Frauen in der Marktforschung "Ich bin gegen die Ellenbogenmentalität"

marktforschung.de präsentiert ab sofort die neue Serie "Frauen in der Marktforschung". Den Auftakt macht Diana Livadic, die seit mehreren Jahren erfolgreich als Marktforscherin für Ipsos tätig ist.

Diana Livadic (Bild: Ipsos)

Diana Livadic (Bild: Ipsos)

marktforschung.de: Fau Livadic, Sie sind seit Jahren in der Marktforschung tätig und haben Erfahrung sowohl auf Agentur- als auch auf Kunden- und Institutsseite. Braucht man als Frau die berühmten "Ellenbogen", um sich durchzusetzen? 

Diana Livadic: Ich bin gegen die Ellenbogenmentalität und habe Menschen immer zu meiden versucht, die diese haben. Und ich bin damit sehr gut gefahren. Aus meiner Sicht ist es wirksamer, seine Meinung zu vertreten, für diese einzustehen und beharrlich zu verfolgen. Gute Argumente, Durchsetzungs- und Verhandlungsgeschick sind relevant – alles Dinge, die man lernen kann und so sicher keine Ellenbogen braucht.

marktforschung.de: In welcher Form haben Sie in Ihre Weiterbildung investiert? 

Diana Livadic: Ich bin mit Leib und Seele Forscher und bin deshalb von Natur aus an vielen Dingen interessiert. Mein Unternehmen investiert sehr viel in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter, ich kann an Trainings und Workshops zu unterschiedlichen Themen teilnehmen. Unabhängig davon mache immer wieder mal Online-Trainings, schaue Webinare aus der Branche – auch um zu sehen, was der Wettbewerb so treibt. Ich finde TedTalks informativ und unterhaltsam, lese Newsletter zu ganz unterschiedlichen Themen und bin in diversen Gruppen sozialer Medien aktiv. Und ich gehe mehrmals im Jahr auf Konferenzen und Kongresse. Oft sind diese sehr inspirierend und der persönliche Austausch und das Networking spielen natürlich auch eine große Rolle.

marktforschung.de: Stichwort Selbstoptimierung: Heutzutage gilt es ja als verbreitetes Phänomen, dass gerade Frauen es damit übertreiben. Wie ist Ihre persönliche Einstellung dazu?  

Diana Livadic: Es erscheint mir auch so, dass Frauen eher dazu neigen – und sich wahnsinnig unter Druck setzen, wenn sie ihre Ziele mal nicht erreichen oder nicht so sind, wie sie es gern wären. Vielleicht liegt es daran, dass viele Frauen (zu) perfektionistisch sind und es in ihren verschiedenen Rollen allen Recht machen wollen. Immer höher, immer weiter – nichts für mich. Mir ist es wichtig, dass ich tun kann, was mir Spaß macht, dass ich mit Menschen zusammen sein kann, die mir etwas bedeuten, dass ich gesund bin und ein bisschen auf meinen Körper achte (was sich begrenzt auf das Einschränken von Fast Food und einmal die Woche Fitnessstudio). Ich gestehe aber, dass ich ein "Fitbit" trage, das meine Schritte zählt und meinen Schlaf überwacht. Leider hilft mir das nicht dabei, mehr Sport zu machen oder früher ins Bett zu gehen – aber ich finde die Analyse meiner Schlafphasen einfach spannend.

marktforschung.de: Was ist Ihnen denn neben der Arbeit besonders wichtig? 

Diana Livadic: Meine Familie, meine Freunde, Reisen, Neues kennenlernen und ausprobieren – etwas, was mal nichts mit Marktforschung zu tun hat. So war ich gerade ein paar Tage im Ski-Urlaub und habe kürzlich einen "Nähkurs für Absolute Beginners" gemacht. Und obwohl ich nicht besonders sportlich und – wie ich jetzt gelernt habe – wohl nicht besonders geschickt im Umgang mit Nadel & Faden bin, hatte ich sehr viel Spaß. Ich mag Herausforderungen nicht alltäglicher Art.

marktforschung.de: Sind Sie Mitglied in einem Frauen- oder gemischten Netzwerk? 

Diana Livadic: Ja, ich bin Mitglied in einigen Netzwerken, etwa in Verbänden wie dem BVM und der DGOF, der akademischen ECREA (European Communication Research and Education Association). Ich habe mich u.a. auch den Digital Media Women angeschlossen. Das finde ich wichtig, zum einen, um zu bestimmten Themen und aktuellen Fragestellungen auf dem Laufenden zu bleiben und auch dabei mitzudiskutieren. Zum anderen, um in Kontakt mit Experten zu kommen, falls ich selbst mal Support brauche. 

marktforschung.de: Gab es eine Person, die Sie bei Ihrem Werdegang gefördert hat? Vielleicht sogar eine(n) Mentor/-in? Oder ein Vorbild? 

