Matthias Richter, marktforschung.de "Ich denke, das ist eine gute Sache für beide Seiten: ausschreibende Unternehmen und Jobsuchende"

An wen richtet sich das Job-Matching, das neue Angebot von marktforschung.de, und wie funktioniert es? Was macht einen Job zum Traumjob? Warum sollte man sich auf der Suche nach einem Job dort registrieren? Unseren internen Projektmanager Matthias Richter haben wir genau dazu befragt und gebeten, ein paar Einblicke zu geben.

marktforschung.de: Du hast für marktforschung.de das "Job-Matching" entwickelt. An wen richtet sich das neue Angebot?

Matthias Richter: Unsere ursprüngliche Idee war es, unseren Stellenmarkt für Marktforscherinnen und Marktforscher noch attraktiver zu machen, indem wir Jobsuchenden die Möglichkeit bieten, sich Stellenangebote aus der Branche per Mail zusenden zu lassen. Dabei war uns wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, sich nur Stellenanzeigen zuschicken zu lassen, die wirklich passen. Zum reinen "Push-Dienst" kam also die Überlegung, eingehende Stellenanzeigen mit den Suchkriterien der Teilnehmer zu vergleichen und die Stellenanzeige nur bei einem "Match" an den passenden Kandidaten zu schicken - wie bei einer Partnerbörse, nur für ausschreibende Unternehmen und Stellensuchende. Das Angebot richtet sich damit sowohl an Jobsuchende und "latent Wechselwillige" als auch an die Unternehmen, die über den neuen Service ihre relevanteste Zielgruppe erreichen.

marktforschung.de: Du sprichst beim Job-Matching von einem Konzept wie bei einer Partnerbörse. Wie muss man sich das im Detail vorstellen?

Matthias Richter: Das Herzstück unseres Job-Matchings ist ein intelligenter selbstlernender Algorithmus, den ich ... na gut, sind wir ehrlich, ganz so automatisiert läuft es nicht: Die Teilnehmer tragen in ein von uns entwickeltes Formular ihre Suchpräferenzen wie z. B. Arbeitsort, Karrierelevel, Vertragsart, Forschungsansatz und Unternehmensart ein. Außerdem erfolgen Angaben zum beruflichen Werdegang und den eigenen Fähigkeiten sowie zum Schluss ein paar Soft Facts. Wir übernehmen das Pendant dann auf Seite der Stellenanzeige und codieren die Anforderungen entsprechend. Die Teilnehmer werden dann gefiltert und wir schicken die Anzeige bei Passung zu. Dabei differenzieren wir zwischen zwei Gruppen: Teilnehmer, bei denen es eine Übereinstimmung der wichtigsten Suchkriterien (Ort, Karrierelevel, Forschungsansatz, Unternehmensart) gibt, erhalten eine Mail mit dem Betreff "Für Sie interessante Stelle in der Marktforschung". Diejenigen, bei denen viele zusätzliche Merkmale (Softwarekenntnisse, Sprache, Reisebereitschaft, persönliche Merkmale, …) zur Stelle passen, erhalten eine Mail mit dem Betreff "Ihr Traumjob in der Marktforschung". Bei der Auswahl der geeigneten Teilnehmer spielt der "Faktor Mensch" also noch eine Rolle, aber wir gehen bei jeder Stellenausschreibung nach denselben Regeln vor … und das mit dem Algorithmus kommt eventuell ja noch.

marktforschung.de: Was habe ich als Arbeitnehmer davon, mich für das Job-Matching zu registrieren?

Matthias Richter: Es ist eine bequeme Möglichkeit, per Mail über passende Stellenanzeigen informiert zu werden. Dabei erhält man eben keine Flut an Mails, sondern nur "gematchte" Jobangebote. Das Job-Matching ist für alle Teilnehmer kostenlos und das Suchformular in ein paar Minuten ausgefüllt. Suchpräferenzen können jederzeit verfeinert oder geändert werden. Wer einen Job gefunden hat, oder einfach nicht mehr am Angebot interessiert ist, kann die E-Mail-Benachrichtigungen entweder zeitweise deaktivieren, oder sich komplett abmelden. Die Daten werden dann selbstverständlich gelöscht. Grundsätzlich werden alle persönlichen Daten streng vertraulich behandelt und niemals an Dritte weitergegeben. Am besten einfach mal ausprobieren, man kann sich gegebenenfalls jederzeit wieder abmelden.

marktforschung.de: Und was macht das Angebot für Arbeitgeber attraktiv?

