Die Branche zwischen Teil-Lockdown und Adventszeit "Meine Frau hat mich sehr früh aus dem Home-Office rausgeschmissen"

Wie groß war die Umstellung für Ihr Unternehmen wieder zurück in den Teil-Lockdown?
Jens Krüger: Eher gelassen. Wir haben an unserem Konzept einer Mischung HO und Präsenztagen in wechselnden Teams eigentlich seit April bis heute festgehalten. Und - Wir haben in Luftfilter investiert. Ansonsten versuchen wir uns - wie auch die meisten Kunden glücklicherweise in YE-Normalität - und tun alles dafür, dass wir weiter im wahren Leben forschen können.
Sebastian Sorger: Unsere internen Arbeitsprozesse sind von unserer IT-Infrastruktur her so unterstützt, dass jede*r von Zuhause aus arbeiten kann. Das klappt prima. Im Büro haben wir ein Hygienekonzept - manche kommen also auch rein. Kunden treffen wir virtuell, auch das funktioniert. Wir beobachten ansonsten die konjunkturelle Entwicklung.
Mit dem neuen Impfstoff ist hoffentlich die Trendwende in der Corona Pandemie erreicht.
Was vermissen Sie im Lockdown-November am meisten?
Jens Krüger: Herbst- und Weihnachtsmärkte, Nachmittage mit den Kids und Freunden an der Feuertonne, gemeinsames Koch-Battle mit den Nachbarn (Ich hätte mich gerne für mein letztjähriges Rouladen-Battle revanchiert).
Sebastian Sorger: Reisen und persönliche Treffen mit Freunden, Kunden und Kollegen und die Möglichkeit für Gespräche beim After Work Drink. Meinen Boxclub und das Fitnesscenter. Training im Home-Gym funktioniert - ist aber nicht das Gleiche.
Was haben Sie im Home-Office liebgewonnen? Was hat sich im Home-Office-Alltag besonders bewährt?
Jens Krüger: Ich persönlich war eher selten im HO. Meine Frau, die unser Haus zu Ihrem persönlichen HO erklärt hat, hat mich sehr früh rausgeschmissen ;-)
Sebastian Sorger: Gleich nach dem Frühstückskaffee loslegen - das ist sehr effizient. Man bekommt gefühlt deutlich mehr und das auch schneller abgearbeitet.
Was funktionierte im Home-Office nur unter schwersten Anstrengungen?
Jens Krüger: Präsenz zuhause schürt immer Erwartungen in der Familie - die fehlende Trennung zwischen Privaten und Beruflichen hebt sich praktisch auf und enttäuscht oft die Erwartungen der anderen. Das ist doof. Meine Frau hat das besser hinbekommen. Aber wie heißt es so schön - Never miss a crisis, ich kriege bestimmt eine zweite Chance (fail-fast und so)
Sebastian Sorger: Es gibt Themen, bei denen ein Webmeeting einfach nicht das richtige Format für ein Gespräch ist. Ich habe im März pünktlich zur Pandemie mit allen damit einhergehenden Einschränkungen angefangen und wünsche mir bald noch mehr Gelegenheiten zum persönlichen Beziehungsaufbau mit Kunden und Mitarbeitern.
Was ist nach der Erfahrung von neun Monaten Corona-Pandemie Ihr Marketing-Hack, um auch in Zeiten von Kontaktverboten und ausgefallenen Messen dennoch Kunden zu begeistern?
Jens Krüger: Sehen. Verstehen. Machen. Sollten wir ja eigentlich können ;-) Also, innehalten, nachdenken und weitermachen. Wir haben in meinem ersten Jahr bei Bonsai viel erreicht und jetzt viele Weichen für unser Durchstarten in 2021 gestellt. Ich bin mir sicher, dass wir sehr präsent, gestärkt und motiviert und auch mit einer größeren, breiter und divers aufgestellten Mannschaft in 2021 starten werden.
Ich persönlich habe meine Präsenz, insb. bei LinkedIn deutlich erhöht.
Und sonst - nach 24 Jahren Kantar war es sehr spannend die eigene Echokammer zu verlassen - es gibt echt viel zu entdecken da draußen.
Sebastian Sorger: Die wesentliche Grundlage dafür sind unsere erfahrenen und kompetenten Mitarbeiter*innen, die sich gut um unsere Kunden kümmern und durch gute Beratung und Service zu diesen eine belastbare Arbeitsbeziehung aufgebaut haben. Dadurch kommt es zu Folgeaufträgen oder auch Empfehlungen. Dafür bin ich allen Mitarbeiter*innen sehr dankbar. Darüber hinaus gehen wir verstärkt direkt mit verschiedenen Methoden auf mögliche neue Kunden zu. Hier finden Ersttreffen seit Corona fast nur virtuell statt. Das funktioniert - ab einem gewissen Reifegrad der Zusammenarbeit muss man sich aber m.E. auch direkt in die Augen sehen. Hoffentlich kommt das bald wieder.
Kommen wir zum geselligen Teil: Wie sehen die Pläne für die diesjährige Firmen-Weihnachtsfeier aus?
Jens Krüger: Gute Frage - hat das nicht noch Zeit? Oje - Weihnachten kommt immer so überraschend. Mal schauen, was von den Kollegen kommt - ich mache (fast) alles mit.
Sebastian Sorger: Vom Herzen her möchten wir in jedem Fall eine Weihnachtsfeier organisieren, insbesondere nach diesem ungewöhnlichen Jahr mit allen seinen Veränderungen und Herausforderungen. Vom Kopf her muss man sich natürlich schon die Frage stellen, ob das im Dezember überhaupt realistisch klappen kann. Vielleicht machen wir auch diesmal nur eine kleinere Feier im Büro. In jedem Fall sollten wir diese Feier nächstes Jahr nachholen - dann aber richtig!
Wie war das Jahr insgesamt für Ihr Unternehmen: Sekt oder Selter?Champagner oder Feuerzangenbowle?
Jens Krüger: Gin tonic! Hm, gibt es schon einen Signature Drink für Resillience?
Sebastian Sorger: Ein bisschen von allem.
Wenn Sie das Jahr 2020 in einem Song- oder Filmtitel zusammenfassen müssten, welcher Titel wäre das? Und warum gerade dieser Titel?
Jens Krüger: Eye of the tiger - ist mir spontan eingefallen. Echt jetzt.
Sebastian Sorger: Der Film "Miracle". Dieser basiert auf dem Sieg der US-amerikanischen Olympia-Eishockeymannschaft 1980 gegen die Sowjetunion. Er ist ein hervorragendes Beispiel für ein Team, das alle Phasen des Teambuildings nach Tuckman durchlebt: Forming, Storming, Norming, Performing - in einem extrem herausfordernden Kontext. Der Film zeigt dabei positive Werte wie Teamwork, Disziplin, Tapferkeit, Entschlossenheit aber auch die Notwendigkeit manchmal harte Entscheidungen zu treffen, um zum Champion aufzusteigen.
Das Interview wurde getrennt voneinander schriftlich geführt und später zusammengefügt.
Über die Personen


mvw
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