ESOMAR-Initiative für einen "Internationaler Tag der Marktforschung" Können Sie sich eine Welt ohne Daten vorstellen?

Die heutige weltweite ESOMAR-Initiative "International Research and Insight Day" nimmt Präsident Joaquim Bretcha zum Anlass, den oft bemühten Vergleich, Daten seien das neue Öl, zu erläutern. Er beschreibt, wie eine Welt ohne Daten aussähe. Außerdem hebt er die Rolle der Verbände hervor, wenn es darum geht, den Beruf der Marktforscher zu begleiten und zu beschützen. Sein Rat: Eintreten!

(Bild: Researchworld)
(Bild: Researchworld)

Für den Fall, dass Sie noch nicht davon gehört haben sollten: Als "Peak-Oil" wird der Zeitpunkt bezeichnet, an dem die Erdölförderung auf unserem Planeten ihr Maximum erreicht und somit den finalen Abbau des Restvorkommens einläutet. Die jüngsten Vorhersagen sehen den "Peak-Oil" in den 2020er Jahren auf uns zukommen. Aber was passiert dann? Hier unterscheiden sich die Prognosen. In einer unvorbereiteten Welt könnte dies das Ende des Flugverkehrs und einen massiven Rückgang des öffentlichen Personenverkehrs bedeuten. Das könnte dazu führen, dass Vororte zu Slums werden und sich wirtschaftliche Härtefälle auf der ganzen Welt mehren. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) wurde 1960 gegründet mit dem Ziel, die Nutzung und Erschließung dieses wichtigen fossilen Brennstoffs zu verlängern, zu sichern und die oben beschriebenen Szenarien zu verhindern.

ESOMAR Präsident Joaquim Bretcha (Bild: ESOMAR)
ESOMAR Präsident Joaquim Bretcha (Bild: ESOMAR)

Was hat "Peak-Oil" mit Marktforschung zu tun?

Heute ist der Internationale Tag der Marktforschung (International world research and insight day), was hat also "Peak-Oil" mit Daten und Insights zu tun? Die Analogie, dass Daten das neue Öl sind, wird passender Weise seit über einem Jahrzehnt bemüht. So wie Kohlenwasserstoffe die treibende Kraft für unsere Bedürfnisse nach Verkehr, Infrastruktur und Energie sind, bestimmen Daten unseren Bedürfnisse nach Informationen und Entscheidungen in Unternehmen, Gesellschaften und Regierungen. Beide sind auf ihre Weise unersetzlich. Beide betrachten wir als selbstverständlich. Für viele ist das, was uns Öl und Daten liefern, in unserem täglichen Leben unsichtbar. Und so wie die OPEC gegründet wurde, um die Nutzung und Entwicklung von Öl zu verlängern und zu sichern, sollten wir auch nicht vergessen, in Verbände zu investieren, die für die Verlängerung und Sicherung der Nutzung und Entwicklung von Daten entscheidend sind: Dieser Verbände sind zweifellos die Marktforschungsverbände ihres Landes.  

Jedes Mal, wenn ich den Satz "Daten sind das neue Öl" höre, denke ich an eine Welt, in der, wie beim Öl, die Sammlung von Daten gerade gestoppt wurde. Und ich denke dabei nicht nur ganz egoistisch, dass wir in der Insights-Branche so alle unsere Arbeitsplätze verlieren könnten. Aber es braucht auch nicht sonderlich viel, um sich die weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen des Verschwindens von Daten vorzustellen. Glücklicherweise gibt es viele Marktforschungsverbände - national, regional und global -, die alle eifrig daran arbeiten, den offenen, ehrlichen und vertrauenswürdigen Einsatz von Daten zu fördern, weiterzuentwickeln und vor Szenarien wie diesen zu schützen:

Ohne Daten geht es aber auch nicht

Öffentliche Einrichtungen würden unter dem Verlust von Daten leiden, da die Regierungen kaum eine Vorstellung davon haben würden, wie oder wen sie versorgen sollen. Es könnte durchaus ein Problem bei der Ressourcenbereitstellung in Bereichen wie öffentlichen Verkehrsmitteln, Sozialdiensten, Polizei und vielen mehr geben. Ohne Meinungsumfragen würden die Regierungen von den Ansichten ihres Volkes entkoppelt und während der Wahlen würden Propaganda und Fake News gedeihen, da es keine Mittel zur Überprüfung der Gültigkeit gäbe.