Matthias Richter: Bisher wurden Stellenanzeigen auf unserer Website eingestellt und über unseren täglichen Newsletter beworben. Über das Job-Matching kommt ein optionaler Zusatzservice dazu, der eine hochrelevante Zielgruppe auf das entsprechende Jobangebot aufmerksam macht und das zu einem - wie wir finden - sehr fairen Preis. Hier werden nicht nur akut Suchende erreicht, sondern auch Mitarbeiter, die im Falle einer sehr gut passenden Stelle auch bereit wären, zu wechseln, oder schon länger mit dem Gedanken spielen. In Zeiten des Fachkräftemangels bieten wir hier eine gute Möglichkeit, die richtigen Personen direkt anzusprechen. Die klassische Stellenanzeige bleibt dabei weiter das "Aushängeschild" des Unternehmens, das Job-Matching ist lediglich der "frohe Bote".
Seitens der Job-Suchenden findet das Angebot Anklang, wir haben in kurzer Zeit 320 Anmeldungen von Teilnehmern aus allen Karrierelevels mit unterschiedlichen Suchpräferenzen erhalten. Die Teilnehmerzahl wächst täglich und ich rechne damit, dass wir bald die 500-er Marke schaffen. Im Normalfall wird eine einzelne Stellenanzeige an ca. 30 bis 60 passenden Kandidaten geschickt. Etwa 10 bis 20 davon qualifizieren sich als "Traumkandidat". Ich denke, das ist eine gute Sache für beide Seiten - ausschreibende Unternehmen und Jobsuchende.

marktforschung.de: Mit "Ihr Traumjob in der Marktforschung" bewirbst Du das Job-Matching und dies steht - wie Du sagst - ja auch im Mail-Betreff bei Benachrichtigung von sehr gut passenden Kandidaten. Was glaubst Du, macht einen Job denn zum Traumjob?

Matthias Richter: Auch wenn es wie eine Phrase klingt: Das lässt sich pauschal nicht beantworten und definiert wohl jeder etwas anders. Ich persönlich kann hier auch nicht für die Branche sprechen - zumal ich noch kein "alter Marktforschungs-Hase" bin. Im Kern denke ich aber doch, dass es eine große Überschneidung an sehr wichtigen Faktoren gibt. Die vergangenen Jahre durfte ich mich - quasi als Marktforscher (m) für Marktforscher (m/w/d) - im Rahmen der marktforschung.de Eigenstudien (Recruiting-Studie, Gehaltsstudien, Imagestudie) sehr intensiv mit den Einstellungen und Meinungen unserer Zielgruppe beschäftigen.
So viel steht für mich fest: Marktforscherinnen und Marktforscher lieben in der Regel die Abwechslung ihrer Tätigkeit. Die vielseitigen Methoden und Themen und interessanten Einblicke durch wechselnde Projekte und Kunden scheinen Sie besonders zu reizen. Viele in der Branche werden von einer intrinsischen Motivation wie z. B. Neugierde über Menschen und deren Verhaltensweisen angetrieben. Manchen geht es um Erkenntnisgewinn und Horizonterweiterung. Interessanterweise begründen nur wenige ihre Entscheidung für eine Tätigkeit in der Branche mit guten Karrieremöglichkeiten oder einem attraktiven Gehalt.

marktforschung.de: In der letzten Gehaltsstudie hast Du unter anderem Daten zur Work-Life-Balance erhoben. Das spielt doch sicher auch eine wichtige Rolle?

