Frage zum Sonntag | heute von Rainer Faus, pollytix strategic research Krisenzeiten sind Kanzlerinnenzeiten

Krisenzeiten, wie Krieg oder im aktuellen Fall die Corona-Krise, sind Zeiten der Regierung im Allgemeinen und deren Spitze im Speziellen. Solange die Bevölkerung den Eindruck hat, dass die Krise von der Regierung angemessen behandelt wird, spiegelt sich das auch in einer Verschiebung der Wahlanteile zu ihren Gunsten wider.

Rainer Faus, pollytix

 

Rainer Faus, pollytix

 

Wohl kaum ein Ereignis war seit der deutschen Wiedervereinigung präsenter als die aktuelle Corona-Pandemie, die spätestens seit Mitte März die Themenagenda dominiert und andere Themen von selbiger verdrängt hat. Bemerkenswert ist dabei aber nicht nur die Präsenz des Themas sondern auch die Unterstützung der Maßnahmen der Regierung: Die Bevölkerung steht bislang quasi uniform hinter den beschlossenen Maßnahmen, wie den Kontaktsperren.

Die Veränderungen in den Wahlabsichten seit Anfang März kann man durchaus als tektonische Verschiebung bezeichnen, wie der pollytix-Wahltrend (das gewichtete Mittel der veröffentlichten Sonntagsfragen zur Bundestagswahl der verschiedenen Institute) zeigt:

Von der hohen Zufriedenheit mit dem Management der Krise profitiert vor allem die Partei der Kanzlerin, die Union aus CDU und CSU. Eigentlich von der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen und darauffolgender Führungskrise gebeutelt, war sie bis Anfang März auf dem absteigenden Ast, insgesamt legt sie allerdings im März mit 6,4 Prozent -Punkten deutlich zu, ein Ende des Aufschwungs scheint noch nicht in Sicht. Die SPD als Juniorpartnerin der großen Koalition bleibt immerhin stabil (+0,5 Prozent-Punkte).

Leidtragend sind die Oppositionsparteien, zum einen, weil sie im Gegensatz zu den Krisenmanagern kaum noch im Fokus der Öffentlichkeit stehen, zum anderen, weil ihre Themen aktuell kaum noch eine Rolle spielen. Am stärksten trifft es die Grünen, die seit Anfang März 2,8 Prozent-Punkte verlieren und zum ersten Mal seit Mai 2019 im pollytix-Wahltrend unter die 20 Prozent-Marke rutschen. Auch die AfD verliert mit 1,5 Prozent-Punkten deutlich und verzeichnet ihren niedrigsten Wert seit September 2017. Die Linke verliert 1,8 Prozent-Punkte, die Debatte um Aufnahmen aus ihrer Strategiekonferenz dürfte ihr zumindest nicht geholfen haben. Stabil bleibt die FDP (+/-0 Prozent-Punkte), die aber schon im Februar durch den Fallout der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen am stärksten geschwächt wurde.

Als Folge dieser Verschiebungen hätte bei Neuwahlen die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD zum ersten Mal seit August 2018 wieder eine Mehrheit, eine Koalition aus Grünen, SPD und der Linken (R2G) hätte bei Neuwahlen im Gegensatz zu Anfang März keine Mehrheit mehr.

Gleichzeitig zeigt sich durch den externen ‚Schock‘ der Corona-Krise aber auch die gewaltige Volatilität im Wählermarkt: Bekommt die Regierung in den nächsten Wochen und Monaten die Krise in ihren gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen aus Sicht der Bevölkerung unzureichend in den Griff, kann sich die Stimmung ebenfalls gegen die Regierung(sparteien) richten.

 

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