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- "In den Studios der VDDT-Mitglieder werden daher wohl für einige Wochen weniger Kunden gastieren."
Ute Wetzlar, VDDT "In den Studios der VDDT-Mitglieder werden daher wohl für einige Wochen weniger Kunden gastieren."

Ute Wetzlar, VDDT
marktforschung.de: Wurden Sie von Ihren Mitgliedern bereits wegen des Corona-Virus kontaktiert?
Ute Wetzlar: Am Thema Corona-Virus kommt niemand vorbei, und das gilt auch für die Gespräche unter den Mitgliedern des VDDT. Als Dienstleister in einem forschenden Segment sind wir natürlich auf dem Laufenden, konsumieren Nachrichten und beobachten, wie sich die Lage beim gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung und bei den wirtschaftlichen Konsequenzen des neuen Erregers entwickelt. Hier zeigt sich erneut, dass es sinnvoll war, den VDDT zu gründen.
Wir können in einer sehr dynamischen Phase immerhin ein gewisses Maß an Orientierung bieten. Der Verband funktioniert und sorgt für einen verbesserten Informationsaustausch. Dafür sind wir als Vorstand mit unseren Verbandsmitgliedern im regen Kontakt. In diesen Gesprächen hören wir von sehr unterschiedlichen Corona-Erfahrungen in den angeschlossenen Teststudios. Meistens ist es jedoch vor allem so, dass sich die Kunden rückversichern möchten, ob ihre Studien wie geplant ablaufen werden.
Welche Auswirkungen könnte das Corona-Virus auf die Marktforschungsbranche national und international Ihrer Meinung nach haben?
Das ist schwer abzusehen, weil es sich ja wie bei allen Corona-Folgen um komplexe Zusammenhänge handelt. Als VDDT fokussieren wir uns auf jenes Segment, das wir überblicken können: das nationale Teststudio-Geschäft in Deutschland. Hier erleben wir derzeit vereinzelt Reiseauflagen bei den Endkunden, also den Auftraggebern der Institute. In den Studios der VDDT-Mitglieder werden daher wohl für einige Wochen weniger Kunden gastieren. Hierbei handelt es sich aber keineswegs um eine Einschränkung, die negative Auswirkungen auf die Branche haben muss. Wir führen Studien weiterhin reibungslos durch, auch ohne Einschränkung bei der Transparenz für unsere Kunden. Die Mitglieder des VDDT bieten Streaming-Lösungen, mit denen Kunden das Live-Erlebnis ohne persönliche Anwesenheit im Studio gewinnen. Wenn es um die Auswahl von Probanden geht, also das Futter für unsere Forschung, dann sehen wir derzeit noch keinerlei Effekt auf die Bereitschaft zur Teilnahme.
Welche Auswirkungen sehen Sie insbesondere für Ihre Mitgliedsunternehmen?
Vorweg ist klar festzustellen: Wir hören im Gespräch mit unseren Mitgliedsunternehmen nichts von drohenden Einbrüchen. Die VDDT-Mitglieder berichten bisher, dass die Furcht vor Rückgängen bei Anfragen oder Buchungen bislang nicht Realität wird. Klar: Das kann sich ändern, das hängt mit gesamtwirtschaftlichen Dingen zusammen, die wir nicht in unserer Hand haben. Als Verband bleiben wir wachsam und beraten uns untereinander. Derzeit ist es aber sicher eine wichtige Botschaft: Wir sollten hier nicht vor lauter Angst negative Effekte herbeibeschwören. Was den Umgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Studios mit Corona anbelangt, so sind wir ohnehin sensibilisiert für höchste Hygiene-Richtlinien. In der aktuellen Lage stützen wir uns auf das hohe Niveau unserer Kräfte. Selbstverständlich haben wir aber erneut aus aktuellem Anlass auf eine penible Einhaltung aller Richtlinien hingewiesen und merken, dass das auch in der Praxis funktioniert.
Erwarten Sie eine Verschiebung von Face-to-Face und Gruppendiskussionen zu anderen Durchführungsformen?
Ja, wir erwarten für einige Zeit ein spürbares Ausweichen bei den Methoden. Online-Methoden wie Foren oder Internet-Gruppendiskussionen werden hier sicher an Nachfrage gewinnen. Dank unserer qualitativ hochwertigen Rekrutierungsabteilungen und umfangreichen Datenbanken bieten die VDDT-Teststudios auch bei diesen Methoden eine wertvolle Unterstützung.
Das Live-Erlebnis einer Gruppendiskussion im Studio lässt sich allerdings nicht dauerhaft durch diese Online-Methoden ersetzen und wird auch trotz Corona-Virus notwendig bleiben für die qualitativ anspruchsvolle Markforschung. Hier sollten wir auch die Kirche im Dorf lassen: Bei unseren Diskussionen oder Interviews handelt es sich nicht um Massenveranstaltungen. Was bei uns geschieht, läuft genauso ab wie ein Einkauf in einem Supermarkt oder Bücherladen. Menschen kommen sich hier nicht besonders nahe – und das Personal bei unseren Mitgliedsunternehmen hat einen Blick darauf, dass hier keine Menschen mit Infektionen in den Austausch treten. Das gesamte Setting in Teststudios ist doch eher dem menschlichen Alltag zuzurechnen und wird von den Probanden auch so empfunden. Hier erleben wir bislang keine Einschränkungen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Holger Geißler
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