Prof. Dr. Matthias Fank, TH Köln Licht und Schatten beim Umgang mit Studierenden auf der Succeet

Auf der Succeet zeigt sich bei dem Umgang mit Studierenden viel Licht, aber auch Schatten (Bild: marktforschung.de)
Diese Ziele verfolgen Unternehmen auf Messen
Eine Messe ist eine Veranstaltung im wirtschaftlichen Sinne, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Produkte und ihr Unternehmen zu präsentieren. Die mit einem Messeauftritt verbundenen Ziele können dabei sehr unterschiedlich sein: Im Vordergrund steht meistens die Kundenakquise. Eine Messe kann aber auch dazu genutzt werden, sich als Unternehmen zu präsentieren und um mit der Fachpresse in Kontakt zu kommen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kundenpflege. Aber auch im Kampf um den Nachwuchs spielen Messen eine immer wichtigere Rolle und kaum eine Messe verzichtet auf die Möglichkeit, auch den Nachwuchs mit einzubeziehen.
Eine Exkursion zur succeet ist für MuM-Studierende Tradition
Seit 2015 fahren die Studierenden des Master Markt- und Medienforschung (MuM) der TH Köln gemeinsam zur Messe nach München. Ein Besuch ermöglicht ihnen, das breite Spektrum der Branche einmal live zu erleben. Durch Fachvorträgen können sie zudem Einblicke in aktuelle Themen und Praxisprojekte erlangen.
Auch im Oktober 2021 blieb die Möglichkeit natürlich nicht ungenutzt und organisiert durch Studierende machten sich 22 Kommilitoninnen auf den Weg. Im Nachgang hat das Organisationsteam eine Befragung durchgeführt, über die heute etwas ausführlicher berichtet werden soll. Von den 22 Studierenden, die nach München mitgefahren sind, haben 18 an der Umfrage teilgenommen, sodass sich ein gutes Stimmungsbild ergibt.
44 Prozent haben schlechte Erfahrungen gemacht
Eine Frage beschäftigte sich konkret mit dem Aspekt, inwieweit die Studierenden schlechte Erfahrungen an den Messeständen und mit den Mitarbeitenden dort gemacht haben.

Von den Befragten gaben 44 Prozent an, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. (Quelle: TH Köln)
Was haben sie an den Ständen erlebt? Im folgenden einige O-Töne.
- "Wir kamen in einer 3er Gruppe zu dem Stand vom Institut [Name wurde entfernt] und haben uns dort etwas umgeschaut. Der Stand war leer (bis auf die zwei Aussteller waren dort keine Besucher). Einer der beiden Männer schaute nur kurz auf unser Schild, dann ignorierte er uns wieder. Wir wurden nicht einmal von den beiden begrüßt. In dem Moment haben wir uns sehr unerwünscht gefühlt und sind wieder gegangen."
- "Teilweise hatte ich das Gefühl, als Studentin nicht erwünscht und Mensch zweiter Klasse zu sein."
Das ist ein erschreckendes Ergebnis. Eine tiefergehende Betrachtung des Ergebnisses zeigt, das es sich hierbei nicht um Studierende handelt die die Messe schlecht bewertet haben, als vielmehr einzelne Aussteller sich nicht aufgeschlossen gegenüber Studenten gezeigt haben. Andere Austeller hingegen zeigten sich sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gegenüber den Studierenden.
- "Uninteressante Stände, desinteressierte Aussteller, Unfreundlichkeit [sic!] Studierenden gegenüber"
- "Die Stände waren unterschiedlich, einige war echt ziemlich offen und interessant (VR), andere wiederum haben sich gar nicht für uns interessiert."
- "Manche Aussteller waren cool, andere haben einem das Gefühl gegeben, man sei unerwünscht."
Einzelne Aussteller verderben den Brei
Glücklicherweise war der Empfang nicht überall so negativ. Studierende berichten, dass sie durchaus auch sehr herzlich und freundlich auf Ständen empfangen wurden und sehr gute Gespräche geführt haben:
"Die Aussteller persönlich kennenzulernen, die besuchten Vorträge und die Diskussionen – das alles war super."
- "Man bekam spannende Einblicke in die Branche."
- "Viele verschiedene Unternehmen waren vertreten."
Es zeigt sich: Die Aussteller teilen sich in zwei Lager.
Nicht nur zukünftige Mitarbeitende, sondern auch potenzielle Kunden
Ist die Haltung von Ausstellenden, die sich nicht nett gegenüber den Studierenden zu verhalten, nicht zu kurz gedacht? Einerseits werden händeringend Fachkräfte gesucht und andererseits könnten die Studierenden die Auftraggeber von morgen sein.
Nach 10 Jahren Masterausbildung kann man auf eine durchaus beachtliche Entwicklung der Studierenden zurückblicken: So sitzen ehemalige MuM-ler in namhaften Unternehmen wie Otto, Rewe Group, McDonald´s, SuperRTL, ROLAND Rechtsschutz, ProSiebenSat.1 oder Janssen-Cilag. Und welches Institut möchte beim nächsten Akquisetermin schon auf ehemalige Studierende treffen, die sich an schlechte Erfahrungen mit dem Institut auf der Messe erinnern? Hier sollten sich einige Aussteller Gedanken machen, wie sie sich gegenüber dem Nachwuchs präsentieren wollen.
Studierende lassen sich noch nicht abschrecken
Fazit: Die Messe war in 2021 nicht überlaufen und einige Fachbesucher haben gefehlt. Dies macht es noch unverständlicher, warum die Studierenden teilweise unfreundlich enpfangen wurden. Möglicherweise braucht es in Zukunft eine Kennzeichnung der Stände, an denen Studierende willkommen sind und wo nicht.
Zum Glück haben die zum Teil negativen Erfahrungen seitens der Studierenden zumindest aktuell noch nicht dazu geführt, auf einen Messebesuch verzichten zu wollen. Das könnte sich aber ändern. Ich würde mich freuen, damit eine Diskussion anstoßen zu können, um für die Zukunft einen freundlichen und konstruktiven Rahmen für Studierende auf der Messe zu schaffen.
Über Matthias Fank

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