„Letzte Generation“ Klimawandel: Klimakleber werden ambivalent gesehen

Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ sind einfach nur die „Klimakleber“. Sie kleben sich im öffentlichen Raum fest und blockieren die Mobilität unserer Gesellschaft, oder sie besudeln Kunstwerke in Museen. Wie werden sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

„Klimakleber“ erhalten Verständnis für ihr Anliegen und werden zugleich heftig kritisiert. (Bild: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte)

„Klimakleber“ wollen aufmerksam machen auf ihre größte Sorge: Die Bedrohung unseres Planeten durch den Klimawandel. In der öffentlichen Wahrnehmung sind sie klar in den Top Ten angekommen. Das Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen, haben sie damit ganz klar erreicht. In der Bevölkerung werden sie jedoch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Im Rahmen ihres Klimabesorgnis-Monitors haben die Markt- und Meinungsforschungsgesellschaft „integral“ und die Spectra Marktforschungs GmbH das Thema beleuchtet.

Starke Präsenz der Klimaaktivisten

92 Prozent der Befragten hat bereits von der Klimakleber-Bewegung gehört. Das ist fast die gesamte Bevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren. Auch wenn es meist junge Menschen sind, die sich an den Aktionen beteiligen und in sozialen Medien zum Thema kommunizieren, ist die Aufmerksamkeit bei den Älteren (50 bis 75 Jahre) dafür überdurchschnittlich hoch ausgeprägt. Ihr Ziel, aufzufallen, haben die Klimakleber klar erreicht.

Allerdings äußern die Befragten Zweifel daran, dass die Proteste zu einem klimafreundlicheren Verhalten führen. 82 Prozent glauben nicht an einen Effekt, besonders die ältere Zielgruppe zeigt sich skeptisch.

Gut, aber niemand darf zu Schaden kommen

Sechs von zehn Befragten stimmen der Aussage zu, es sei gut, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, es darf dadurch keiner zu Schaden kommen. Und die Hälfte der Befragten sind der Ansicht, dass die eigentlichen Forderungen der Protestierenden seien berechtigt. Dennoch sehen 66 Prozent der Befragten die Proteste negativ. Mit anderen Worten, eine nicht zu vernachlässigende Gruppe ist in der Klimakleber-Frage sehr ambivalent. Die Hälfte derer, die die Proteste kritisieren, hält es gleichzeitig für wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und ein gutes Drittel findet die eigentlichen Forderungen berechtigt.

Höhere Strafen für Klimaaktivisten gefordert

53 Prozent der Befragten fordert höhere Strafen für die Protestierenden. Andererseits begrüßen 40 Prozent von diesen 53 Prozent die Lenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit auf den Klimawandel. „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass… Aufmerksamkeit für den Klimaschutz ja, aber möglichst freundlich und nicht irritierend – das ist die widersprüchliche Haltung der österreichischen Bevölkerung“, meint dazu Bertram Barth von integral.

Allerdings lässt sich das Thema nicht mehr verdrängen, denn auch Umweltereignisse machen regelmäßig darauf aufmerksam.

Umweltkatastrophen und Medienberichte haben starken Einfluss

Der Einfluss von Wetterereignissen auf die Haltung in der Klimafrage lässt sich laut es Monitors im Zeitverlauf klar erkennen. So dachten 54 Prozent im vergangenen August, als Hitzewellen und Waldbrände die Berichterstattung prägten, verstärkt über den Klimawandel nach. Diese Aufmerksamkeit für den Klimawandel sank bis Oktober auf 34 Prozent ab, nachdem sich das Wetter normalisiert hatte und die Berichterstattung darüber zurückgegangen war. Der deutliche Anstieg auf 43% im November könnte auch mit den medienwirksamen Aktivitäten der Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen zusammenhängen.

Klimawandel hat Einfluss auf Bereitschaft zur Verhaltensänderung

Die Präsenz der Klimaproblematik wirkt sich auch auf die Bereitschaft zur Verhaltensänderung aus. Im letzten August gaben noch 70 Prozent an, sich in Zukunft klimafreundlicher verhalten zu wollen. Mittlerweile sind es noch 59 Prozent.

30 Prozent der Befragten sind derzeit der Ansicht, dem Thema Klimawandel würde zu viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Männer liegen hier signifikant über dem Durchschnitt, während die Zustimmung zu dieser Aussage mit zunehmendem Alter nur tendenziell ansteigt. „Dass nach wie vor ein Drittel der Bevölkerung meint, das Klima-Thema erhalte zu viel Aufmerksamkeit, ist auch auf die glücklicherweise wenigen Extremwetterereignisse in Europa in den letzten Wochen zurückzuführen. Die ablehnende Haltung könnte außerdem durch die Proteste durchaus Aufwind bekommen haben. Es ist zu erwarten, dass die Öffentlichkeit für das Thema Klimakrise in den Sommermonaten stärker empfänglich ist.“, so dazu Stephan Duttenhöfer von der Spectra Marktforschungs GmbH.

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Methodik

Erhebungsmethode Online-Befragung
Befragte Zielgruppe 1.000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren
Feldzeit 26. bis 31. Januar 2023
Länder Österreich
 

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