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- "Ich wollte mich nicht für wenige Monate zum Geschäftsführer der neuen Kantar GmbH berufen lassen, um Mitte 2020 direkt wieder abberufen zu werden."
Hartmut Scheffler, Kantar "Ich wollte mich nicht für wenige Monate zum Geschäftsführer der neuen Kantar GmbH berufen lassen, um Mitte 2020 direkt wieder abberufen zu werden."

marktforschung.de: Die Nachricht gestern kam überraschend. Haben Sie Ihren Schreibtisch schon geräumt?
Hartmut Scheffler: Natürlich nicht! Irgendwie scheint er sogar voller denn je. Wie ja in der Meldung steht, bin ich bis 30.6. an Bord – und das mit vielfältigen Aufgaben in der finalen Umsetzung der Kantar Transformation, in der Einarbeitung von Nachfolgern für meine verschiedenen Aufgaben und auch ganz einfach noch im operativen Tagesgeschäft. Als Managing Director mit entsprechender Zeichnungsberechtigung kommt da keine Langeweile auf.
Was ist genau der Hintergrund, dass Sie einerseits nicht mehr Mitglied der Geschäftsführung, aber andererseits noch bis Ende Juni für Kantar tätig sind?
Kantar ist Ende letzten Jahres auch firmenrechtlich ganz neu strukturiert worden. So wurde u.a. aus Kantar TNS , Kantar Millward Brown, Kantar Added Value, Kantar Health und Kantar Public die Kantar GmbH. Damit war auch das frühere "Dach", die Kantar Holding (auch dort war ich in der GF), hinfällig. Wenn nun mein Vertrag am 30.6.2020 endet, dann schien es allen – auch mir – nicht sinnvoll, mich für wenige Monate zum GF der neuen Kantar GmbH zu berufen und dann Mitte 2020 wieder abzuberufen. Also ein ganz normaler und sinnvoller Prozess.
Welche Ziele möchten Sie noch bis Ende Juni erreichen? Welche Projekte stehen an?
Wie schon gesagt: Übergaben und Einarbeitungen in der nötigen Ruhe, Kantar – Vertretung bei Verbänden und Organisationen etc. Es ist schon faszinierend, wie eine lange Liste von Verantwortlichkeiten und Aufgaben nach außen wie nach innen sich da über die Jahre angesammelt hat (vor allem, wenn man nicht NEIN sagen kann). Wir wollen am 30.6. alles geordnet und "nachhaltig" übergeben haben, uns gegenseitig und im Spiegel ansehen können – und das eine oder andere werde ich in immerhin noch vier Monaten auch noch bewegen. Da gibt es also gar keine versteckte Agenda, keine verschönernde Sprachregelung, keine Leiche im Keller: selbst in diesen aufgeregten Zeiten geht manchmal etwas eben doch ganz unaufgeregt, ganz einvernehmlich, ganz fair.
Eric Salama, CEO von Kantar, ist diese Woche zurückgetreten. Steht diese Nachricht in irgendeiner Beziehung zu Ihrer Abberufung aus der Geschäftsführung?
Überhaupt nicht.
Der Zeitpunkt des Eintritts in den Ruhestand ist absehbar: Gibt es schon Pläne für die Zeit ab Juli 2020?
Mein Verstand sagt mir, dass ich nach über 41 Jahren Berufstätigkeit, davon 40 in der Marktforschung und 30 in der Geschäftsführung, jetzt endlich wieder die zu kurz gekommenen Hobbies, Initiativen am Wohnort und vor allem die Familie in den Mittelpunkt stellen sollte. Mein Herz sagt mir, dass diese phantastische Branche mit ihren tollen Herausforderungen wie Menschen mich nicht ganz loslassen wird. Kurz: ich sondiere … mit Kribbeln im Bauch und ergebnisoffen.
hg
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