Interview mit Zacharias de Groote, Managing Director Liveloop GmbH "Marktforschungssoftware sollte gegenüber anderen digitalen Freizeitangeboten so wettbewerbsfähig wie möglich sein."

marktforschung.dossier: Herr de Groote, warum haben Sie Liveloop 2012 gegründet? Und wie haben Sie die Anfangszeit erlebt?
Zacharias de Groote: Das mag vielleicht zuerst einmal banal klingen: Aber als wir die ersten qualitativen Online-Marktforschungsprojekte gesehen haben, dachten wir: Großartig. Das sind Projekte, an denen würden wir selbst gern teilnehmen. Gleichzeitig waren wir fasziniert davon, welche neuen Potenziale für Unternehmen und Marken in diesen Beteiligungs- und Interaktionsmöglichkeiten liegen – und das ist heute auch noch immer so. Deswegen haben wir uns in das Thema, wenn auch nicht mehr ganz jung, aber auf jeden Fall wild hineingestürzt.
Als neues Unternehmen mit einem innovativen technologischen Ansatz in die Marktforschungsbranche einzusteigen – das war anfangs schon eine Herausforderung. Die Lernkurve war gerade in der ersten Anfangszeit sehr steil: Software musste in sehr kurzen Zyklen weiterentwickelt werden, Team und Prozesse mussten sich einspielen, Kapazitäten geschaffen werden – und das alles möglichst schnell. In dieser Phase war die Entwicklung sehr dynamisch und nicht alle Annahmen, die wir vor der Gründung getroffen hatten, bewahrheiteten sich sofort. Unsere größte Aufgabe war es dabei, in sehr kurzer Zeit technisch zum etablierten Wettbewerb aufzuschließen und uns gleichzeitig unsere Differenzierung zu erhalten. Wir freuen uns, dass uns das mittlerweile gelungen ist.
marktforschung.dossier: Liveloop ist jetzt seit knapp zwei Jahren auf dem Markt. Wie hat sich das Unternehmen seitdem strategisch entwickelt?
Zacharias de Groote: Unsere Begeisterung für die Nutzerperspektive haben wir uns auf jeden Fall erhalten. Neben allen Nutzenargumenten sind wir weiter überzeugt davon, dass Marktforschungssoftware gegenüber anderen digitalen Freizeitangeboten so wettbewerbsfähig wie möglich sein sollte – damit sich die Menschen, die Unternehmen und Marken eigentlich erreichen wollen, auch in Zukunft an solchen Projekten beteiligen.
Wir entwickeln also weiter das, von dem wir glauben, dass wir es besser können als andere: Attraktive Lösungen für die Online-Marktforschung, die sich in Usability, Anmutung und im Unterhaltungswert gegenüber den sozialen Netzwerkangeboten behaupten können, die immer mehr Menschen in ihrem Alltag täglich nutzen. Die optimalerweise die besten Interaktionskonzepte der digitalen Kommunikation für die Markforschung nutzbar machen. Und die Forschern ermöglichen, innovativ und effizient mit Probanden zu arbeiten und sehr nah an ihren Lebensalltag heranzurücken. Hier sehen wir unsere Stärken.
Im Bezug auf das Institutsgeschäft sind wir inzwischen meist auch als Serviceanbieter tätig. Von der Rekrutierung über das Projektmanagement bis hin zu internationalen Moderatoren unterstützen wir unsere Kunden so, dass sie sich ganz auf das eigentliche Projekt konzentrieren können. Für dieses Modell sehen wir auch weiter Potenzial.
marktforschung.dossier: Welche Kernziele verfolgen Sie für Ihr Unternehmen in diesem Jahr?
Zacharias de Groote: Wir haben zwei größere Themen auf der Agenda: Erstens, weiter methodische Tools und Lösungen zu entwickeln, die für Teilnehmer attraktiv und für die Marktforschung nutzenstiftend sind. Dabei interessiert uns nicht ausschließlich nur die Technologie – wir experimentieren auch in der Umsetzung. Kann man die Zubereitung eines Familienabendessens einfach virtuell und live begleiten? Ist es möglich und sinnvoll, B2B-Kunden als Trendscouts auf eine Fachmesse schicken? Wie gut werden Mobile First-Video-Diaries von Lead Usern angenommen? Kann man Kunden online frühzeitig und nachhaltig an Innovationsprozessen beteiligen? Das sind Fragen, die wir für unsere Kunden beantworten können - und an solchen Themen werden wir auch weiter mit unseren Partnern, z.B. dem Institut für Kooperationsforschung der Fachhochschule Nordwestschweiz arbeiten.
Das zweite große Thema ist Projekteffizienz. Geschwindigkeit kann einer der besonderen Vorteile der qualitativen Online-Marktforschung sein – und der Bedarf an schnelleren Projektresultaten steigt. Ob das die enge Anbindung an unterschiedliche Rekrutierungsquellen ist, eine schlanke Projektmanagement-Oberfläche, die die Moderation deutlich erleichtert, automatisierte Workflows oder flexible Auswertungs- und Reporting-Funktionalitäten: Technologie kann den Wunsch nach Effizienz sehr gut unterstützen. Dem Thema Projekteffizienz haben wir uns bereits in den vergangenen Monaten intensiv gewidmet. Entsprechende Weiterentwicklungen stellen wir im aktuellen Release unserer Software-Suite vor, das diesen Monat erscheint.
marktforschung.dossier: Und was erwarten Sie perspektivisch in Bezug auf den deutschen Markt?
Zacharias de Groote: Im Projektgeschäft sehen wir drei größere Trends: Erstens sehr schlanke innovative Projekte – zum Beispiel ein 3-Tages-Blog- oder eine kurze Forendiskussion mit einem Workshop-begleitenden Livechat, ein einwöchiges Videodiary-Projekt oder die Erweiterung einer quantitativen Studie mit Webcam-Interviews. Zweitens größere, längerfristige Projekte, die häufig mehrsprachig angelegt sind und in denen verschiedene Methoden der Einzel- und Gruppeninteraktion in mehreren Projektphasen kombiniert und in verschiedenen Teilnehmersegmenten auch variiert werden. Und drittens dauerhafte Kundenforen, in denen Kunden und Stakeholder direkt in Entscheidungsprozesse einbezogen werden und mit denen man sehr schnell qualitatives und quantitatives Feedback bekommt.
Wir sehen, dass Institute jetzt immer öfter die Vorteile unserer Lösungen nutzen, um für ihre Kunden innovative Angebote entwickeln, die einen ganz individuellem Nutzen haben – zum Beispiel über den Methodenmix, die Geschwindigkeit, Effizienz oder Internationalisierung. Solche Lösungen sind in einem einigermaßen gesättigten Markt sicherlich eine sehr gute Differenzierungsmöglichkeit. Wir erwarten daher auch, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird.
marktforschung.dossier: Herr de Groote, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
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