Im Interview Menschen in der Marktforschung: Juliana Brell, SKOPOS NOVA

In der Reihe "Menschen in der Marktforschung" stellen wir Ihnen in loser Folge Personen vor, die hinter den Kulissen dafür sorgen, dass die Räder im Marktforschungsbetrieb nicht stillstehen.

Was wäre Ihre Antwort, wenn Ihre Großmutter Sie fragen würde: "Kind, warum hast Du nichts Anständiges gelernt?"

Bei Großeltern, Eltern und Bekannten zieht "leider" meist die Informatik-Schiene. Denn diese Branche haben viele – trotz durchaus vorhandener Technik-Affinität – noch nicht durchdrungen, verstehen aber glücklicherweise die Relevanz und das Potenzial. Im UX-Bereich sind Psychologie, Informatik, Kommunikation und Design sehr eng vernetzt. Und dadurch, dass ich drei der vier Bereiche als meine "Heimatdisziplin" bezeichnen kann, spiele ich also jeweils die Karte aus, die passt. 

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie nicht in der Marktforschung tätig wären? 

Vermutlich würde ich weiterhin evaluieren, Ergebnisse in Workshop-Form erarbeiten und Handlungsempfehlungen mit auf den Weg geben. Es macht einfach Spaß, andere Produkte und Services oder auch Menschen oder gar ganze Unternehmen weiterbringen zu dürfen – und zu können. Allerdings würde ich in meinem Alternativberuf weniger Produkte oder Services unter die Lupe nehmen, sondern das persönliche Miteinander im Berufsalltag. Dieser Bereich fasziniert mich täglich, sodass ich wohl eine Art Team- und Kompetenz-Building Center eröffnen würde. 

Auf welche Dinge können Sie im Arbeitsalltag auf gar keinen Fall verzichten?

Gerade in einem so schnelllebigen Bereich, wie der User Experience Forschung, ist es wichtig, up to date zu sein und sich, die eingesetzten Methoden und die geleistete Arbeit kritisch zu reflektieren. Daher lautet meine Antwort: Feedback. Klingt schnulzig, meine ich aber ernst. Wenn die Kaffeemaschine ausfällt, trinke ich Tee. Wenn mein Laptop versagt, hole ich mir für ein paar Tage Ersatz. Wenn das Internet in Urlaub ist, setze ich mich ins Café. Aber unabhängig davon, ob von unseren Kunden, meinen Teamkollegen, unserem Head of UX Research oder dem neuen Praktikanten, ohne ernst gemeintes Feedback würde ich – und vermutlich wir alle – unseren Job nur halb so gut erledigen. 

Auf der Arbeit: Barfuß oder Lackschuh?

Wenn’s nach mir geht: Barfuß. Wir haben nämlich leider keine Klimaanlage im Bürogebäude und gerade im Sommer passiert es mir, dass ich mal mehr oder weniger bewusst die Schuhe unter den Tisch fallen lasse. Allerdings nur am eigenen Platz, vor den Kollegen außerhalb des Büros kommt dann der Schuh wieder zum Einsatz. Glücklicherweise ist der Bereich UX Research eine der jüngeren Entwicklungen im breiten Themenfeld der Marktforschung, sodass wir zwar angemessen-seriös zu Meetings gehen, den Blazer aber gern mit Shirt und Sneakern kombinieren. 

Was sagen Sie beim wöchentlichen Stammtisch über das Thema Work-Life-Balance – überschätztes Konzept oder essentieller Bestandteil?

Als ich anfing zu arbeiten, war ich – wie vermutlich ein Großteil der Generation Y – davon überzeugt, dass man lieber 30 als 40 Stunden arbeiten und zudem bloß nicht das Privatleben mit dem Business-Life vermischen sollte. Jetzt habe ich eine spannende Position in einem renommierten Marktforschungsinstitut, für den ich um kurz nach 6 Uhr aufstehe und drei Stunden pro Tag mit der Bahn pendle. In unserer Startup-Atmosphäre, denn wir haben gerade die UX und Usability Unit SKOPOS NOVA gegründet, leiste ich natürlich auch die ein oder andere Überstunde.

Dafür erhielt ich Verantwortung von der ersten Stunde an, arbeite mit einem großartigen Team und lerne auf unserer Reise weiterhin jeden Tag Neues. Im Gegenzug dafür bekomme ich Flexibilität, die mir mehr zurückgibt, als jeden Tag um 17 Uhr den Stift fallen zu lassen. Ob ich eines Tages zu einem Halbtagsjob zurückkehre und davon schwärme, weiß ich natürlich nicht. Momentan bedeutet Work-Life-Balance für mich, dass Arbeit und Leben eng verzahnt einen größeren Mehrwert bietet, als strikt zu trennen und 40 Stunden in der Woche auf das Leben zu warten. 

Zur Person:

Juliana Brell ist seit Oktober bei SKOPOS NOVA spezialisiert auf die Themen Forschung, Product Usability und Service Design Thinking. Sie studierte zunächst an der RWTH Aachen den Studiengang Technik-Kommunikation und absolvierte anschließend ein Masterstudium in Kognitions- und Medienwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Juliana Brell verfügt außerdem über einen großen Erfahrungsschatz in den Bereichen psychologische Forschungsmethoden und Interaction Design.

Veröffentlicht: Oktober 2017

 

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