Studie: Ess- und Konsumverhalten der Deutschen Klimaschutz beeinflusst Essverhalten der Deutschen

Regelmäßig beschäftigen sich Studien mit dem Essverhalten der Deutschen. Und die zeigen, dass aktuell wichtige Themen ein starken Einfluss darauf haben, was bei uns auf den Tisch kommt. Aber auch, was den Deutschen auf den Magen schlägt.

Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) bei der Eröffnung des Brandenburg-Tages. (Bild: picture alliance/dpa | Soeren Stache)

Wenn es ums Essen geht, steht den Deutschen verständlicherweise Geschmack an der ersten Stelle. Das zeigt der aktuelle "Ernährungsreport" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, der auf Basis einer repräsentativen Befragung das Meinungsforschungsinstituts Forsa seit 2016 jährlich erstellt wird. Vielen ist es laut des Reports wichtig, dass ihre Ernährung mit dem Klima- und Umweltschutz einhergeht. Außerdem sollen keine Lebensmittel verschwendet werden.

Zentrale Herausforderung

„Klimaschutz ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit, zu der auch die Ernährungsindustrie ihren Beitrag leisten muss. Mit unserer Klimaschutzkampagne wollen wir die CO2-Emissionen der Branche mindern - insbesondere beim Energieeinsatz. Das ist letztendlich gewinnbringend für alle. Wer seine Herstellungsprozesse in Bezug auf CO2 Emissionen optimiert, kann Geld sparen und das Klima schützen“,

sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland sowie des Dachverbands der deutschen Lebensmittelindustrie.

Tierschutz und Veganismus ist den Verbrauchern wichtig

Auch der Tierschutz spielt für die Befragten eine Rolle. Tiere in der Landwirtschaft sollen besser gehalten werden und Verbraucher bevorzugen regionale und saisonale Lebensmittel. Auch vegetarische und vegane Produkte gehören für sie zur Ernährung dazu. „Eine pflanzenbasierte Ernährungsweise soll gestärkt und grundsätzlich ein Umfeld geschaffen werden, in dem es leichter wird, sich informiert, gut und nachhaltig zu ernähren“, so Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seiner Pressemitteilung.

Mehr Kennzeichnung von Lebensmitteln

Für die Befragten der Studie hat die Kennzeichnung von Lebensmitteln ebenfalls einen hohen Stellenwert. Vor allem hinsichtlich Tierwohl wollen die Verbraucher: innen mehr Informationen. 87 Prozent der Befragten befürworten eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will genau das in diesem Jahr anschieben.

Gesunde Ernährung ist den Verbrauchern wichtig.

Nutri-Score gewinnt an Bedeutung

Damit es einfacher wird, sich beim Einkauf zu orientieren und ausgewogen und gesund zu ernähren, gibt es in Deutschland seit 2020 die freiwillige ergänzende Nährwertkennzeichnung Nutri-Score. Diesen haben unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt. Er bewertet den Nährwert eines Lebensmittels. Während dieser Score anfänglich noch wenig Beachtung fand, rückt er mehr und mehr ins Sichtfeld der Kunden und beeinflusst ihr Kaufverhalten.

Ukraine-Krieg und Inflation

Da aktuelle Themen offensichtlich einen Einfluss auf das Essverhalten der Deutschen haben, wirkt sich auch die Ukraine-Krise und die Inflation auf das Essverhalten aus. Sie schlagen den Kunden auf den Magen. So gab es Ende letzten Jahres laut des Bauernverbandes zum ersten Mal einen Umsatz-Rückgang auf dem Öko-Markt. 2021 lag der Umsatz mit Ökoprodukten noch bei knapp 16 Milliarden Euro.  2022 waren nur noch 15 Milliarden, Tendenz fallend.

Laut PwC Deutschland kaufen Kunden verstärkt Produkte aus aktuellen Angeboten und setzen bei Lebensmitteln auf günstigere Eigenmarken der Händler. Verzichtbare Genussmittel und eher teure Bio-Lebensmittel verlieren an Bedeutung. Stattdessen suchen die Konsumierenden wieder häufiger Discounter auf. Laut des epap Shopping Monitors für Januar kaufen die Deutschen am liebsten bei REWE ein, gefolgt von Lidl und Aldi. Und die am meisten gekauften Produkte sind Salatgurken vor Lauchzwiebeln und Laugenbrezeln.

 

Auszüge aus dem Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Den Kochlöffel schwingen

Kochen bleibt beliebt. Die für diesen Ernährungsreport befragten Bürgerinnen und Bürger schwingen auch in diesem Jahr häufig selbst den Kochlöffel: Während der Anteil derer, die täglich kochen, gegenüber dem Vorjahr von 52 Prozent auf 46 Prozent leicht gesunken ist, stieg der Anteil der Befragten, die angeben, zwei -bis dreimal pro Woche zu kochen, um vier Prozentpunkte.

Tägliche Begleiter: Obst und Gemüse

Was wird in Deutschland täglich gegessen? Spitzenreiter im Alltag sind auch in diesem Jahr weiterhin Gemüse und Obst. Das essen 72 Prozent der Befragten täglich. Davon geben 63 Prozent der männlichen Befragten an, täglich Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Bei den Frauen sind es 81 Prozent. Den Befragten kommt es hierbei vor allem auf den Geschmack (99 Prozent) und den Gesundheitsaspekt (95 Prozent) an.

