Marktforschung in Österreich: "Wir mögen einander sehr!"

Marktforschung in Österreich? Unterscheidet sich dieser Markt vom deutschen, und wenn ja wie? Wir haben uns Österreich ausgesucht und fragten nach bei Dr. Bertram Barth. Er ist einer der Geschäftsführer bei Integral Marktforschung in Wien, außerdem ist er Vorstandsvorsitzender des Verbands der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs.

Bertram Barth, Integral, VdMI
Bertram Barth, Integral, VdMI

 

marktforschung.de: Herr Barth, wie unterscheidet sich der zu erforschende Markt in Österreich von dem anderer Länder? Was ist typisch österreichisch für einen Marktforscher?

Barth: Österreich ist ein kleiner Markt mit einem Volumen von ca. 100 Millionen Euro, das ist ein 25. Teil des deutschen Marktes. Der Kostendruck ist sehr hoch, was die österreichische Marktforschung zu einer hohen Effizienz zwingt. Wir haben in unserem Markt einen großen Player, das ist die GfK, und viele kleinere Institute, zu einem guten Teil inhabergeführt. Die Institute in Österreich sind großteils Komplettanbieter, bieten also die gesamte Projektabwicklung von der Datenerhebung bis zum Bericht bzw. zur datengestützten Beratung an. Die Auslagerung der Datenerhebung, die in Deutschland schon ganz normal ist, entwickelt sich in Österreich erst allmählich. Viele Institute haben auch einen engen Bezug zu Osteuropa. Die Auftraggeber kommen zu einem höheren Anteil als in anderen Ländern aus dem Dienstleistungsbereich, weniger aus der Produktion. Das wären einmal die wichtigsten Charakteristika der österreichischen Mafo.

marktforschung.de: Eine große Mehrheit der Deutschen liebt Österreich, die Landschaft, das Essen, die Aktivangebote. Welche Rolle spielt der Tourismus für Ihre Branche? Und gleich die Anschlussfrage: Wie untersucht man einen Markt, dessen Nachfrager mehrheitlich aus dem Ausland kommen? Wann und wo befragt man sie? 

Barth: Ich verstehe, man aus deutscher Sicht gleich an den Tourismus denkt, aber diese Branche macht nur einen sehr kleinen Umsatzanteil an der gesamten österreichischen Mafo aus. Die Marktforschung kann hier etwa vor Ort befragen, also direkt die Touristen in ihren Destinationen, oder auch mittels Potenzialabklärungen oder Werbeerfolgskontrollen in den wichtigsten Herkunftsländern.

marktforschung.de: Man sagt ja, dass wir Deutschen für viele Österreicher "Piefkes" sind, es gibt offenbar einige Vorbehalte, wie sieht das bei Ihnen aus? Mögen Sie Ihre Mafo-Kollegen aus Deutschland?

Barth: Also die österreichische Mafo ist international so gut vernetzt, dass sich eigenartige, nationale Vorurteile kaum bilden bzw. halten können, weder gegen Briten noch gegen Polen noch gegen Deutsche etc. Gerade mit Deutschland arbeiten wir sehr eng zusammen. Viele österreichische Marktforscher arbeiten in Deutschland und umgekehrt. Ich persönlich bin in Deutschland aufgewachsen und bin nach meinem Studium in Wien geblieben. Bei INTEGRAL in Wien arbeiten wir eng mit den Kolleginnen und Kollegen unser Schwester SINUS in Heidelberg und Berlin zusammen, und ich kann nur sagen, wir mögen einander sehr!

marktforschung.de: Vielen Dank!

 

 

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