MSL-Gesundheitsstudie: Vor dem Arzttermin ins Internet

Frankfurt am Main – Die deutschen Ärzte haben ihr Informationsmonopol verloren. Zwar vertrauen die Patienten ihrem Arzt, doch vor und nach der Sprechstunde holen sie sich weitere Informationen aus dem Netz. Damit festigt das Internet seine Rolle als wichtigster Kanal für die Gesundheitskommunikation: 41 Prozent der deutschen Online-Bevölkerung befragen das Internet vor einem Arztbesuch, immerhin 31 Prozent nach einem Termin. Dabei informieren sich gesetzlich Versicherte (57 Prozent) eher als privat Versicherte (46 Prozent) aktiv im Netz über Gesundheitsthemen. Dies geht aus der repräsentativen Gesundheitsstudie von MSL Germany und SKOPOS hervor.

Die Rolle der sozialen Medien, die jederzeit einen unmittelbaren Austausch zwischen Patienten, Angehörigen und Ärzten ermöglichen, spielte bei der MSL-Gesundheitsstudie 2011 eine besondere Rolle. Es wird ersichtlich, dass Foren, in denen die Betroffenen anonym auftreten, eine deutlich wichtigere Rolle spielen als soziale Netzwerke wie Facebook oder Microblogging-Dienste wie Twitter. Während sich fast jeder Zweite vorstellen kann, in Foren zu posten, ist nur eine Minderheit geneigt, etwa einer Gruppe zu einer medizinischen Indikation auf Facebook beizutreten. Insgesamt spielen soziale Medien aber eine zunehmend wichtigere Rolle in der Gesundheitskommunikation. Das Internet wird damit vom reinen Informationsgeber zu einem aktiven Begleiter der Diagnose und während der Therapie.

Stefanie Dölz, Senior Consultant bei MSL Germany: "Die Ergebnisse zeigen, dass das Internet mehr und mehr zum Gesundheitsberater und zum Begleitinstrument bei Therapien wird. Die Studie macht auch deutlich, dass sämtliche Player im Gesundheitswesen deutlich aufholen müssen, um sich dem Informationsverhalten der Patienten anzupassen. So nutzen Ärzte sehr selten über ihre Praxiswebsite hinaus die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation."

Internetkommunikation besonders wichtig für chronisch Kranke

Vor allem für chronisch kranke Menschen, für die Krankheit in vielen Fällen ein täglicher Begleiter ist, eröffnen sich vielfältige neue Kommunikationsmöglichkeiten. Dies gilt im direkten Kontakt zu Ärzten oder Krankenhäusern oder auch zu anderen Patienten. Nicht umsonst werden Internetforen zu Gesundheitsthemen oder auch die Möglichkeit mit der eigenen Arztpraxis per E-Mail in Kontakt zu treten von den meisten chronisch Kranken begrüßt.

Folgen wird die Digitalsierung der Gesundheitskommunikation aber auch auf volkswirtschaftlicher Ebene haben. Eine Mehrheit der Befragten glaubt, dass Gesundheitsinformationen aus dem Netz dazu beitragen, dass die Menschen selbst mehr für ihre Gesundheit tun, dass sie gesünder leben und Erkrankungen vorbeugen und so das Gesundheitssystem insgesamt entlasten werden. Außerdem gehen 40 Prozent der Befragten davon aus, dass informierte Patienten eher bereit sind, Geld in Therapien und Medikamente zu investieren.

"Das Internet ist Gesundheitsmedium Nr. 1, doch fast alle Akteure im Gesundheitswesen haben Defizite in Sachen Internet und Social Media", sagt Wigan Salazar, CEO der MSLGROUP Germany. "Die Potenziale von patient-generated content – also von Betroffenen eingestellte Inhalte - bleiben zum Beispiel weitgehend ungenutzt. Dabei könnten Pharmaunternehmen, Ärzte oder Krankenhäuser die Aktivitäten der Patienten nutzen, um in eine konstruktive Diskussion über die Gesundheitsversorgung der Zukunft einzusteigen."

Quelle: MSL Germany

 

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