Martina Winicker, IFAK Institut "FAMS auszubilden macht einfach Spaß"

Sie bzw. Ihr Unternehmen bildet ja schon seit Jahren FAMS aus. Warum bilden sie FAMS aus? Welchen Vorteil oder Nutzen sehen Sie für Ihr Unternehmen?
Seit wann bilden Sie aus? Wie sind Sie auf den Ausbildungsberuf aufmerksam geworden, wie war die Entscheidung FAMS auszubilden?
Martina Winicker: IFAK bildet seit dem ersten Jahr kontinuierlich 1-2 FAMS pro Jahr aus. Als im Rahmen des ADM über den Ausbildungsberuf gesprochen wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Herr Scheffler hatte damals im ADM die Aufgabe übernommen, den Ausbildungsberuf ins Leben zu rufen. Es war ein langer Prozess und viel Arbeit – auch Überzeugungsarbeit bei unterschiedlichen Institutionen, auch bei solchen, bei denen man spontan annehmen konnte, dass sie eigentlich dafür sein sollten. Aus meiner Sicht ist es ideal Marktforscherinnen und Marktforscher selbst auszubilden. Bei den verschiedenen Hochschulabgängern gab es Jahre, in denen Marktforschung sehr beliebt war und dann wieder Jahre, in denen sich die Studierenden in andere Richtungen orientiert haben. Hier schwankt es immer mal.
Wie viele FAMS haben Sie bisher ausgebildet? Nehmen Sie jedes Jahr eine auszubildende Person auf oder immer erst dann, wenn ein FAMS seine Ausbildung abgeschlossen hat?
Martina Winicker: Da wir seit dem ersten Jahr FAMS ausbilden, dürften es so um die 22 FAMS sein, die wir ausgebildet haben. Wir haben jedes Jahr neue Auszubildende aufgenommen. Bisher haben alle ihre Ausbildung zu Ende gebracht, niemand hatte die Ausbildung abgebrochen. Nur dieses Jahr gab es eine FAMS, die überraschend einen Studienplatz bekommen hat und dann das Studium präferierte.
Welchen Bildungsstand hatten die FAMS? Was erachten Sie für die geeignete Schulausbildung? Haben Sie bisher nur FAMS ausgebildet, die Abitur hatten oder haben Sie auch andere Bildungsniveaus ausprobiert?
Martina Winicker: Die meisten unserer FAMS hatten Abitur, ein paar wenige waren Studienabbrecher. Bisher hatten wir noch nicht die Gelegenheit junge Leute mit mittlerer Reife auszubilden. Das heißt es bewerben sich eigentlich nur Abiturienten bei uns.
Bietet Ihr Unternehmen Anreizsysteme speziell für Auszubildenden an, wie z.B. Zuschuss zu ÖPNV, o.ä.
Martina Winicker: Wir unterstützen seit vielen Jahren unsere FAMS bei Studienexkursionen zu interessanten Unternehmen, die seitens der Berufsschule jährlich angeboten werden. Mal hinter die Kulissen namhafter Unternehmen blicken zu dürfen, empfinden unsere FAMS als große Bereicherung. Mit Gestellung des Schüler-Tickets Hessen können unsere FAMS außerdem in ganz Hessen den ÖPNV täglich nutzen.
Was sind die Erfahrungen mit den Auszubildenden? Sicherlich gibt es da unterschiedlichste Erfahrungen. Was gibt es dafür Erfahrungen oder gar Geschichten zu erzählen?
Martina Winicker: Generell sehr positiv. Eine Geschichte hat uns besonders berührt: eine FAMS aus einem anderen Ausbildungsbetrieb kam zum Hospitieren und wechselte anschließend zu uns. Hintergründe für den Wechselwunsch waren die Vielfalt in den Methoden und in den Themen sowie die Herausforderungen der Primärdatenerhebung und in der Organisation von Projektaufgaben über Schnittstellen hinweg. Sie empfand diese Anforderungen als enorm bereichernd und wollte unbedingt die Ausbildung dann bei uns beenden.
Passt die Ausbildung zu Ihrem Unternehmen? Wie ist Ihre Einschätzung zu den Ausbildungsinhalten? Haben Sie den Eindruck, dass die Ausbildung zu den Aufgaben Ihrer Firma passt?
