Kommentar von Holger Geißler, marktforschung.de Marktforschung Superstars

Was machen Superstars? Sie geben Autogramme. Und was hat das mit der Marktforschungsbranche und den 44 Marktforschungspromis für die Bühne zu tun? Lesen sie selbst.

Die Gruppe Wind, deutscher Vertreter beim ESC des Jahres 1985 mit dem Lied "Für alle", bei einer Autogrammstunde im Jahr 2019. (Bild: picture alliance / Geisler-Fotopress | Matthias Wehnert/Geisler-Fotopress)

Unverlangt eingesandt

Als marktforschung.de bekommen wir fast täglich Anfragen, die eigentlich nicht für uns bestimmt sind. Gerne rufen Menschen an, die sich wegen einer Telefonumfrage bei uns beschweren, Testkäufer fragen, wo ihr Geld bleibt oder Panelisten fragen, warum ihre Panelpunkte noch nicht aufs Konto überwiesen wurden. Oft rufen auch Menschen an, weil sie uns fälschlicherweise für die GfK halten. Im Laufe der Jahre haben wir für solche Fälle eine ganze Reihe von Texten erarbeitet vorbereitet, die wir als Antwort bereithalten.

Nur Stars werden um Autogramme gebeten

Am vergangenen Dienstag bekamen wir aber folgende ernstgemeinte Zuschrift, die selbst uns überraschte.

Der Betreff lautete: Autogrammanfrage.

Die Mail enthielt folgenden Text:

Bitte um Mitteilung ob es von Carmen Schenkel und Eva Daniela Bock auch eine Autogrammkarte oder dergleichen gibt; wenn ja wie kann ich diese bekommen.
Vielen lieben Dank und alles Gute.

Der Absender entpuppte sich nach einer kurzen Suche im Internet als passionierter Autogrammjäger, dessen Sammlung nach unserer Einschätzung relativ groß und breit angelegt sein dürfte.

Carmen Schenkel, september (Bild: september)

Carmen Schenkel

Leider blieben unsere Fragen nach Details seiner Sammelleidenschaft unbeantwortet. Von daher wissen wir auch nicht, warum gerade um Autogramme von Carmen Schenkel, ihres Zeichens Geschäftsführerin bei september Strategie & Forschung GmbH und von Eva Daniela Bock, Director New Work, ebenfalls bei september, gebeten wurde.

Die Suche bei Google ergab lediglich einen Treffer, in dem beide Forscherinnen gemeinsam auftauchen (eine Nachricht von marktforschung.de), aber weder ein gemeinsames Fernsehinterview, Podcast, Buch oder Lied, wie z. B. eine Neuaufnahme des September Song von Kurt Weill.

Ein bisschen mehr Starkult könnte nicht schaden

Sucht man in unserer Picture-Alliance-Bilddatenbank nach „Autogrammstunde“, so ist man überrascht, wer alles eine Autogrammstunde anbietet: Gefühlt jeder Erst-, Zweit- und Dritt-Liga Fußball-, Handball- und Eishockey-Verein tut das, dann gibt es Autogrammstunden von Menschen, die ihren Partner über das Fernsehen suchen (Bachelor), Köche, Designer, ehemalige ESC-Künstler aus der Vergangenheit, Autoren und viele Influencer. Da ist der Schritt zur Insights Industry klein und es überrascht plötzlich weniger, dass ein Autogrammjäger von außerhalb der Marktforschungswelt nach einem Autogramm von zwei Forscherinnen nachfragt. Warum eigentlich nicht?

Die Anfrage löste eine Assoziationskette bei mir aus: Wir wäre es, wenn Marktforschungsinstitute von ihren bekanntesten Forschern tatsächlich Autogramm-Karten anfertigen lassen würden?

Ein bisschen mehr Starkult könnte der Branche ja nicht schaden.

Es gab schon einmal Stars in der Branche

In Österreich wird eine Marktforscherin schon mal Familienministerin und dürfte vermutlich Stammgast bei den Ballnächten der Alpenrepublik sein. 

Auch die Branche in Deutschland war bzgl. des Glam-Factor schon mal weiter.  Immerhin zwölfmal von 2005 bis 2018, verlieh der Berufsverband der Marktforscher, der BVM, den Preis für die Marktforschungspersönlichkeit/Organisation des Jahres, quasi den Bravo-Otto der Insights Industry.

Es ging los im Jahre 2005. Erster Preisträger war Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff, vormals Marktforscher, Buchautor und Duz-Freund von Tina Müller bei Henkel, heute u. a. internationaler Gastdozent und Gitarrist bei der Rock-Blues-Coverband „Mind The Gap“.

Der Glam-Faktor wurde danach aber nicht mehr größer.

Bei der vorletzten Verleihung 2015, ging der Preis an das Lehrbuch „Multivariate Analysemethoden“, kurz der „Backhaus“ genannt. Ähnlich unglamourös fiel die Wahl 2018 aus, als der Preis zum letzten Mal vergeben wurde: Preisträger war „The R Foundation for Statistical Computing”. Danach war erst einmal Schluss.

Wer hat genügend Star-Appeal?

Wenn man sich fragt, was nach „R“ noch kommen kann, landet man wieder bei „S“ und damit z. B. bei Carmen Schenkel. Oder Schanina Mütze von Civey, aber halt, die wird ja mit J vorne geschrieben.

Es gäbe genügend legitime Nachfolgende von Hans-Willi Schroiff, R und dem Backhaus.

Der BVM selbst hat in seinem aktuellen Jahrbuch der Marktforschung unter der Überschrift „44 Marktforschungspromis für die Bühne“ schon mal eine aktuelle Shortlist erstellt. Schöne Vorarbeit! Zieht man die bisherigen Preistragenden und bereits verstorbene Persönlichkeiten ab, bleiben noch 38 Personen übrig.

Auf der Liste finden sich z. B. Ines Imdahl vom Rheingold Salon, die ebenso wie Janina Mütze (auch auf der Liste) von Civey regelmäßig im TV zu sehen ist. Imdahl hat außerdem ein viel beachtetes Buch geschrieben. Janina Mütze ist nicht nur für junge Marktforscherinnen ein adäquates Role-Model.

Bei den Männern drängt sich vielleicht Herbert Höckel von moweb research & AMR auf (leider nicht auf der Liste), ebenfalls Buchautor und Begründer der Partyreihe „WeloveResearch“, die den Glam-Faktor der Branche in der Corona-Zeit zumindest etwas am Leben gehalten hat. Oder Jonathan Kurfess (auf der Liste), falls Appinio tatsächlich zum Aufsteiger 2022 des deutschen Gründerpreis gekürt wird.

Schreiben Sie gerne in die Kommentare, wer aus Ihrer Sicht der nächste Superstar der Marktforschung werden könnte.

Ich bin gespannt auf den nächsten Star der Marktforschung und wünsche mir bis dahin Autogrammkarten an jedem Stand auf der succeet in München.

 

Über die Personen

Holger Geißler ist Geschäftsführer und Mitgründer des Smart News Fachverlag, der die beiden Branchenportal marktforschung.de und CONSULTING.de betreibt. Er ist außerdem Mitglied in der Geschäftsführung der succeet GmbH, Veranstalter der Leitmesse der Insight Industry.

Holger Geißler ist Geschäftsführer und Mitgründer des Smart News Fachverlag, der die beiden Branchenportal marktforschung.de und CONSULTING.de betreibt. Er ist außerdem Mitglied in der Geschäftsführung der succeet GmbH, Veranstalter der Leitmesse der Insight Industry.

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