Unternehmen würden Produkte auf Basis wilder Mutmaßungen entwickeln, ohne eine Ahnung, wie diese am Markt funktionieren sollen und Kreativagenturen, die ihr Verständnis von Zielgruppen auf ihr Bauchgefühl stützen, würden ziellos Werbung in den Äther schießen.

Eine Welt ohne Daten wäre eine Welt voller Verschwendung. Aus wirtschaftlicher Sicht würden wir zurück ins 19. Jahrhundert fallen. Regierungen, Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen würden durch misslungene Produkte und Dienstleistungen Geld verlieren. Und natürlich würden Arbeitsplätze verloren gehen, wenn Unternehmen scheitern, was zu einer Rezession führt und die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert.

Öl ist endlich, Daten nicht

All dies klingt extrem, aber zum Glück gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen Öl und Daten. Öl ist natürlich eine endliche Ressource. Daten auf der anderen Seite sind unendlich. Solange die Menschheit Verhaltensweisen und Einstellungen zu beobachten hat, solange Entscheidungen über Produkte, Dienstleistungen und Richtlinien getroffen werden müssen, sind Insights unabdingbar.

Auch wenn uns die Daten nicht ausgehen werden, bedeutet das nicht, dass es keine Risiken gibt. Fast jede Woche kommt es zu neuen Datenpannen, und Milliarden von Menschen sind jedes Jahr von mangelhaften Datenerhebungs- und Speicherverfahren betroffen. Diese Verstöße haben weitreichendere Folgen als eine leichte Delle im Vertrauen der Verbraucher. Für mich wird "Peak-Data" der Punkt sein, an dem die Datenerhebung und -speicherung so unmoralisch und geheimnisvoll wird, dass die Regierungen Gesetze gegen die Erhebung von Daten zum Schutz des Einzelnen erlassen müssen. Oder, wenn Regierungen die totale Kontrolle über die Daten übernehmen und sie so verwenden, wie sie es für die Kontrolle und Verwaltung ihrer Bevölkerung wünschen.

Verbands-Mitgliedschaft als Schutz vor der Dystopie

Doch es gibt Wege und Möglichkeiten, sich gegen eine solche Zukunft zu schützen. Das Einfachste und Wichtigste, was Menschen, die mit Daten und Insights arbeiten, tun können, um sicherzustellen, dass Daten gesammelt und verwendet werden können, was auch immer die Zukunft bringen mag, ist der Beitritt in einen Verband. In einem Verein zu sein, ist nicht nur eine gute Möglichkeit, Wissen zu teilen, zu lernen und sich zu vernetzen. Viele Verbände haben Verhaltenskodizes und Richtlinien, die über die grundlegenden gesetzlichen Anforderungen hinausgehen und den Umfrageteilnehmern einen klaren, ethischen und vertrauenswürdigen Ansatz für die Erhebung und Speicherung ihrer Daten bieten. Darüber hinaus stehen viele Verbände in ständigem Kontakt mit den Gesetzgebungsorganen, um sicherzustellen, dass die Stimme des Forschers bei der Ausarbeitung von Datenschutzgesetzen gehört wird. Je mehr Forscher sich anmelden, desto mehr Glaubwürdigkeit wird der Verband gegenüber dem Gesetzgeber haben; desto mehr Einfluss wird er in seinem Umfeld haben, und desto mehr wird das globale Ansehen unseres Berufsstandes gestärkt.

So soll der Internationale Tag der Marktforschung dazu dienen, sich etwas Zeit zu nehmen, um sich zu vergegenwärtigen, was passieren würde, wenn wir jemals den "Peak-Data" erreichen würden, und wenn Sie noch nicht Mitglied in einem Verband sind, treten Sie noch heute einem solchen bei!

Zum Hintergrund: 
Im vergangenen Jahr startete der türkische Verband eine Initiative, die den 2. Mai als "international world reasearch and insight day" begründete. In diesem Jahr möchte ESOMAR diese Feier mit einer speziellen Kampagne, die den Wert der Marktforschungs- und Insight-Branche sowie die wichtige Rolle, die die Verbände bei der Begleitung und dem Schutz unseres Berufsstandes spielen, lautstark herausstellen und global ausweiten. Dieser Text erscheint heute auf Verbands-Websiten, in Content-Hubs und Zeitschriften auf der ganzen Welt sowie auf den Kommunikationskanälen der ESOMAR-Vertreter.

Die Initiative kann unter dem Hashtag #CelebrateMR unterstützt werden!

 

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