Medienspiegel Januar 2020: Facebook-Daten, Diagnosen via App & Kampfpreise im Einzelhandel

Auch das neue Jahr beginnt mit heißen Debatten rund um die digitale Revolution. Unter anderem zeigt Facebook seinen Kunden jetzt, was mit ihren Daten passiert – und das ist allerhand. Außerdem: Manch einer konsultiert bei körperlichen Leiden inzwischen erst eine App und danach erst den Arzt. Und: Nur ein deutsches Unternehmen schafft es unter die 300 wertvollsten der Welt. Was sonst noch so passiert ist, lesen Sie hier.

von Thomas Lindemann

Bezahlmodelle für Online-Medien werden endlich angenommen

Die Zeitungskrise hat die meisten deutschen Verlage kalt erwischt, aber eine Idee fanden sie doch, um ihr Umsatzmodell zu retten: Die Bezahlschranke. Ob "Spiegel Plus" oder das freiwillige "taz zahl ich", die Leserinnen und Leser bezahlen dabei entweder für einen Artikel, den sie ansehen möchten, oder schließen ein Abo ab, das ihnen alle "Plus"-Inhalte einer Zeitung öffnet. Seit etwa sieben Jahren gibt es diese Modelle bei deutschen Online-Medien, und ihr größter Feind war immer die Umsonst-Kultur im Internet. Nun hat das Reuters-Institut herausgefunden: Der Kunde kann sich ändern. Denn inzwischen werden die so genannten "Paywalls" gut angenommen und genutzt. So habe etwa der britische Guardian seit 2017 von eine Millionen Kunden Zahlungen für digitale Angebote erhalten. Führungskräfte erwarten, dass dieses System die wichtigste Einnahmequelle für Online-Zeitungen wird, noch vor der Werbung. Ein Überblick über die Studie, in der es auch um andere Themen wie Fake News geht, gibt es hier auf Englisch.

Einen zusammenfassenden Artikel auf deutsch können Sie hier lesen.

Wie das Geschäft mit unseren Daten läuft

Ein Themen-Special bei Spiegel Online widmet sich einem Reizthema der jüngsten Zeit: Was passiert mit den Nutzerdaten, die soziale Medien und Online-Werbedienste sammeln? Bewegung kommt gerade in dieses Thema, weil Mark Zuckerberg sich im Januar für mehr Transparenz entschieden hat. Ein neues Tool auf seinem Netzwerk Facebook zeigt den Nutzern, wohin Informationen gehen, die sie dort hinterlassen. Es ist ein etwas versteckter Menüpunkt namens "Aktivitäten außerhalb von Facebook" und führt bei vielen Kunden zu ganz erstaunlichen Ergebnissen: Alles hängt von dem eigenen Verhalten ab, aber meist verfolgen hunderte Dienste unsere Spuren. Es wird nun einfacher, dem bei Facebook in gewissen Grenzen einen Riegel vorzuschieben. Parallel dazu durchleuchten die Journalisten aus Hamburg auch das Unternehmen Avast, das u.a. eine beliebte Antivirus-Software anbietet. Offenbar hat es Browser-Verläufe seiner Kunden, also die Liste der Webseiten, die jemand besucht hat, einfach weiterverkauft. Mehr dazu hier.

Wenn das Handy den Arzt ersetzt

Offenbar gewöhnt die Öffentlichkeit sich gerade daran, dass in Zukunft künstliche Intelligenzen auch sensible Jobs übernehmen könnten. Das Health-Care-Unternehmen Ada plakatiert derzeit in Deutschland Werbung für seine gleichnamige App, die ein erstes Beratungsgespräch mit einem Arzt ersetzen soll. Es gibt sie schon seit knapp vier Jahren, sie hatte sich aber hier zu Lande noch nicht massenhaft durchgesetzt. Heise hatte noch im Herbst Datenschutzbedenken geäußert, die Stunde der Health-Apps scheint aber gekommen. Jedenfalls hat auch die US-amerikanische MIT Technology Review im Januar eine Artikelsammlung dazu online gestellt, wie "künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen menschlicher macht". Die Überschrift lässt schon erahnen: Es handelt sich um bezahlten Content, also nicht um die reine redaktionelle Arbeit der angesehenen Redaktion aus Boston. Interessant ist das Informationspaket mit seinem umfangreichen Zahlenmaterial trotzdem. Das Paket enthält auch eine Studie von General Electrics, in der es um die Chancen von KI im Gesundheitswesen geht. Zentrale These: Künstliche Intelligenz ist jetzt schon aus dem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken.

