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Interview mit Birgit Bruns, BBRecruiting „KI kann vieles, aber nicht die persönliche Passung zum Unternehmen klären"

Was macht eigentlich eine Headhunterin der Marktforschung?
Birgit Bruns: Headhunter ist eigentlich auch ein blöder Begriff, Personalberater finde ich immer irgendwie besser. Letztlich unterstützen wir Unternehmen dabei, die besten Kandidaten für ihre vakante Stellen zu finden. Das machen wir jetzt bei BBRecruiting als Team seit etwa 2010.
Sie kommen ja eigentlich aus dem Marketing, sind aber jetzt seit fast zwölf Jahren selbständige Personalberaterin. Wie sind Sie dahin gekommen?
Birgit Bruns: Ich habe erst einmal eine klassische Ausbildung als Bankkauffrau gemacht. Dann habe ich in Hannover Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing studiert und war lange Zeit im Marketing und in der PR beschäftigt – bei Finanzdienstleistern, bei Banken und Versicherungen. Dann wollte ich irgendwann was anderes machen. Hier in Düsseldorf gab es damals die Möglichkeit, Marketing und PR für ein internationales Marktforschungsinstitut zu machen. Das habe ich insgesamt drei Jahre getan, teilweise in Teilzeit. Die Zeit habe ich genutzt, um mich selbstständig zu machen, erst einmal im Bereich Marketing und PR. Die Finanzkrise 2008 machte das Geschäft allerding schwierig.
Dann kam ein Bekannter auf mich zu, der sich im Bereich der Personalberatung selbstständig machen wollte und um Unterstützung bat. Erst einmal bei der Formulierung von Stellenanzeigen, später bei der Suche nach Kandidaten. Damals haben wir die Personalberatung BBRecruiting gegründet. Und weil ich gerade aus der Marktforschung kam, lag das Thema Marktforschung einfach nahe. Wir hatten als eine der ersten Kunden gleich die GfK, und dann hat sich das so weiter fortgesetzt.
Welche besonderen Herausforderungen bietet die Marktforschungsbranche?
Birgit Bruns: Personalberatung ist in diesem Umfeld insofern schon sehr besonders, als dass die Marktforschung ein sehr breites Spektrum an Tätigkeiten bietet und man die Branche erst einmal verstanden haben muss. Angefangen damit, dass es beispielsweise qualitative und quantitative Marktforschung gibt. Bei beiden Formen der Marktforschung gibt es so viele unterschiedliche Ansätze und Methoden, auf die sich Menschen spezialisieren können.
Entsprechend viele Anforderungsprofile und persönliche Profile gibt es, die man matchen muss.
In der Marktforschung Branche haben wir ja schon das Problem, dass es insgesamt zu wenige Fachkräfte gibt. Was macht vor diesem Hintergrund die Arbeit einer Personalberatung aus und welche Skills sind besonders wichtig?
Birgit Bruns: Unsere Dienstleistung im Augenblick so gefragt ist wie selten zuvor, das spüren wir durchaus. Wir müssen allerdings nicht den Fach- und Führungskräftemangel in diesem Land beseitigen. Es ist eher so, dass wir für eine Stelle immer nur einen richtigen Kandidaten finden müssen. Aber den müssen wir finden, und das ist oft anspruchsvoll. Wir erhalten ja in der Regel ein Idealprofil und sollen das natürlich mit unseren Personalvorschlägen zu einem möglichst hohen Prozentsatz erfüllen. Es könnte theoretisch sein, dass es solche Personen gar nicht gibt.
Es gibt einfach sehr, sehr viele Kriterien, die hier immer passen müssen. Es ist nicht nur das Qualifikationsniveau, die Erfahrung, die jemand mitbringt, die Tools und die Sprachen, die jemand beherrscht. Das Gehalt, das jemand haben möchte und das Gehaltbudget, das zur Verfügung steht, müssen zusammenpassen. Und es hilft uns dabei immer, wenn wir es mit Führungskräften und Entscheidern in Unternehmen zu tun haben, die offen sind.
Als Personalberaterin braucht man durchaus ein paar Terrier-Eigenschaften. Denn man muss sich in so einem Projekt wirklich festbeißen, weil man eben auch viele Menschen trifft, für die bestimmte Stellen nicht passen.
Wie werden Sie kontaktiert und wie gehen Sie dann vor?
