Snack´18 Kongress Insektenburger statt Leberkässemmel – die Zukunft der Snackbranche

Von Sabine Beinschab, research affairs
Am 4. und 5. September 2018 fand die snack´18, ein Kongress zur Zukunft der Snackbranche im RheinMain CongressCenter in Wiesbaden statt. Das Motto: "snack for thought – Zwischen Tradition, Innovation und Digitaler Revolution". Neben Produktentwicklern, Marketingverantwortlichen und Unternehmensgründern fanden sich bei der Veranstaltung auch Marktforscher ein, um sich über Trends und Innovationen im Snack-Bereich zu informieren.
Bereits die Eröffnungskeynote sorgte für Spannung und Inspirationen. Die Trendforscherin im Ernährungsbereich und Leiterin des futurefoodstudios in Österreich, Hanni Rützler, warf gleich zu Beginn der Veranstaltung die philosophische Frage auf, wann ein Snack als Snack gilt und wann dieser als Mahlzeit gewertet wird. Wir erfahren: Während früher das Essen den Tag der Menschen strukturierte, ist es heute die Arbeit. Die Relevanz der einzelnen Mahlzeiten verschiebt sich. Beispielsweise nimmt das Mittagessen heute eine weniger wichtige Rolle als früher ein. Das Frühstück gewinnt hingegen an Bedeutung. Wir essen zunehmend zwischendurch.
Betrachtet man den Snackbarometer 2018 der im Auftrag der allgemeinen Fleischerzeitung, der Allgemeinen BäckerZeitung und der Business Target Group in Deutschland unter 1.200 Befragten (28.5.-1.6., Onlinebefragung) durchgeführt wurde, so werden Snacks von 36 Prozent als Zwischenmahlzeit und Mahlzeitersatz gesehen.

MIMAS statt Snacks?
Die Ernährungsexpertin verwies außerdem auf qualitative Studien, wonach Snacks primär mit der Assoziation "ungesund" in Verbindung gebracht werden. Dies sei allerdings nicht mehr zeitgemäß, denn: Auch Snacks werden nach und nach gesünder und folgen bestimmten Ernährungstrends, wie Veganismus oder Proteinreichtum. Hanni Rützler ist daher der Meinung, dass der Begriff Snack durch einen neuen Namen abgelöst werden müsse und schlug als Alternative MIMAS (Abkürzung für Minimahlzeiten) vor.

Über Insekten, In-vitro-Fleisch und Hummus
Um das Thema Proteine drehte sich auch der zweite Vortrag von Patrizia Stitz (Unternehmensleitung, Food Professionals Köhnen GmbH) und Rochus Winkler (Managing Partner bei concept m research + consulting GmbH). Die beiden Vortragenden präsentierten ihre Studie zur Einstellung der Bevölkerung zum Verzehr von Insekten. Diese zeigt eine sehr große Skepsis der Menschen in Hinblick auf die zukünftige Integration von Insekten in unsere Mahlzeiten auf.
Nur 16 Prozent glauben, dass Insekten in Zukunft tatsächlich auf unseren Tellern landen werden.
Betrachtet man den Verzehr weltweit, so konsumiert allerdings bereits jetzt ein Viertel der Bevölkerung Insekten. Die Studienautoren betonten, dass sich Menschen mit dem Alter vom natürlichen Umgang mit der Umwelt entfernen. Was wir als Kinder lieben, finden wir später ekelig. Als Beispiel ergänzten die beiden, dass es für Kinder normal sei mit Ameisen zu spielen und diese zu essen. Wenn wir aktuell an eine Maikäfersuppe denken, ekelt es uns jedoch davor. Laut Meinung der beiden Experten wird es sich der Einführung von Insekten auf unseren Tellern genauso wie mit Sushi verhalten. Sie gehen von einer Dauer von 10-15 Jahren aus, bis der Konsum von Insekten zum Standard wird. Ob wir aufgrund der hohen CO2-Bilanz durch den Verzehr von Tieren weiterhin Fleisch in der aktuellen Form zu uns nehmen werden, ist ebenfalls fraglich. Neben Insekten als Snack wurde ebenfalls über In-vitro-Fleisch gesprochen. Als Nutella des Orients wird bereits jetzt Hummus genannt. Hubertus Marquardt (Executive Chef, Roomers Frankfurt) glaubt, dass dieser Trend auch Deutschland noch stärker erreichen wird, da es sich um eine schmackhafte, gesunde Speise handelt.
Ladengestaltung der Zukunft
Neben den inhaltlichen Food Trends wurden auch Vorträge zum Thema Ladengestaltung gehalten. Dieser Aspekt wurde aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: einem Metzger aus der Praxis (Peter Inhoven, Inhaber, Metzgerei Inhoven, Düsseldorf), der in der Atmosphäre und Gestaltung seines Ladens eine kulinarische Visitenkarte nach Außen sieht, einem Ausstatter von Tankstellenshops (Frank Fleck, Senior Vice President Corporate Strategy & Business Development, Lekkerland Deutschland GmbH), der mit vielen Herausforderungen, wie Platzmangel, höhere Preiswahrnehmungen der Konsumenten aber auch multiple einsetzbares Personal kämpft sowie von Ladenausstattern direkt (Günter Muth, Leiter Vertrieb, Aichinger GmbH und Hans-Jürger Päsler, Geschäftsführer Schrutka-Peukert). Fazit aller Vortragenden war, dass Ladengestaltung nur dann gelingt, wenn Funktionalität und Emotionalität eine Symbiose ergeben. Ein gezielter Einsatz multisensorischer Determinanten, wie Show-Cooking, passende Beleuchtung, Farben, angenehme Sitzmöglichkeiten, etc. sind die Basis dafür. Darauf aufbauend erläuterte Helene Karmasin, Gründerin und Leiterin des Instituts Karmasin Behavioural Insights, dass jegliche Bedeutungen die man vermitteln möchte – egal ob durch Ladengestaltung oder Packungen – in Zeichen übersetzt werden müssen. Daher spielt die Wahl der visuellen und verbalen Codes eine besonders wichtige Rolle. Semiotik, also die Wissenschaft der Sprache der Zeichen, kann hierzu laut Meinung der Expertin wesentlich zum Erfolg beitragen.
snack´19 wieder in Wiesbaden
Um dem Kongress auch internationales Flair zu verleihen, wurden auch Food Trends aus Dänemark präsentiert. Auch 3 Start-Up-Unternehmer stellten ihre Ideen vor. Des Weiteren bereicherte Google den Kongress mit einem Vortrag zum Thema Smart Shopper Research. Darin wurde dargestellt, wie man anhand von Erkenntnissen durch Google die Zielgruppenansprache noch verbessern kann.
Insgesamt war die snack´18 ein voller Erfolg. Sie bot für alle Teilnehmer einen Blick über den Tellerrand und lieferte somit viele Inspirationen. Auch der RheinMain CongressCenter in Wiesbaden bewies sich als perfekte Location, sodass wir uns schon jetzt auf die snack´19, die ebenfalls dort stattfindet, freuen könne
Kommentare (1)
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden