Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung "Ein Unternehmen ohne FAMS – No Way"

Bisher haben alle FAMS beim IFAK Institut ihre Ausbildung beendet. Das Institut bildet seit der ersten Stunde FAMS aus. (Bild: IFAK Institut)
Sie beziehungsweise Ihr Unternehmen bildet ja schon seit Jahren FAMS aus. Warum bilden sie FAMS aus? Welchen Vorteil oder Nutzen sehen Sie für Ihr Unternehmen?
Kathrin Staiger: Ein Unternehmen ohne FAMS – no way. Gerade wir Marktforscher, die über Trends und Entwicklungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft forschen, brauchen frisches Blut. Letztens führten wir eine Studie durch, in der es um das Informationsverhalten von jungen Menschen ging. Nachdem wir den ersten Fragebogenentwurf unserer FAMS gezeigt und um ehrliches Feedback gebeten hatten, hat sie diesen nochmals ganz schön umgeworfen. Im Guten, denn sie wusste am besten, wie ihre Generation tickt und wie diese Informationen konsumieren (können). Sowohl inhaltlich als auch vom Wording war sie eine Riesenhilfe.
Sie sehen, wir als Unternehmen sind auf den Input junger Menschen angewiesen, können uns nur weiterentwickeln, wenn wir die Jungen mit ins Team nehmen und ihren Vorschlägen offen gegenüber sind. Veraltete Strukturen und das Festhalten an Dingen, die man eben schon immer so gemacht hat, bringen uns nicht weiter. Kurzum: Wir können nur wachsen und den Wandel erfolgreich mitgehen, wenn junge Menschen an Bord sind und wir sie als das sehen, was sie sind: kompetente Mitarbeitende. Wir schätzen sehr, dass FAMS Prozesse hinterfragen. Ein „machen wir schon immer so“ ist für sie keine ausreichende Begründung und ihr Blick auf uns hilft uns, neue Wege zu gehen.
Sören Winzer: Wir mit unseren Aufgaben helfen den FAMS wiederum, in einer sich ständig verändernden Welt ein gewisses Handwerkzeug mit auf den Weg zu nehmen. Denn ein ganz zentraler Punkt im Arbeitsleben der FAMS ist das Projektmanagement, FAMS bekommen hier eine Schlüsselfunktion. Sie sind die Schnittstelle, koordinieren und kommunizieren mit Dienstleistern, Mitarbeitenden, setzen Timings und überprüfen die Teilschritte. Ohne sie ist ein erfolgreiches Projektmanagement, das immer agiler wird, kaum möglich. Heißt, in einer Welt, in der sich die (Projekt-)Absprachen stetig ändern, Timings verschieben und so weiter, müssen sie schnell reagieren und Projektschritte anpassen. Sie bekommen somit eine Sicherheit, auf sich verändernde Umstände zu reagieren. Das ist nicht nur in der Arbeitswelt hilfreich.
Seit wann bilden Sie aus?
Kathrin Staiger: Wir sind Überzeugungstäter und bilden seit der ersten Stunde aus – also seit 2006. Das müssten nun an die 22 FAMS gewesen sein. Bisher haben alle ihre Ausbildung zu Ende gebracht, niemand hatte die Ausbildung abgebrochen. Nur dieses Jahr gab es eine FAMS, die überraschend einen Studienplatz bekommen hat und dann das Studium vorzog.
Nehmen Sie jedes Jahr eine auszubildende Person auf oder immer erst dann, wenn ein FAMS seine Ausbildung abgeschlossen hat?
Sören Winzer: Es geht nicht um ein, zwei oder drei FAMS. Wir zählen bei unseren Azubis nicht durch. Wir suchen immer nach den Menschen, die zu uns passen und zu denen wir passen. Diese Suche kann mitunter auch mal länger dauern. Mal ist es eine FAMS, die startet, mal sind es mehrere. Und es gibt auch Jahre, in denen wir keine neuen Azubis haben, weil wir keine geeignete Person gefunden haben. 2020 im ersten Coronajahr haben wir auch keine neuen Azubis aufgenommen, weil wir die Eins-zu-eins-Betreuung einfach nicht sicherstellen konnten. Wir wissen um unsere Verantwortung als Arbeitgeber gerade den jüngsten im Team gegenüber.
Welche Voraussetzungen braucht man, wenn man in Ihrem Unternehmen eine Ausbildung zum FAMS machen möchte und warum braucht man diese? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Kathrin Staiger: Vor ein paar Jahren hätte ich vermutlich gesagt: Der Schulabschluss ist entscheidend. Jetzt würde ich sagen: Die Motivation. Denn die oben beschriebene Aufgabe als Schnittstelle in der Projektarbeit bedarf viel mehr Skills als ein rein formaler Abschluss abbildet: Flexibilität, Durchsetzungsvermögen, Lust neue Dinge zu lernen. Diese Dinge müssen und können in ihrer Gänze natürlich noch nicht voll ausgeprägt sein, aber die Motivation, diese Dinge zu erlernen beziehungsweise weiter auszubauen, sollte erkennbar sein. Zu unseren Bewerbern sage ich immer: Wenn Du jetzt noch nicht alle Voraussetzungen erfüllst, aber Lust auf eine Ausbildung zur FAMS hast, trau Dich einfach! Wenn die Basics und die Einstellung stimmen, dann geht bei uns immer etwas.
Was sind die Erfahrungen mit den Auszubildenden? Sicherlich gibt es da unterschiedlichste Erfahrungen. Was gibt es da für Erfahrungen oder gar Geschichten zu erzählen?
Kathrin Staiger: Generell haben wir sehr positive Erfahrungen. Wichtig ist natürlich, die FAMS immer wieder um eine Evaluation zu bitten: Wie gefällt es dir? Was möchtest du lernen? Wo siehst du deine Stärken (und Schwächen)? So können wir gemeinsam eruieren, wie sich der Arbeitsalltag für die Auszubildenden gestalten sollten, wo Defizite liegen und Kompetenzen weiter ausgebaut werden können.
Sören Winzer: Was ich erst letztens von einer FAMS lernen (durfte): Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Eine ehemalige FAMS, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und die wir gerne übernommen hätten, entschied sich für ein Studium in einer anderen Stadt. Zuerst waren wir über den Verlust natürlich traurig, allerdings sind Studierende häufig knapp bei Kasse und so konnten wir sie bis heute als Werkstudentin weiter beschäftigen. Da sie während der Ausbildung unsere Strukturen und Abläufe gut kennen gelernt hat, ist es nun auch möglich, dass sie zu 100% mobil für uns arbeitet – eine Win-Win-Situation für alle.
Passt die Ausbildung zu Ihrem Unternehmen? Wie ist Ihre Einschätzung zu den Ausbildungsinhalten? Haben Sie den Eindruck, dass die Ausbildung zu den Aufgaben Ihrer Firma passt?
Kathrin Staiger: Die Ausbildung passt definitiv zu unserem Unternehmen. Projekte, an denen FAMS bei uns mitwirken, können ihnen auch bei Prüfungen helfen. Das, was sie in der Schule lernen, können sie praxisnah bei uns verfestigen. Von den FAMS hören wir aber häufiger, dass in der Schule intensiver auf Excel, PowerPoint und SPSS eingegangen werden sollte. Dem können wir als Institut nur zustimmen, schließlich ist das das Handwerkszeug von Marktforschenden.
Haben Sie die ausgebildeten FAMS in Ihrem Unternehmen übernommen? Welche Faktoren beeinflussen die Übernahme nach der Ausbildung und wie sieht es auf FAMS Seite aus? Sind diese an einer Übernahme interessiert?
Sören Winzer: Wann immer möglich, übernehmen wir sehr gerne Auszubildende. Viele entscheiden sich jedoch für ein anschließendes Studium. Und Reisende sollte man bekanntlich nicht aufhalten.
In welchen Bereichen kann man FAMS nach der Ausbildung einsetzen? Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus? Wo setzen Sie ausgebildete FAMS ein oder würden Sie diese einsetzen?
Kathrin Staiger: Unsere FAMS werden bereits während der Ausbildung im Projektmanagement eingesetzt. Dort erhalten sie immer mehr Verantwortung. Nach der Ausbildung und mit zunehmender Verantwortung leiten sie dann Projekte selbständig.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen sie für FAMS innerhalb eines Unternehmens? Wo sehen Sie die Möglichkeiten und Grenzen eines FAMS?
Sören Winzer: Möglichkeiten, sich zu entwickeln, sind für FAMS definitiv gegeben, denn sie bekommen bereits während ihrer Ausbildung den kompletten Prozess der Marktforschung mit. Hier kristallisiert sich meist schon heraus, wo die Interessen und das Potenzial der FAMS liegen. Möchte der Azubi beispielsweise lieber vermehrt Kundenkontakt oder sieht er/sie sich eher als interner Organisator? Sie sehen, es gibt hier kein Schema F. Inwieweit sich FAMS entwickeln möchten, hängt stark von der Persönlichkeit ab.
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