Matthias Richter: In Bezug auf eine konkrete Stelle steht die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf häufig an erster Stelle. Mittlerweile auch kein Geheimnis mehr: Viele Arbeitnehmer wünschen sich Flexibilität und die Möglichkeit im Home Office arbeiten zu können. In Ihrem Alltag legen Marktforscher neben der abwechslungsreichen Tätigkeit vor allem Wert auf ein gesundes Arbeitsklima beziehungsweise nette Kollegen. Tendenziell ist ihnen wichtiger, fachliche Verantwortung als personelle Verantwortung zu übernehmen. Hinsichtlich des Arbeitsgebers spielen ein attraktiver Standort, eigene Begeisterungsfähigkeit für die Forschungsbereiche des Unternehmens und das Arbeitgeber-Image eine wichtige Rolle. Ein sehr sensibles Thema ist: Überstunden. Wobei nicht die Überstunden an sich das Problem darstellen - diese werden von Marktforschern gern in Kauf genommen und sind bei Projektarbeit kaum wegzudenken - sondern die Möglichkeit eines angemessenen Ausgleichs, sei es durch Freizeit oder finanziell. (Ergebnisse Recruiting-Studie 2017).
Laut einer Studie (Online-Befragung von rund 1.000 Arbeitnehmern) der Karriereberatung von Rundstedt in Zusammenarbeit mit INNOFACT ist das übrigens der Kündigungsgrund Nummer Eins. Den Studienergebnissen zufolge steht an zweiter Stelle, wenn das kollegiale Umfeld bzw. die Chemie im Team nicht stimmt. Als am dritt häufigsten angegebener Kündigungsgrund folgt Stress aufgrund von zu hohem Leistungsdruck oder engen Timings. An vierter Stelle kommt eine fehlende konstruktive Feedback-Kultur. Auf Rang fünf stehen nicht existente Leistungsanreize wie beispielsweise eine regelmäßige Gehaltserhöhung oder gute Weiterentwicklungs- und Aufstiegschancen, so die Studie.

marktforschung.de: Und was macht für Dich den Traumjob aus?

Matthias Richter: Meine persönliche Meinung zum Traumjob? Klar, die Tätigkeit sollte Spaß machen, abwechslungsreich und sinnstiftend sein. Ich denke man sollte aber niemals unterschätzen, welchen Einfluss das Arbeitsklima hat. Mindestens unbewusst spielt das bei der Arbeitszufriedenheit eine enorme Rolle. Es geht aus meiner Sicht weniger darum, was man tut, sondern eher in welchem Umfeld man es tut. Ein wichtiger Faktor ist außerdem eine Wertschätzung seitens des Arbeitgebers, die auch vermittelt wird. Das kann gelegentliches Lob, aber auch Kritik sein, denn sie zeigt, dass sich jemand mit der eigenen Arbeit auseinandersetzt. Kritik wird in meinen Augen häufig zu negativ gesehen. Außerdem ist es wichtig, dass man als Mitarbeiter gefördert wird und die Möglichkeit erhält, Verantwortung zu übernehmen. Des Weiteren sollte man das Gefühl haben, Feedback offen vortragen zu können und dass man in Entscheidungsprozesse eingebunden wird. Zu guter Letzt - aber nicht minder wichtig - freut sich sicherlich jeder Mitarbeiter über Transparenz hinsichtlich der Unternehmensziele. Dies sind meines Erachtens einige der wichtigsten Elemente für ein attraktives Gesamtpaket.
Ich sehe ein Arbeitsverhältnis als einen Vertrag für ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Als Mitarbeiter ist man gefordert, sich mit voller Motivation ins Unternehmen einzubringen und gemeinsam mit Management und Kollegen für die Unternehmensziele zu kämpfen. Das Unternehmen hat die Aufgabe, das Beste aus dem Mitarbeiter heraus zu kitzeln, zu fördern und Leistung zu honorieren. Wenn das ins Ungleichgewicht gerät, geht man getrennte Wege. Damit ist man dann auch wieder ein potenzieller Kandidat fürs Job-Matching. Aber das war jetzt eine sehr starke Komplexitätsreduktion und eine fragwürdige Überleitung.

marktforschung.de: Vielen Dank fürs Interview und die Einblicke!

Das Interview führte Monika Maruschka.

 

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