Diana Livadic: Ich habe mehrere Vorbilder gehabt, die letzten waren Sheryl Sandberg, deren Buch und Geschichte mich sehr inspiriert und bestärkt haben, und Shelley Zalis, CEO von The Female Quotient und Gründerin der Girls' Lounge, die sich sehr erfolgreich und beeindruckend für die Gleichberechtigung von Frauen in der Arbeitswelt einsetzt (und zudem eine ehemalige Ipsos-Mitarbeiterin ist). Natürlich hatte ich auch immer wieder Vorgesetzte, die sich für meine Entwicklung und Karriere eingesetzt haben. Die mir vertraut haben, mir Verantwortung übergeben und mich somit gefordert und gefördert haben. Und die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen, wenn es mal schwierig wurde.

marktforschung.de: Waren es eher Frauen oder Männer, die sie unterstützt haben?

Diana Livadic: Rückblickend betrachtet wurde ich eher von Frauen unterstützt, was aber auch einfach daran liegt, dass ich mehr weibliche Vorgesetzte hatte. Aber auch meine männlichen Vorgesetzten haben mich nie zurückgehalten.

marktforschung.de: Gerade wird ja viel darüber geredet, wie Frauen sich gegenseitig pushen und kooperieren können. Wie ist es bei Ihnen: Haben Sie Frauen besonders im Fokus, um sie bei Bedarf zu fördern? 

Diana Livadic: Ja, ich merke bei mir selber, dass ich meine weiblichen Kolleginnen anders fördere als männliche. Mit ihnen spreche ich mehr darüber, dass sie für sich und ihre Ziele einstehen sollen, sich vor allem sichtbar machen und ihren Erfolg auch mal präsentieren. Die meisten Männer sind da ja eher weniger schüchtern. Die sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, nach Unterstützung zu fragen oder die Leistung anderer gebührend anzuerkennen.

marktforschung.de: Wie stehen Sie zu der berühmten Stutenbissigkeit, die Frauen gerne unterstellt wird? Haben Sie damit schon Erfahrungen gemacht?

Diana Livadic: Stutenbissigkeit gehört für mich in die gleiche Kategorie wie Ellenbogen. Und ich lehne sie genauso kategorisch ab. Wenn ich merke, dass Frau diese Eigenschaft hat, dann spreche ich das an und kläre das. Und ja, habe ich schon einmal gehabt – hat sich aber schnell erledigt.

Zur Person: Diana Livadic, 39, ließ sich nach ihrem Abitur in Berlin zur Werbekauffrau ausbilden und und arbeitete mehrere Jahre als Account Manager bei BBDO Berlin. Es folgte ein Studium der Medien-und Kommunikationswissenschaft in der Schweiz und der Markt- und Sozialforschung in England. Im Anschluss arbeitete Diana Livadic in der TV-Forschung und -Planung für MTV und VIVA bei Viacom. Seit 2010 ist sie bei Ipsos, aktuell als Director Innovation für den Bereich Medien- und Kommunikationsforschung bei Ipsos Connect. 

 

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  1. A.S. am 15.02.2018
    Liebe Redaktion,
    zunächst einmal: Schön, dass Sie eine Persönlichkeit mit derart eindrucksvollem Werdegang über ihren Beruf/Berufung in der Marktforschung zu Wort kommen lassen.
    Es ist mir jedoch absolut unverständlich, warum hier einige der obigen Fragen gestellt wurden. ungerne möchte ich hier gleich ziehen und implizite Unterstellungen machen, aber aus welchem Grund bitte werden Fragen nach Ellenbogenmentalität, Stutenbissigkeit und Frauennetzwerken gestellt? Wurden diese Fragen jemals einem männlichen Interviewpartner gestellt?
    Mich persönlich ärgert diese Interviewfragen ebenso sehr, wie solche danach "Wie man es sich den vorstelle, Familie und Beruf unter einen Gut zu bekommen" (O-Ton aus einem Vorstellungsgespräch). Bitte achten Sie beim nächsten Interview zu Persönlichkeiten (nicht bloß Frauen) aus der Marktforschung doch darauf, dass es weniger voreingenommen ist.
    Beste Grüße
    A.S.

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