Frauen in der Marktforschung: Carmen Schenkel, september Strategie und Forschung ‚Kreuzbestäubung‘ ist für mich ein Erfolgsfaktor

Carmen Schenkel, Gründungsmitglied und Geschäftsführerin von september Strategie & Forschung sieht die Zukunft für Frauen in der Marktforschung rosig. Sie schätzt die Kreativität in ihrem Beruf und führt gerne "emotional". Wo sieht sie noch Potenzial für ein gleichberechtigtes Arbeitsverhältnis?

Carmen Schenkel, september Strategie und Forschung

Carmen Schenkel, Managing Partner des Marktforschungsinstituts september Strategie & Forschung denkt, dass Differenzierung und Individualität gepaart mit Klarheit Garanten sind, um in der Marktforschung erfolgreich zu werden.

Frau Schenkel, Sie sind seit 2008 Gründungsmitglied und Geschäftsführerin von september Strategie & Forschung. Wie sind Sie gemeinsam mit Ihren beiden Partnern zur Gründung des Marktforschungsinstituts mit inzwischen rund 50 Mitarbeitenden gekommen?

Carmen Schenkel: Unser Antrieb war es eine „andere Marktforschung“ zu machen, konsumiger, punkiger, spaßiger. Wir wollten über profunde und tiefe Ergebnisse hinaus gehen und unsere Auftraggebenden nicht damit allein lassen. Schließlich macht man Forschung, weil man etwas lernen und aus dem Gelernten etwas ableiten will – sei es eine Produkt(weiter)entwicklung, eine schlauere Kommunikation oder Impulse für die Teamentwicklung. Wie wir Berichte schreiben, Ergebnisse präsentieren hat viel damit zu tun.

Wir möchten unsere Kundschaft ausrüsten, befähigen und das auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. Ganz im Sinne des Storytellings, denn jeder weiß, mit unterhaltsamen Beispielen und Geschichten „lernt“ es sich leichter.

Ganz nebenbei macht es unseren Job so nur noch schöner und jeder weiß, was man gerne macht, macht man gut!

Nach Abschluss Ihres Studiums in Markt- und Kommunikationsforschung haben Sie nach drei Jahren als Senior Consultant bei Consumer Insight Ihr eigenes Institut gegründet. Gab es für Sie Vorbilder oder Mentorinnen, die Ihren Werdegang beeinflusst haben?

Carmen Schenkel: Meine wichtigste Sparringpartnerin war und ist – heute aufgrund der räumlichen Entfernung mehr gedanklich –meine Professorin Dr. Christa Wehner von der Hochschule Pforzheim. Ein brillanter Geist mit sehr wichtigen Werten. Und selbstverständlich mein Vater. Er hat mich damals in der Berufsfindungsphase weg von der Idee der Therapeutin geholt, hin in die Welt der Forscherin und lag damit in der Rückschau absolut richtig.

Frau Schenkel im Videointerview

Sehen Sie hier die gestellten Fragen an Carmen Schenkel im Video.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Carmen Schenkel: Meine erste produktive Phase habe ich, wenn gefühlt der Rest der Welt noch schläft: Ab 5 Uhr schreibe ich Mails, lese Artikel, mache mir Gedanken zu neuen und aktuellen Projekten und entwickle beim ersten Kaffee im Garten (im Sommer…) die besten Ideen. Wenn dann die Familie versorgt ist, folgt Phase 2 mit den Teams. Ich habe immer schon gern an unterschiedlichen Orten, also im Büro oder Mobile Office gearbeitet und habe mich riesig gefreut – bei allem Stress mit Corona – dass das Digitale normaler wurde und ich auch spontan mal Kundinnen und Kunden wortwörtlich dank Teams und Zoom zu Gesicht bekommen habe – Austausch und Beratung funktioniert für mich einfach am besten, wenn man sich in die Augen sehen kann. Freitag ist mein „Geschäftsführerinnentag“, da geht es im Wesentlichen um die strategischen und Finanzthemen, von Montag bis Donnerstag liegt mein Fokus auf unseren Kunden und Kundinnen, auf den Marken, die wir begleiten dürfen.

Wo sehen Sie Ihre persönlichen Stärken als Geschäftsführerin von september Strategie & Forschung?

Carmen Schenkel: Meine Stärke ist oft auch Pain anderer. Ich bin sehr, sehr schnell. Bei allem. Ich denke vernetzt, höre gern zu und bin gut darin, Bedürfnisse vom Team oder der Kundinnen und Kunden zu übersetzen – mal in Konzepte, mal in Tools, mal in Lösungen. Das macht meinen Job aus meiner Sicht so herrlich reizvoll, denn dadurch darf ich kreativ sein. Ich habe einen emotionalen Führungsstil, für mich ist „professionell“ nicht gleichbedeutend mit nüchtern oder kalt, was zu einem Institut für Emotionsforschung gut passt!

Wie nehmen Sie in Ihrer langjährigen Berufserfahrung als Geschäftsführerin die Arbeitsbedingungen für Frauen in der Marktforschungsbranche speziell auch in Führungspositionen wahr?

