Aktuelle Unternehmenszahlen Ipsos kann Corona-Pandemie zum Teil hinter sich lassen

von Jörg Stroisch
Ipsos sei nicht so stark von der Pandemie selbst, sondern vor allem von den daraus resultierenden Lockdowns betroffen, analysiert das Unternehmen im Rückblick auf das Corona-Pandemiejahr 2020 in einer Pressemitteilung zur Vorstellung der Quartalszahlen 2021. So sind bis heute Regionen negativ betroffen, die einen harten Lockdown-Kurs fahren, wie zum Beispiel Australien.
Dennoch: Der Gesamtumsatz kletterte deutlich auf nunmehr 526,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 468,6 Millionen Euro) für das dritte Quartal und somit um 12,3 Prozent. Auch im Vergleich zum Vor-Corna-Quartal 2019 ist das eine Steigerung von 5,4 Prozent. Wobei schon auch auffällt, dass das dritte Quartal im Vergleich zum ersten und zweiten Quartal die prozentuale Steigerung deutlich verringert. Auf neun Monate betrachtet ist es aber eine beachtliche Zunahme von insgesamt 21,3 Prozent. Der Neun-Monats-Umsatz wird so auf 1,5196 Milliarden Euro beziffert.
Etwas getrübt werden die guten Zahlen durch eine ungute „Personaldiskussion“, die aber nun abgeschlossen scheint. Nicht die ursprünglich geplante Nathalie Roos - zuvor CEO von L'Oréal Deutschland - wird nun als neue CEO die Geschicke von Ipsos leiten, sondern Ben Page, der von Ipsos MORI Großbritannien kommt. markforschung.de hat darüber berichtet. Page wird am 15. November seine neue Aufgabe übernehmen. Wenig auf Form achtend war bei der Nichteinstellung von Roos von „deutlichen Meinungsverschiedenheiten“ zwischen Langzeit-Chef und Gründer Didier Truchot und Nathalie Roos gesprochen worden.
Regionen entwickeln sich gut
Schon auffällig ist, dass Ipsos in seinen offiziellen Verlautbarungen zwar von den Ergebnissen des dritten Quartals spricht, aber spätestens bei den Regionen in Pressemitteilung nur noch die Neun-Monats-Ergebnisse ausweist. Das war 2020 noch anders. Somit hilft ein Vergleich der Investorenpräsentation von 2021 mit der von 2020, wenn man auch die realen Beträge von 2020 aufzeigen möchte.
Die Region „Europe, Middle East and Africa“ konnte somit in den ersten neuen Monaten 2021 auf 731,9 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 589,0 Millionen Euro) zulegen. Organisch war das dann ein Wachstum von 24,5 Prozent (im Vergleich zu 2019: 21,9 Prozent). Interessant ist hier übrigens, dass Ipsos auf die Ausweisung des normalen, nicht bereinigten Umsatzes verzichtet. Die Region trägt weiterhin den Löwenanteil beim Umsatz (48 Prozent). Der Bereich sei ohnehin nicht sonderlich stark durch die Pandemie betroffen gewesen, weil in vielen Ländern die Gesundheitsbehörden Aktivitäten gerade zur Beobachtung der Pandemie angestoßen hätten, so Ipsos.
Die Region „Americas“ konnte ihren Umsatz auf 533,5 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 449,0 Millionen Euro / Zeitraum 2019: 529,3 Millionen Euro) steigern und somit um organisch 25,5 Prozent (im Vergleich zu 2019: 7,3 Prozent).
In der Region „Asia/Pacific“ wurde der Umsatzrückgang vor allem durch Länder wie Australien und Japan verursacht, was veranschauliche, dass Ipsos vor allem unter Lockdowns leide. Hier stieg der Umsatz zwar organisch um 19 Prozent auf nun 254,2 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 216,6 Millionen Euro) bleibt aber auch deutlich niedriger als der Vergleichszeitraum 2019 mit damals 266,0 Millionen Euro. Organisch sank also der Umsatz im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 1,6 Prozent.
Erholung auch in den unterschiedlichen Segmenten
Das Gesamtbild setzt sich in den einzelnen Segmenten fort. Wobei gerade das Segment „Consumers“ einen deutliche Aufholjagd hingelegt hat. War es doch noch von Corona massiv betroffen und konnte so für die ersten neun Monate 2020 nur 518,4 Millionen Euro Umsatz ausweisen, so sind es für 2021 wieder 664,7 Millionen Euro und somit eine organische Steigerung von 31,5 Prozent. Interessant hierbei: Zwar stieg damit auch der organische Umsatz im Vergleich zu 2019 um 9 Prozent, unbereinigt kam es aber zu einem leichten Rückgang (Zeitraum 2019: 668,5 Millionen Euro). Hier zeigt sich dann, warum es schon auch interessant ist, nicht nur auf den organischen Umsatz zu schauen. Das Segment trägt zu 44 Prozent an dem Gesamtumsatz bei.
Schlechter steht es um den Bereich „Client and Employees“: Mit 314,9 Millionen Euro Umsatz ist das Ergebnis in den ersten neun Monaten zwar deutlich besser als noch 2020 (283,5 Millionen Euro), konnte um 16 Prozent organisch zulegen. Aber im Vergleich zu 2019 mit den damals 337,8 Millionen Euro sank der Umsatz hier auch deutlich um organisch 9,5 Prozent. Hier sind die Folgen der Corona-Pandemie also noch nicht kompensiert. Die nur langsame Erholung in diesem Bereich sei durch die Kunden bedingt, die häufig Bereichen angehörten, die von der Pandemie besonders stark getroffen sind und waren, so Ipsos.
Hingegen konnte der Bereich „Citizens“ auch in den Neun-Monatszahlen wieder deutlich zulegen: Auf nun 281,1 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 244,1 Millionen Euro) stieg hier der Umsatz um organisch 15 Prozent - und konnte auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 mit damals 186,0 Millionen Euro deutlich zulegen (organisch 44,6 Prozent).
Und das Gleiche gilt auch für „Doctors and patients“. Ipsos sieht sich in diesem Segment gut positioniert: 258,9 Millionen Euro Umsatz (Vorjahreszeitraum: 208,5 Millionen Euro) und somit ein Plus von organisch 27 Prozent. Auch im Vergleich zum Zeitraum 2019 (Umsatz: 210,3 Millionen Euro) ist es eine deutliche organische Steigerung von 28,5 Prozent.
Positiver Ausblick für die weiteren Monate
Die Verkäufe im Juli und August seien viel besser gewesen, als erwartet, teilt das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Da sich alles gut entwickle, gehe man nun von einem organischen Wachstum rund um 17 Prozent aus im Vergleich zum Gesamtjahr 2020. Die Pandemie habe viele Karten generell neu durchmischt, die Marktforschungsbranche sei weiterhin sehr aktiv - und ihre Daten werden benötigt, so Ipsos. Der Wachstumskurs soll nun unter dem neuen CEO Ben Page unvermindert fortgesetzt werden.
Ipsos ist an der Pariser Börse gelistet. Traditionell gibt das Unternehmen seine Zahlen immer erst nach Börsenschluss bekannt. Vor der Bekanntgabe der neuen Zahlen lag der Kurs bei 38,60 Euro, also wirklich deutlich über dem Kurs vor etwa einem Jahr (etwa 23 Euro) und auch deutlich über dem Kurs vor zwei Jahren (etwa 27 Euro).
Kurz nach der Börseneröffnung in Paris notierte die Aktie dann bei 39,85 Euro (Stand: 09:03 Uhr), also mit etwa 3,2 Prozent im Plus.
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