Bei den Verbrauchern kommt Obst und Gemüse gut an.

Auf den alternativen Geschmack gekommen – auch vegan

44 Prozent der Befragten ernähren sich flexitarisch, essen also gelegentlich Fleisch, verzichten aber ab und zu bewusst darauf. Weitere sieben Prozent ernähren sich vegetarisch und ein Prozent ernährt sich vegan.

Frisch aus der Region

Wenn die Produkte aus der eigenen Region stammen, entfallen lange Transportwege, man kennt die Gegend, aus der das Lebensmittel kommt, und auf dem Wochenmarkt womöglich sogar die Erzeugerin oder den Erzeuger. Dies ist dem überwiegenden Teil der Befragten vor allem bei frischen Produkten wichtig: Eier (86 Prozent), Gemüse und Obst (84 Prozent), Brot und Backwaren (82 Prozent), Fleisch und Wurstwaren (76 Prozent) sowie Milch und Milcherzeugnisse (70 Prozent) sollen aus der Region kommen, in der sie wohnen.

Erwartungen der Verbraucher an die Landwirtschaft

Die Menschen haben unterschiedliche Erwartungen an die Landwirtschaft. Seit Beginn der Befragung ist dabei eine artgerechte Haltung der Tiere auf Platz eins – zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) legen hierauf Wert. Direkt dahinter folgen mit 64 beziehungsweise 60 Prozent eine faire Entlohnung der Mitarbeitenden und die Produktqualität. Weitere wichtige Themen für Verbraucherinnen und Verbraucher sind umweltschonende Produktionsmethoden (50 Prozent), eine Verringerung gesundheitsbelastender Emissionen (48 Prozent) und Insektenschutz (46 Prozent).

Informationen auf der Verpackung sind wichtig

Hinsichtlich der verschiedenen Angaben auf Lebensmittelverpackungen gibt es seit der letzten Befragung keine wesentlichen Unterschiede. Vor allem das Zutatenverzeichnis ist 86 Prozent der Befragten (sehr) wichtig. Angaben zur Herkunft sind 85 Prozent und das Mindesthaltbarkeitsdatum 84 Prozent besonders wichtig.

Fast zwei Dritteln aller Befragten sind weitere verpflichtende Kennzeichnungen wie die Nährwertangaben (63 Prozent) und spezielle Hinweise (61 Prozent) wie der Verweis auf einen erhöhten Koffeingehalt sehr wichtig.

Wie süß muss es sein?

Weniger süß ist noch süß genug. So jedenfalls sieht es die überwiegende Mehrheit der Befragten: Nahezu unverändert befürworten es 82 Prozent, wenn Fertiglebensmitteln weniger Zucker zugesetzt wird – selbst, wenn es dann etwas weniger süß schmeckt. Nur zehn Prozent würden es begrüßen, wenn dabei die geringere Süße durch Süßungsmittel ausgeglichen wird. Diesen beiden Gruppen gegenüber stehen acht Prozent, die keine Veränderungen in der Menge an zugesetztem Zucker wünschen.

Worauf kommt es an?

Seit Beginn der Befragung 2015 ist klar: Gut schmecken muss es! Das sagen 99 Prozent der Befragten auch in diesem Jahr. Der Gesundheitsaspekt ist für 89 Prozent wichtig. Die Hälfte findet auch den Zeitfaktor entscheidend: Für sie ist es wichtig, dass das Essen schnell und einfach zuzubereiten ist. Im Schnitt legt zudem rund ein Drittel (34 Prozent) Wert auf die Kalorien, wobei knapp die Hälfte der ab 60-Jährigen (49 Prozent) dies überdurchschnittlich häufig als wichtig empfindet.

Die Siegel im Blick

Siegel spielen in verschiedensten Bereichen für viele Befragte beim Einkauf eine große Rolle. Die Wahrnehmung solcher Siegel hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit Ausnahme des Tierwohllabels kaum verändert. Das Regionalfenster hat für die Befragten mit fast zwei Dritteln (64 Prozent) die höchste Bedeutung. Darauf folgt mit 61 Prozent ein Tierwohllabel, das Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung kennzeichnet. Seit der ersten Befragung 2015 ist damit dessen Bedeutung um 25 Prozentpunkte gestiegen.

Das Biosiegel ist für 60 Prozent der Befragten von Bedeutung. Dahinter folgen Siegel für nachhaltige Fischerei und für fair gehandelte Lebensmittel, die jeweils für über die Hälfte aller Befragten (55 beziehungsweise 53 Prozent) wichtig sind.

Der Nutri-Score hat sich etabliert

71 Prozent der Befragten und damit 27 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr geben an, den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen zu haben. Besonders erfreulich: Bei den unter 45-Jährigen liegt die Wahrnehmung bei 82 Prozent. Nur knapp weniger häufig – und zwar mit 81 Prozent – haben Befragte mit Kindern im Haushalt den Nutri-Score wahrgenommen.  Für 38 Prozent derjenigen, die ihn wahrgenommen haben, hat die Bewertung des Nutri-Scores Einfluss auf ihre Kaufentscheidung. 31 Prozent von ihnen ziehen ihn zum Vergleich von Produkten innerhalb einer Produktgruppe heran.

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Methodik

Erhebungsmethode computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Befragte Zielgruppe Bundesbürger im Alter ab 14 Jahren
Stichprobe n=1.000
Feldzeit 23. Februar bis 7. März 2022
Länder Deutschland
 

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