Carmen Schenkel: Eine schöne Entwicklung der letzten Jahre ist für mich die größere Selbstverständlichkeit, mit der Frauen ihren Weg in der Branche gehen. Gut so. Wir haben gelernt, dass wir selbst dafür sorgen müssen, am besten durch „einfach machen“. Und das genauso wie ich es liebe: impressive, emotional und you, was für mich für authentisch steht und übrigens unsere Vision bei september ist!

Es geht nicht darum andere zu kopieren, zu simulieren. Es geht darum seinen Stil zu finden und der ist bei Frauen eben verdammt nochmal weiblich.

Alle lechzen nach Emotionen, wissen, wie wichtig sie zum Beispiel für Werbe- und Produkterfolg sind. Und dann vergessen wir sie im Führungsstil? Das ist doch Quatsch. Das ist die Superkraft, die Frauen der Welt hinzu addieren. Ich darf das tagtäglich mit meinen Partnern und in meinem Team. Und wir sind deshalb so gut, weil wir alle so unterschiedlich sind.

Empathisch und emotional zu sein, ist nicht gleichzusetzen mit unprofessionell: im Gegenteil, gerade in der Markforschung, dem Marketing und der Werbung, wo es um Bedürfnisse geht.

Gibt es etwas, was Sie sich von Männern in der Marktforschung für ein gleichberechtigtes Arbeitsverhältnis wünschen? Sehen Sie auch bei Frauen noch Potenzial für Verbesserungen?

Carmen Schenkel: Das ist einfach: Liebe Männer, tut bitte (vermeintlich) typisch weibliche Attribute wie starke Empathie und Emotionalität nicht als unprofessionell ab, steht lieber dazu, dass Ihr das auch (manchmal) seid.

Liebe Frauen, seid netter zueinander, es gibt keine Schablone der erfolgreichen Frau. Macht Euch Eure eigene und feiert die der Kollegin!

In welchem Bereich Ihrer Arbeit können Sie sich am meisten selbst verwirklichen; wobei gewinnen Sie neue Inspirationen?

Carmen Schenkel: Hier kommt mein Lieblingswort ins Spiel: ‚Kreuzbestäubung‘ ist für mich ein Erfolgsfaktor! Die kreativsten und besten Ideen kommen mir, wenn ich etwas völlig „fachfremdes“ tue oder erleben darf. Aus dem Zirkusauftritt der Klasse meines Sohns habe ich mehr Inspiration gezogen als aus so manchem Workshop. Die Kinder sind so über ihren Schatten gesprungen, haben sich Dinge zugetraut, die sie nie für möglich gehalten hätten und waren bei allen Unterschieden ein so tolles Team – dank der klaren Linie des Zirkusdirektors. Ich würde wahnsinnig gerne mal ein Zirkus-Seminar machen!

Gelingt Ihnen eine ausgewogene Work-Life-Balance und wie können Sie auftanken?

Carmen Schenkel: Es klingt seltsam, aber ich musste erst lernen, dass es da einen Unterschied gibt – ich empfinde meine Arbeit als so bereichernd und erfüllend, dass ich erst durch meine Familie gelernt habe, dass die Trennung sinnvoll ist. Ich habe jetzt eine schöne Lebensbalance und ziehe aus der Zeit jenseits der offiziellen Arbeit so viel für meinen Job #Kreuzbestäubung.

Was würden Sie Frauen raten, die in der Marktforschung erfolgreich werden möchten?

Carmen Schenkel: Ganz unabhängig vom Geschlecht sollte sich jede / jeder überlegen: Was macht mich einzigartig, was macht mich aus, welche Ziele habe ich? Das sollte man dann selbstbewusst vertreten. Differenzierung und Individualität gepaart mit Klarheit sind für mich Erfolgsgaranten.

Wie sehen Ihre Zukunftsvisionen für Frauen in der Marktforschungsbranche aus?

Carmen Schenkel: Rosig! Die Markforschung weiß, was sie an klugen Frauen hat! Wir lernen immer mehr, für uns selbst und einander einzustehen. Aus den ersten Jammer-Netzwerken vor Jahrzehnten sind Best Case-Runden geworden, Frauen fokussieren die Lösung inzwischen mehr als das Problem und verändern aktiv den Status quo. Meine Hoffnung ist, dass wir noch schneller aktiv werden: ab auf die Bühne, performen, Kritik annehmen und es beim nächsten Mal noch besser machen.

Ich finde ganz großartig, was da geschieht, denn wir Frauen sind genau da, wo wir sein sollten: Im TUN!

 

Über die Person

Carmen Schenkel ist Managing Partner des Marktforschungsinstituts september Strategie & Forschung in Köln, das auf tiefenpsychologische Forschung sowie Emotionsforschung spezialisiert ist. Schon 2019 wurde sie von der W&V unter die 100 Brains der Branche „Marketing, Werbung und Media“ gewählt. Ihre Karriere begann sie 2005 in einem Forschungsinstitut, nachdem sie ihr Studium der BWL / Marktforschung und Konsumentenpsychologie an der Business School der Hochschule Pforzheim absolviert hatte.

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