Was sonst noch war Markenartikel, Sinus-Milieus, Kapsel-Psychologie

Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel: Weil die Großmacht Aldi sich dazu entschlossen hat, mehr Markenartikel in die Regale zu nehmen und deren Absatz mit niedrigen Preisen befeuert, befinden sich viele Markenhersteller in einer äußerst riskanten Situation. "Trotzdem scheint sich das Discountergeschäft für die Markenhersteller zu lohnen", schreibt Laura Terberl für die "Süddeutsche". "Erstmals seit 2009 ist der Marktanteil der Markenhersteller wieder gestiegen, hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt." GfK-Experte Wolfgang Adlwarth erklärt in dem Text die derzeitige Situation am Markt. Und die "Wirtschaftswoche" unterfüttert einen Bericht mit weiteren Studienergebnissen: "Unruhig machen sollte die Premium-Anbieter, dass nach einer aktuellen Marktuntersuchung des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) und der Unternehmensberatung KPMG mehr als 80 Prozent der Verbraucher keine großen Unterschiede mehr zwischen der Qualität von Markenprodukten und Handelsmarken sehen."
Wenn sich "Konservativ-Etablierte" um den Wert ihrer Immobilien sorgen
Die Sinus-Milieus geben nicht nur Aufschluss über das Konsumentenverhalten. Sie lassen sich auch einsetzen, um ganz generell die Haltungen und Einstellungen unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen zu messen. Und hier hat die "Zeit" ganze Arbeit geleistet: Eine Grafik zeigt, welche Sinus-Milieus eher eine positive Meinung zu Flüchtlingen haben als andere – ganz konkret anhand der Hamburger Stadtteile: "Die wohlhabende Gruppe der Konservativ-Etablierten nimmt mit Blick auf Einwanderer eine mittlere Position ein. Typisch für dieses Milieu ist allerdings die Sorge um den Wert der eigenen Immobilien."
Warum Analysen nicht unbedingt weiterhelfen
Die Kaskade der Standardanalysen, die gerade Marktforschungsinstitute über Datensätze jagen, ist beeindruckend. Dabei liegen die wahren Erkenntnisse manchmal außerhalb der üblichen Prozeduren und sind für das menschliche Auge nur schwer zu erkennen, wie ein spannender Aufsatz von Lena Groeger zeigt: "Our brains fool us all the time. And we typically have no idea that it's happening."
Kapseln statt Kannen
"Früher stand die Kaffeekanne im Zentrum eines gemeinschaftlichen Treffens, heute wird die individuelle Tasse Kaffee als Einzelportion zum Standard." Dieses Zitat stammt von Jens Lönneker (Rheingold Salon), der für einen Hintergrundbericht der "Welt" in die Psychologie der Kaffekapseln eintaucht. Autor Birger Nicolai beleuchtet das Kapsel-Phänomen aus allen Blickwinkeln – lesenswert.
Alte Bewertungsmuster in neuen Wertewelten
Jetzt geht es um Operationalisierung, das Überführen von Bewertungskriterien in konkrete Messbarkeit. Ein Vorgang, der sich täglich wiederholt, und das oft unbewusst: Bei Kaufentscheidungen, in Bilanzmeetings, beim Erstellen eines Diagramms. Selten wird allerdings hinterfragt, ob die Art und Weise des Bewertens überhaupt Sinn ergibt. In einem Aufsatz geht Wolf Lotter dem Problem in der "Brand Eins" auf den Grund: "Bewerten ist der evolutionäre Normalzustand, der nur dank sehr außergewöhnlicher und für uns recht günstiger Umstände – Wohlstand durch Marktwirtschaft – ein wenig in den Hintergrund getreten ist." Und falls Sie noch nicht genug haben, hören Sie sich den Podcast von "Brand Eins" in der Soundcloud an (42 Minuten).
Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück, marktforschung.de
Übrigens: Meistgeklickter Link von vergangener Woche war der Blogbeitrag "Six things to know about p-values" von Joe Hopper.
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