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Interview zum WdM Web-Seminar von Produkt + Markt "Im Haushalt entsteht eine viel persönlichere, privatere und damit auch offenere Atmosphäre"

Sie haben Kunden virtuell zu Hause besucht, wie kann man sich den Ablauf konkret vorstellen?
Julia David: Unter „virtuellen Hausbesuchen“ haben wir zwei Methoden etabliert.
Das eine sind Live Web Übertragungen aus den Haushalten, die sogenannten „Broadcasted Inhomes“. Hier begebe ich mich alleine in die Haushalte der Teilnehmer, baue in den Haushalten eine Video-Kamera auf und schalte von dort aus über ein Web-Streaming eine Live-Übertragung für unsere Auftraggeber. Unsere Auftraggeber können sich somit vom Büro oder auch von zu Hause aus zuschalten und an jedem In-Home live dabei sein.
Die andere Methode sind die sogenannten „Deep Insight-Interviews mit In-Home-Führung“. Hier führen wir über eine Web-Seminar-Software ein Interview mit anschließender In-Home-Führung. Hier setzen wir also ein Web-Interview auf, zu dem sich die Teilnehmer dann zu schalten. Nach einem klassischen Tiefen-Interview folgt dann durch den Teilnehmer eine virtuelle Führung durchs Haus. Auf einem mobilen Endgerät zeigt er uns die besprochenen Produkte oder Services im Detail und in der praktischen Anwendung, so dass wir ein tieferes Verständnis des Besprochenen bekommen. Hier können dann noch einmal konkrete Fragen adressiert werden.
Virtuell klingt sehr danach, dass schon entsprechende Technik zuhause vorhanden sein muss. Ist das ganze also auf eine eher jüngere und technikaffine Zielgruppe beschränkt oder können auch Senioren mit dem klassischen Festnetzanschluss inkludiert werden?
Julia David: Bei den Broadcasted Inhomes sind keine besonderen technischen Voraussetzungen auf Seiten der Teilnehmer nötig. Da wir die gesamte Technik mitbringen und auch das Streaming ins Internet über unsere Technik gewährleisten, können wir auch bei weniger technikaffinen oder älteren Teilnehmern zu Besuch sein. Bei den „Deep Insights-Interviews mit Inhome-Führung“ hingegen sollten die Teilnehmer ein mobiles Endgerät besitzen, mit dem sie sich im Haus frei bewegen können. Dies kann ein Mobiltelefon, iPad oder Laptop sein.
Was ist der Vorteil im Vergleich zu klassischen Hausbesuchen, abgesehen davon, dass das durch Corona nicht immer möglich war?
Julia David: Der große Vorteil besteht hier einmal auf Seiten unserer Auftraggeber. Denn wir ermöglichen es, dass der Auftraggeber bei allen Interviews live dabei sein kann und sich jedes anschauen kann. Dies war vorher nicht immer möglich. Auf Seiten der Teilnehmer ist der Vorteil, dass die Interviews weniger invasiv sind. Durch die Reduzierung der Anzahl an Besuchern und Beobachtern im Haushalt entsteht eine viel persönlichere, privatere und damit auch offenere Atmosphäre.
Wie binden Sie Ihre Kunden dabei konkret ein?
Julia David: Unsere Auftraggeber haben am Ende jedes Interviews die Möglichkeit, noch persönlich Fragen an den Teilnehmer zu stellen oder auch mir noch Fragen zuzusenden, die ich dann adressiere.
Somit bekommen unsere Auftraggeber also auch noch direktes Feedback zu Fragestellungen oder Thematiken, die sie gerne noch vertiefen möchten.
In der Beschreibung Ihres Events heißt es, das "sofortige Impulse und eine ganze Menge Inspirationen" während der virtuellen Besuche entstanden wären. Haben Sie da vielleicht ein Beispiel für uns, das Sie uns jetzt schon verraten können?
Julia David: Da unsere Auftraggeber live während der gesamten Feldphase dabei sind, müssen sie nicht mehr auf die Berichterstattung von unserer Seite aus warten, sondern erhalten häufig schon in den Interviews lebendige Insights und Inspiration, die sie häufig direkt schon am nächsten Tag in ihre agilen Teams mitnehmen. Auch scheinbare Nebenäußerungen der Teilnehmer zu anderen Produkten oder anderen Pain Points können neue, interne Prozesse beim Auftraggeber direkt anstoßen. Insbesondere die lebendigen Insights in Lebenswelten, Wohnungseinrichtungen und Lieblingsgegenständen helfen unseren Auftraggebern sehr, die jeweilige Zielgruppe besser zu verstehen und zum Beispiel Personas direkt weiter ausfeilen zu können.
Im Titel Ihres Events heißt es "Wie deutsche Wohnzimmer zu Innovation Hubs werden". Was kann man sich unter Innovation Hubs vorstellen?
Julia David: In der ethnographischen Marktforschung beobachten wir häufig, dass sich in Haushalten bereits mit kleinen Kniffen oder Tricks geholfen wird, wenn man auf Probleme stößt. Diese sind den Teilnehmern natürlich nicht immer klar oder bewusst, aber in der Beobachtung doch sehr offensichtlich. All das sind also kleine Innovationsimpulse, die in Haushalten schon passieren, jedoch in einem Gespräch gegebenenfalls nicht so artikuliert werden können, da sie nicht bewusst sind. Erst die Beobachtung eines geschulten Ethnographen deckt solche Innovationsmöglichkeiten oder -impulse auf.
Wie wird das vom Datenschutz her gehandhabt? Wie sieht eine Einwilligungsvereinbarung mit den Probanden aus?
Julia David: Hier halten wir uns strikt an die ADM-Richtlinien sowie die klassischen Datenschutz-Standards der DSGVO. Wir gewährleisten eine völlige Anonymität und das Einhalten aller Marktforscherischen Richtlinien. Auch früher saß unser Auftraggeber bei Studiointerviews hinter der Scheibe, jetzt ist er halt im virtuellen Raum dabei. Es hat sich also im Grunde nicht viel verändert, außer, dass sich die Befragungen in den virtuellen Raum verlagert haben, was jetzt in den Datenschutzrichtlinien und Geheimhaltungserklärungen neu zu beachten ist.
Hier geht es zur Anmeldung für das Web-Seminar mit Julia David am 6. Oktober 2021, 10h.
Über die Person
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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