage von VW (Quelle: YouGov BrandIndex)
Effekte des Rassismus-Skandal auf das Markenimage von VW (Quelle: YouGov BrandIndex)

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