Studie OpinionTRAIN 2021 Mehr Covid-19-Impfgegner als gedacht

Welche Maßnahmen können jetzt noch zur Erhöhung der Impfquote führen? (Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Uwe Koch/ Eibner-Pressefoto)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rief am vergangenen Wochenende zögernde Menschen auf, möglichst bald ein Impf-Angebot wahrzunehmen. Fünf Millionen Impfungen und mehr seien in Deutschland nötig, um sicher über die nächsten Monate zu kommen. Außerdem gebe aus seiner Sicht nur eine „sehr geringe Zahl“ von Menschen, die Impfungen grundsätzlich und hart ablehnten, der Rest sei erreichbar. Eine genaue Bezifferung, wie groß der Anteil der Impfgegner und Impfgegnerinnen in der Bevölkerung ist, bleibt allerdings offen.
Die Ergebnisse der Studie von Rogator und der exeo Strategic Consulting AG im Überblick:
Etwa jeder vierte Befragte ist nicht gegen COVID-19 geimpft
Im Vergleich der untersuchten Länder liegt die Impfquote in Deutschland mit 76 Prozent im Mittelfeld (Anteil mind. einmal Geimpfter an der Bevölkerung ab 18 Jahre – das RKI weist eine Impfquote von aktuell 66 Prozent (mind. einmal geimpft) bezogen auf die Gesamtbevölkerung aus). 65 Prozent der Erwachsenen sind in Deutschland vollständig geimpft, elf Prozent haben eine von zwei Dosen erhalten. Trotz anhaltender Appelle zum Impfen sind 24 Prozent der Befragten dem noch nicht nachgekommen.
Der Anteil der Nichtgeimpften ist z.B. abhängig von der Altersklasse und der Parteien-Präferenz, allerdings weniger vom Einkommensniveau. Aufgrund der Impf-Priorisierung ergibt sich heute eine klare Altersabhängigkeit bei der Impfquote. Sie ist am geringsten bei Menschen unter 30 Jahren und am höchsten bei den Menschen ab 60 Jahren. Aber selbst bei den 60+-Jährigen liegt der Anteil der Nichtgeimpften bei 16 Prozent. Umgerechnet sind das etwa vier Millionen Menschen.
Befragte mit Präferenz von Bündnis 90/Die Grünen (elf Prozent) und der CDU/CSU (zwölf Prozent) weisen einen unterdurchschnittlichen Anteil der Nichtgeimpften auf, während dieser Anteil bei der Wählerschaft der AfD besonders hoch ist (53 Prozent). Gleichzeitig ist die Impfquote relativ unabhängig vom Haushaltseinkommen. Damit ergeben sich wenig Anzeichen für das Narrativ, die zu geringe Impfquote wäre ein Thema von bildungsschwächeren Schichten, isolierten Personen oder kommunikativ schlecht erreichbaren Menschen.
Mehr als jeder Zehnte gehört zum harten Kern der Impfgegner
In Deutschland geben 45 Prozent der Befragten ohne bisherige Covid-19-Impfung an, dies auch zukünftig nicht zu beabsichtigen. Insgesamt errechnet sich damit für Deutschland ein Anteil von etwa elf Prozent, die nicht geimpft sind und sich kaum überzeugen lassen. Ca. 14 Prozent der Nichtgeimpften beabsichtigen eine Impfung in der nächsten Zeit, vier Prozent sind von Corona genesen und 37 Prozent beabsichtigen, noch länger mit dem Impfen zu warten.
Diese Zahlen verdeutlichen einen unveränderten Widerstand gegen Covid-19-Impfungen. Hier steht Deutschland allerdings nicht isoliert da. Am höchsten ist der Anteil der Impfgegner und Impfgegnerinnen in Österreich (15 Prozent), am geringsten in Schweden (sieben Prozent). Dabei zieht sich der signifikante Anteil dieser durch weite Teile der Bevölkerung. Er ist in Deutschland bei Personen mit Tätigkeit im Gesundheitssystem genauso zu identifizieren, wie bei Menschen mit höherem Bildungsabschluss. Eklatant hoch ist dieser Anteil allerdings mit 34 Prozent bei der AfD-Wählerschaft.
Persönliche Betroffenheit in Deutschland geringer als in den Vergleichsländern
Dass die Ziele hinsichtlich der Durchimpfung in der Bevölkerung nur schleppend erreicht werden, könnte paradoxerweise damit zusammenhängen, dass Deutschland mit vergleichsweise geringem Anteil mit Covid-19-Infektionen gut durch die Krise gekommen ist. In Deutschland geben sechs Prozent der Befragten an, bereits positiv auf Covid-19 getestet worden zu sein. Jede zweite Person gibt an, eine Person mit Ansteckung zu kennen. Etwas weniger als die Hälfte der Deutschen kennen persönlich niemanden, der sich mit dem Virus infiziert hat. In Schweden, das lange einen Sonderweg in der Corona-Bekämpfung verfolgt hat, aber später durch besonders hohe Infektionszahlen getroffen wurde, ist das anders. Weniger als ein Drittel der Bevölkerung in Schweden kennt keine Personen, die sich am Virus angesteckt haben.
Kein klares Votum für eine Impfpflicht
Bezüglich der Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote besteht in Deutschland kein klares Votum für eine generelle Impfpflicht (etwa ein Drittel spricht sich dafür, ein Drittel wiederum dagegen aus), aber eine Zustimmung für eine Impfflicht für bestimmte Berufsgruppen (Pflege, Medizinischer Dienst): Knapp 60 Prozent stimmen dieser Maßnahme zu, 22 Prozent lehnen diese ab.
Auch die Aufhebung der Beschränkungen für Personen mit vollständiger Impfung/Genesene oder die Einführung kostenpflichtiger Tests für Ungeimpfte erreichen einen deutlichen Zuspruch. Der Vorschlag, eine Impf-Prämie von 500 Euro zu zahlen, fällt allerdings durch (24 Prozent Zustimmung, 56 Prozent Ablehnung). Ähnliche Ergebnisse werden auch für Schweden gemessen. Hier fällt allerdings auf, dass die schwedische Bevölkerung einer generellen Impflicht relativ positiv gegenübersteht (46 Prozent Zustimmung, 22 Prozent Ablehnung), für eine Impflicht für spezielle Berufsgruppen findet sich ebenso eine breite Akzeptanz (60 Prozent Zustimmung, 14 Prozent Ablehnung).
Hier können Sie den Studienbericht kostenfrei herunterladen!
Methodik
Erhebungsmethode | Online-Befragung |
Befragte Zielgruppe | Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren |
Stichprobengröße | n= 2.500 |
Feldzeit | August/September 2021 (dritte Erhebung) |
Land | Deutschland, Österreich, Schweiz und Schweden |
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