Martins Menetekel In 17 Tagen über eine Million Neuinfizierte

"Schöne Kurven sind das Eine, wenn sie aber schlechte Aussichten verheißen, nutzt uns ihre Schönheit nicht wirklich." In seinem heutigen Beitrag geht Martin Lindner auf mögliche Maßnahmen ein, den derzeitig hohen Inzidenzwert in Deutschland nachhaltig zu senken. Einige Länder auf der Welt scheinen die Lage bereits unter Kontrolle zu haben. Welche das sind, erläutert der Mathematiker und zieht ein Fazit.

Ich beginne mit den kumulierten Fallzahlen ab September und unserer alten exponentiellen Referenzkurve. Die Fallzahlen bleiben zum ersten Mal etwas darunter.

Es ist noch zu früh, um daraus einen Trend abzuleiten, aber immerhin.

Was sagen die geglätteten Zuwächse?

Das sieht schon besser aus! Die Zuwächse verharren auf einem hohen Niveau, steigen aber auch nicht mehr sonderlich.

Am Horizont lässt Verhulst ganz vorsichtig grüßen. Aber leider zeigen die Änderungen der Zuwächse noch kein stabiles Verhalten:

Sie müssen sich richtig unterhalb der Zeitachse stabilisieren.

Das Hinabfallen zur Achse reicht nicht!

Ein immer noch guter Indikator sind die Inzidenzen. Ich erinnere daran, dass Inzidenzen über 70 einmal das Kriterium für die stärksten Einschränkungen waren. Die Begründung war, dass bis zu dieser Höhe die positiv Getesteten noch mit ihren Kontakten zurückverfolgt werden könnten.

Deswegen zeige ich die Inzidenzen seit März 2020:

Damit komme ich zum Hauptthema des heutigen Beitrags: Welche Maßnahmen können den jetzigen Höhenflug nachhaltig brechen?

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Das Impfen ist immer noch extrem wichtig, aber wir schaffen durch die nachlässige, wenn nicht fahrlässige Vorgehensweise im Sommer keine Herdenimmunität für oder besser gegen die Delta-Variante. Um R = 7 unter 0,84 zu bringen, müssten 88 Prozent der Bevölkerung immun sein. Das würde eine Impfquote von gut über 95 Prozent erfordern, die ist nicht in Sicht.

AHA+ und die derzeit geplanten massiven Einschränkungen können jedes R auf ein Viertel verkleinern. Das würde eine Impfquote um die 75 Prozent und Immunquote von etwa 55 Prozent erfordern. Das ist zu schaffen, aber um einen hohen Preis.

Es bleibt eine Alternative, die leider im Herbst aus vielen Gründen vernachlässigt wurde: 

Testen, Testen, Testen. 

Der Grund ist der, dass, wenn jeder positiv Getestete sofort in Quarantäne ginge und alle seine Kontakte überprüft würden, diese Gruppe sofort der Nährlösung für das Virus verloren ginge. 

Unter der Annahme, dass positiv getestete Personen in Quarantäne geschickt werden, ist also das Testen aller Leute und die Kontaktverfolgung derzeit die einfachste und wirkungsvollste Methode, das Virus in den Griff zu kriegen.

Einige Länder scheinen es im Griff zu haben

Hier meine Tabelle der 18 ausgesuchten Länder. Es haben sich schon wieder Verschiebungen in der Reihenfolge ergeben.

Dänemark hat UK überholt, die Schweiz Deutschland, Frankreich die Türkei, USA Russland und Spanien Vietnam.

Frankreich hat sich enorm verschlechtert, die 28-Tage-Inzidenz ist gegenüber der Vorwoche um fast 59 Prozent gestiegen, Spanien, die Schweiz und Italien sind nicht viel besser. In den absoluten Zahlen sind wir jetzt die Nummer 2 hinter der - in Einwohnerzahl - etwa viermal so großen USA mit doppelt so hoher Inzidenz.

UK wird nach unten durchgereicht, sehr gut für sie.

Fazit: Wir und die Welt haben es noch lange nicht hinter uns, und von Ferne lauert Omikron!

Die Leserschaft möge gesund bleiben!

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Über den Autor Martin Lindner

Martin Lindner
Martin Lindner ist promovierter und habilitierter Mathematikprofessor im Ruhestand und beschäftigt sich intensiv mit nachhaltiger Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer heutigen Lebensformen. Zusätzlich hat er eine Ausbildung und auch Berufserfahrung in Wirtschaftsmediation.

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