Erstmals nach fast zehn Jahren mehr PC verkauft

Videospieler haben ihre Xbox oder Playstation, ganze Branchen - wie Werber, Grafiker oder Musiker - sind auf Apples Mac eingeschworen. Der Windows-PC war jahrelang kein Wachstumsmodell. Genauer gesagt: Neun Jahre lang. Denn im vergangenen Jahr ist der Absatz von PCs erstmals doch wieder gestiegen. Ein Grund ist, dass viele Nutzer auf Windows 10 umsteigen. Und so werde es weitergehen, besonders im asiatischen Raum, sagen Marktanalysten von IT-Gartner. Dazu mehr in der WirtschaftsWoche.

Kampfpreise im Einzelhandel: Jetzt handelt Merkel selbst

Solche Bilder kennt man eher aus Frankreich: Es war aber doch Niedersachsen, in dem wütende Bauern mit ihren Traktoren die Regio-Zentrale von Edeka in Wiefelstede lahmlegten. Grund für die Erregung war eine Plakataktion mit dem Slogan "Essen hat einen Preis verdient: Den niedrigsten." Landwirte fühlen sich davon unter Druck gesetzt. Der Konzern behauptete, alles sei ein Missverständnis – die Kampagne werde im ganzen Land mit Städtenamen plakatiert. Es gebe also auch "Berlin hat einen Preis verdient" etc. Es sei also nicht das Essen gemeint gewesen, sondern die Stadt Essen. Trotzdem gab es auf Twitter schon eine Hasswelle gegen Edeka – und wenn eine solche einmal läuft, werden bekanntlich auch klärende Argumente kaum noch gehört.

Dass allerdings mindestens ein wenig dran ist an den Klagen über den einen heftigen Preiskampf im Lebensmittelsektor, zeigen auch andere Nachrichten. Edeka droht derzeit, alle Produkte von Coca-Cola aus den Regalen nehmen – nicht etwa aus ökologischen Gründen oder um regionale Anbieter zu stärken, sondern um Preise zu drücken. Nun kam zum Monatsende der Hammerschlag: Angela Merkel zitiert Vertreter von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka zu sich ins Kanzleramt. Das Gespräch über die Preispolitik findet in der ersten Februarwoche statt.

Studien zu Reisewünschen, Bewerber-Verhalten und der Kundenbindung im Internet

Angeblich stehen ja so manche Deutsche der Regierung Trump kritisch gegenüber, aber im Reiseverhalten schlägt sich das gar nicht nieder: Das beliebteste Land für einen Urlaub sind derzeit die USA. Jedenfalls wenn die Deutschen frei und ohne Geldsorgen entscheiden könnten, wohin sie dies Jahr gern wollen. Das sagt eine Studie von "Allianz Partners". Persönlichkeit entscheidet dagegen, wenn es um Jobs geht: Bewerber wollen ihren zukünftigen Vorgesetzten sehen, und das auch länger als nur ein paar Sekunden. Sonst entscheiden sie sich oft gegen einen potentiellen neuen Job (mehr zur Studie).

Die Unternehmensberatung KPMG wärmt einen Klassiker wieder auf, den man seit mindestens 20 Jahren immer wieder aus der Marktforschung hört: Deutsche Unternehmen kümmern sich zu wenig um ihre Kunden. Kaum ein Unternehmen misst, ob es seine Ziele in der Online-Kundenansprache überhaupt erreicht. Zudem ist meistens die so genannte Customer Experience, also wie man als Kunde den gesamten Prozess bis zum Kauf online erlebt, eher mies.

Wertvollste Unternehmen der Welt: Kaum deutsche dabei

Auch das Ranking der wertvollsten Unternehmen erschien im Januar, und Deutschland "verliert weiterhin an Bedeutung", das sagen zumindest die Wirtschaftsprüfer von EY. Nur ein einziges deutsches Unternehmen kann weltweit in den obersten Rängen mithalten (Platz 51), und das ist kein Autokonzern mehr: Sondern der Softwaregigant SAP.

 

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