Martina Winicker: Ja, die Ausbildung passt zu unserem Unternehmen und unseren Aufgaben. Unsere Azubis berichten uns häufig, welchen Mehrwert es hat, wenn erfahrene Marktforscher zum Unterrichtsbesuch eingeladen werden. Hier bekommen sie Einblicke in den Alltag von Marktforschenden und können spezifische Fragen stellen.
Ein paar Verbesserungsvorschläge bzw. Anmerkungen möchten wir an dieser Stelle aber gerne geben: Oftmals findet der erste Schulblock der Ausbildung erst nach dem Berufsblock statt. Die FAMS sind also die erste Zeit ihrer Ausbildung im Betrieb. Daher geben wir unseren FAMS immer eine kleine Einführung in die Marktforschung, da meist noch keine Berührungspunkte mit eben selbiger vorliegen. Eine Idee wäre, dass es noch vor dem ersten Tag im Institut einen kleinen Einführungs-Block in der Schule, z.B. für ein paar Tage, gibt. Hier könnten häufig in der Mafo verwendete Begriffe geklärt sowie die FAMS auf den für sie neuen Umgang mit Kunden und externen Dienstleistern zumindest theoretisch vorbereitet werden. Denn in der Praxis sehen wir, dass (natürlich in Abhängigkeit der Extraversion) den FAMS die Kommunikation gerade via Email oder Telefon nach intern und extern schwerfällt und sie sehr unsicher agieren (Stichwort: Anrede in der Email etc.).
Ferner wird von den FAMS der Wunsch geäußert, dass in der Schule intensiver Excel, PowerPoint und SPSS thematisiert werden sollten. Dies ist ein Aspekt, den wir aus Institutssicht unterschreiben können: Die Auszubildenden haben kaum bis wenige Fähigkeiten bei den oben genannten Programmen, die jedoch einen elementaren Anteil in der Arbeit von Marktforschenden ausmachen.
Haben Sie die ausgebildeten FAMS in Ihrem Unternehmen übernommen? Welche Faktoren beeinflussen die Übernahme nach der Ausbildung und wie sieht es auf FAMS Seite aus? Sind diese an einer Übernahme interessiert?
Martina Winicker: Wir hätten gerne mehr unserer FAMS nach ihrer Ausbildung übernommen. Ich würde schätzen, dass etwa ein Drittel nach der Ausbildung doch ein Studium aufgenommen hat. Ein weiteres Drittel hat Jobangebote von andern Unternehmen angenommen, um den Status des Auszubildenden hinter sich zu lassen. Wir freuen uns, dass ein Drittel immer noch zu unserem festen Mitarbeiterstamm zählt.
Was halten Sie davon, wenn FAMS nach der Ausbildung studieren? Wie oft kam es in Ihrem Unternehmen vor, dass die ausgebildete Person dann doch noch zum Studieren ging? Woran liegt das Ihrer Meinung?
Martina Winicker: Ja, einige unserer FAMS haben nach der Ausbildung noch ein Studium begonnen. Das mag daran liegen, dass es ohnehin Teil des Lebensplanes war, d.h. erst mal was Praktisches machen, ein Unternehmen kennen lernen und dann überlegen, ob man noch studieren will. Einige FAMS haben uns auch gesagt, dass sie durch die Ausbildung und durch ihren Umgang mit den Projektleitern, die ein abgeschlossenes Studium haben, dazu angeregt wurden jetzt doch noch zu studieren.
In welchen Bereichen kann man FAMS nach der Ausbildung einsetzen? Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus? Wo setzen Sie ausgebildete FAMS ein oder würden Sie diese einsetzen?
Martina Winicker: Wir setzen unsere Ausgebildeten im Projektmanagement ein. Zunächst als Assistenten bei der Projektabwicklung, dann mit zunehmender Übernahme von Verantwortung leiten sie die Projekte selbständig.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen sie für FAMS innerhalb eines Unternehmens? Wo sehen Sie die Möglichkeiten und Grenzen eines FAMS?
Martina Winicker: Die Entwicklungsmöglichkeiten der FAMS im Unternehmen sind grundsätzlich gut. Die Ausbildung bringt ein breites Marktforschungswissen mit sich. Wie in allen anderen Bereichen hängt aber viel von der Persönlichkeit des Einzelnen ab, was er oder sie für Ziele hat, was erreicht werden soll und welche Social Skills vorhanden sind. Deshalb sehe ich die Grenzen und Möglichkeiten eines FAMS nicht in seiner Ausbildung, sondern in den persönlichen Eigenschaften, die er oder sie mitbringt.

/jre
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