Birgit Bruns: Auf allen möglichen Wegen: Übers Telefon oder über E-Mail, manchmal auch WhatsApp. Gott sei Dank haben wir ein sehr großes Netzwerk und einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Marktforschungsbranche, sodass wir da meistens aktiv angefragt werden. Dann geht es darum, genau zu verstehen, was das Unternehmen macht und was die Person, die gesucht wird, in dem Unternehmen tun soll. Auf welcher Hierarchieebene soll sie tätig sein? Soll sie ein Team führen oder nicht? Wir klären zunächst eine ganze Menge inhaltlicher Fragen, weil wir in der Tiefe absolut verstehen müssen, worum es geht.
Welche Tools nutzen Sie, um die richtige Kandidatin oder den richtigen Kandidaten zu finden?
Birgit Bruns: Zum einen haben wir eine eigene sehr große Datenbank. Die ist gut sortiert, auch weil wir sie immer wieder auf den neuesten Stand bringen, weil Leute sich verändern. Auf unserer Website gibt es die Möglichkeit, eine Initiativbewerbung hochzuladen, beispielsweise Lebenslauf, Zeugnisse, ein paar grundsätzliche Daten wie Name, Telefonnummer, E-Mail-Adresse. Man erklärt sich dann gleichzeitig mit unserer DSGVO Richtlinie einverstanden. Das nehmen wir sehr ernst. Zum anderen arbeiten wir natürlich auch mit den sozialen Business-Netzwerken, mit LinkedIn und mit Xing, und versuchen da auch immer, über diese Medien zu suchen.
Worauf sollten Leute bei der Erstellung ihrer Profile achten, wenn sie dort gerne selbst einmal von einer Personalberatung gefunden und angesprochen werden wollen?
Birgit Bruns: Es hilft uns immer, wenn Menschen, die gefunden werden möchten, sich einmal Gedanken darüber machen, was die zentralen Dinge sind, die sie in ihrem Job auszeichnen, die sie besonders gut können, die sie besonders gerne machen. Und diese Kompetenzen sollten dann als Keywords in das Profil eingearbeitet werden. So können wir sie bei unseren Keyword-Recherchen besser auffinden.
Inwieweit hat sich Ihre Tätigkeit durch die Corona-Pandemie verändert?
Birgit Bruns: Eine branchenunabhängige Herausforderung ist grundsätzlich: Wo möchten die Leute arbeiten? Gott sei Dank hat sich das durch Corona ein bisschen relativiert. Das ist aber auch der einzige Vorteil, der mir jetzt bekannt ist, der uns durch diese Pandemie entstanden ist: Es gibt vermehrt Remote-Tätigkeiten – das baut schon einmal ein paar Hürden ab.
Eine provokante Frage: Werden Personalberatungen in Zeiten von LinkedIn, #openforjobs und #openforhire aussterben? Kann Künstliche Intelligenz den Job nicht übernehmen?
Birgit Bruns: Man könnte das meinen. Ich war neulich auf der Messe Zukunft Personal Europe 2022. Da war KI auch in aller Munde. Aber was ich eigentlich nicht so richtig gehört habe, war, dass tatsächlich Stellen besetzt wurden über KI. Ich kann mich tatsächlich auch an eine Begegnung mit einem Marktforschungsinstitut erinnern, das genau die Frage gestellt hat: Sind Ihre Methoden nicht etwas rückständig? Müssten Sie nicht mit KI arbeiten?
Ich sage dann immer: KI kann Ihnen sicherlich sehr gut eine Person herausfiltern, die Kenntnisse und Erfahrungen bezogen auf ein bestimmtes Tool hat, das Sie in Ihrem Institut verwenden. Wenn Sie aber jemanden suchen, der oder die auch als Persönlichkeit in Ihr Institut passt, dann sind Sie bei uns richtig. Die kulturelle Passung ist, glaube ich, eine Frage, die KI noch nicht so richtig bearbeiten kann.
Über die Person
Birgit Bruns besetzt als Personalberaterin seit mehr als zehn Jahren Stellen für Fach- und Führungskräfte bundesweit. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Marketing und Vertrieb, insbesondere in Marktforschung, Business Intelligence und Digital. Birgit Bruns ist Mitglied der Experten-Jury und Sponsorin des Start-up Online-Pitch.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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