Die Frage zum Sonntag Keine Regierung ohne die Grünen?

Politisch war der April turbulent. Nachdem die Grünen geräuschlos und harmonisch Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl gekürt haben, entsprang bei der CDU/CSU Armin Laschet dem Chaos und wurde deren Kanzlerkandidat. Wie letzten Monat angedeutet, spiegelt sich das sich das elektoral auch in der Sonntagsfrage wider.
Im pollytix-Wahltrend (dem gewichteten Mittel der veröffentlichten Sonntagsfragen zur Bundestagswahl der verschiedenen Institute) gewinnen die Grünen im Monatsverlauf 3 Prozentpunkte, die CDU/CSU verlieren seit Anfang April 2,2 Prozentpunkte, seit Anfang des Jahres gar deutlich mehr als 10 Prozentpunkte. Damit ziehen die Grünen seit Juni 2019 zum ersten Mal wieder mit der Union gleich. Auch die SPD, deren Kanzlerkandidat Olaf Scholz schon seit letztem Jahr feststeht, verliert 1,6 Prozentpunkte.
Die FDP steigt im April nicht nur über die 10%, sie zieht auch zum ersten Mal seit August 2017 mit der AfD gleich und verdoppelt ihre Wahlanteile binnen eines Jahres. Bei Linken und AfD tut sich aktuell wenig.
Keine Regierung ohne die Grünen?
Diese Entwicklungen haben auch einen Einfluss auf mögliche Koalitionen, wie der pollytix-Koalitionsrechner zeigt. Die aktuelle GroKo aus CDU/CSU und SPD ist inzwischen deutlich ohne Mehrheit. Die einzig mögliche Zweierkoalition wäre aktuell Grün-Schwarz oder Schwarz-Grün, wobei ersteres momentan realistischer ist, da sich der Trend im Mai fortsetzt. Ebenfalls möglich wäre eine ‚Ampelkoalition‘ aus Grünen, SPD und FDP und dementsprechend auch die ‚Deutschlandkoalition‘ aus CDU/CSU, SPD und FDP. Eine Koalition aus Grünen, SPD und der Linken (R2G) kratzt aktuell an der Mehrheitsschwelle.
Hält Baerbock, was sie verspricht und hält sich Laschet?
Die Volatilität im Wähler*innenmarkt kann man gar nicht genug bemühen und die grüne Kanzlerin Baerbock auszurufen wäre deutlich verfrüht. Nach der Nominierungseuphorie wird sich jetzt das Brennglas der Öffentlichkeit auf sie richten, potenzielle Patzer der Spitzenkandidatin oder der Grünen werden von der konservativen Seite schon jetzt schonungslos aufgegriffen. Armin Laschet ist als Spitzenkandidat der Union zwar inzwischen nominiert, aber unter massivem Druck: Bleibt die Union in Umfragen hinter den Grünen und geht gar die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt an die AfD verloren, werden die Diskussionen um seine Kandidatur nicht enden. Und die SPD und Olaf Scholz scheinen zwar aktuell nicht auf dem Platz zu sein, haben aber aktuell auch nicht viel zu verlieren und könnten von Wählerabwanderungen von Union oder Grünen profitieren. The heat is on: Dieser Wahlkampf, der erste der Post-Merkel-Ära, verspricht deutlich hitziger zu werden als die letzten.
Über die Autorin:

/jr
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden