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Prof. Dr. Anna Schneider Metaverse – dystopische Science-Fiction oder schöne neue Welt? Warum der Megatrend bei Konsumenten aktuell noch keine Begeisterung auslöst und was für das Gelingen der Vision nötig ist.

Mit Virtual Reality Brillen kann man in das Metaverse abtauchen (Bild: picture alliance / empics | James Speakman)

Mit Virtual Reality Brillen kann man in das Metaverse abtauchen (Bild: picture alliance / empics | James Speakman)
Metaverse = Hochzeiten auf dem Mond?
Doch was ist das Metaverse eigentlich? Facebook ist nun Meta, also liegt der Verdacht nahe, dass es sich beim Metaverse um eine Innovation des Teams rund um Mark Zuckerberg handelt. Dem ist aber nicht so, denn: Das Metaverse ist, streng genommen, ein Sammelbegriff für digitale und dreidimensionale Erlebniswelten.
Das Metaverse ist also nicht eine Plattform, sondern setzt sich zusammen aus unzähligen, miteinander agierenden Meta-Welten. Hier kann man sich bereits jetzt ein Häuschen bauen, Konzerte besuchen, Freunde zum Kaffee treffen oder aber auch Hochzeiten feiern.
Natürlich nicht „in echt“, sondern mithilfe digitaler Avatare, die grundsätzlich nach eigenen Vorstellungen formbar sind und immer „echter“ aussehen. Im Metaverse soll möglich und erlebbar werden, was heute im „echten Leben“ undenkbar ist: So hatten „Du und ich“ erst kürzlich die Gelegenheit, für einen Beitrag von 50€ der Metaverse-Hochzeit von Kevin-Prince Boateng (auf dem Mond!) beizuwohnen. Sollten Sie diese Gelegenheit verpasst haben (wie ich übrigens auch), so lauert die nächste Möglichkeit zur Teilhabe an ähnlichen Events bereits an der nächsten virtuellen Ecke.
Kämpfen gegen Darth Vader und dazu ein frisches Heineken?
Die Erwartungen der großen Tech-Unternehmen an das Metaverse sind immens hoch. Meta, aber auch Microsoft, Nvidia, Apple und Co. investieren entsprechend hohe Summen in die Entwicklung. Aber auch andere Unternehmen wittern große Gewinne. So hat beispielsweise der Modehändler Zara eine Kollektion herausgebracht, die sowohl im analogen Leben, als auch im Metaverse getragen werden kann.
Die Produktionen des Disney-Konzerns gelten als besonders gut geeignet für das immersive Erlebnis – wer würde nicht gerne einmal gegen Darth Vader antreten (und gewinnen), oder gemeinsam mit Arielle der Meerjungfrau den Ozean erobern? Oder aber auch Heineken, kein Scherz, investieren sicherlich gewinnbringend in das Metaverse. Denn, wer Durst auf ein kühles Bier bekommt, kann sich einfach ein Heineken gönnen. Laut eigener Aussage „aus den frischesten Pixeln“ gebraut.
Zusammengefasst verschmelzen also die Grenzen zwischen der analogen und digitalen Welt im Metaverse noch viel mehr, als wir das bislang beispielsweise aus Multiplayer-Spielen bislang kennen. Stellt man sich nun die Frage: „Wer braucht das eigentlich?“ oder springt man begeistert in den nächsten virtuellen Zug ins Metaverse?
DAS nächste große Ding? Oder eher ein Ladenhüter?
Glaubt man den ZukunftsforscherInnen und Marketeers, so ist das Metaverse DAS nächste große Ding! Die Erwartungen der Anbieter sind enorm hoch, die Investitionen beträchtlich. Doch wie sieht das bei den Konsumierenden aus? Laut einer Studie von Deloitte, hätten 41 Prozent der befragten Deutschen den Begriff schon einmal gehört und 27 Prozent wüssten sogar, wobei es sich darum handele. Fast 40 Prozent der Befragten könnten sich gar vorstellen, das Metaverse zu nutzen.
Deutlich verhaltener die Zahlen einer Bitkom-Studie (ebenfalls aus Februar 2022): Dieser Studie zufolge habe nur jede/r Sechste (17 Prozent) vom Metaversum gehört oder gelesen. Nur 8 Prozent wüssten zumindest in etwa, was es damit auf sich habe. Beide Studien zeigen jedoch deutlich auf, dass der große Hype bei den Konsumierenden (noch) nicht verfängt, denn bislang gibt es unter ihnen Zweifel an der Notwendigkeit dieser „schönen neuen Welt“.
Dies muss allerdings nicht bedeuten, dass das Konzept nun wieder in der Schublade verschwinden sollte. Denn frei nach Henry Ford „Hätte ich die Leute gefragt was sie wollen, hätten sie gesagt, schnellere Pferde!.“ wäre auch das Automobil ein echter Ladenhüter geworden. Allerdings ist es nun noch nicht an der Zeit, auf dem virtuellen hohen Ross in den Sonnenuntergang zu reiten. Denn: Es gilt zunächst noch abzuwarten, bis sich die notwendige Technologie in der Masse durchgesetzt hat und somit das volle Nutzungserlebnis ausspielen kann. Um nämlich das voll immersive Erlebnis genießen zu können, sind entsprechende technische Voraussetzungen notwendig. Eine ausreichend stabile und schnelle Internetverbindung sei jetzt mal vorausgesetzt, dazu gebe man eine VR-/AR- oder MR-Brille und ein gut gefülltes Portemonnaie mit digitaler Währung. Warum eine entsprechende Brille? Weil nur so das Erlebnis tatsächlich immersiv sein kann, am heimischen Screen kann das Metaverse nicht das volle Nutzungserlebnis entfalten.
Sind AR/VR-Brillen Nadelöhr oder kurz vor dem Durchbruch?
Möglicherweise pusht das Metaverse den Abverkauf dieser Technik, vielleicht ist aber hier auch ein „Nadelöhr“ gekommen um zu bleiben? Aktuell ist zwar das Interesse an entsprechenden Brillen vorhanden, aber eben noch nicht in tatsächliche Produktkäufe umgeschlagen. Neben der technischen Voraussetzung sollten sich echte USP für Verbraucher abzeichnen, denn, auch das ein Ergebnis der genannten Studien: Bislang sehen viele KonsumentInnen schlichtweg keinen Nutzen an der Partizipation im Metaverse. Die Zukunft wird uns also bald zeigen, ob das Metaverse für die durchschnittlichen KonsumentInnen Science-Fiktion bleibt. Oder aber wir alle bald auf deutlich mehr Hochzeiten tanzen werden.
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