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Wahlforschung Hervorragende Vorwahlumfragen in Niedersachsen mit einem Wermutstropfen

Die FDP ist an der Fünf-Prozent Hürde gescheitert: Christian Lindner und der niedersächsische FDP-Spitzenkandidat Stefan Birkner geben eine Pressekonferenz zum Ausgang der Landtagswahl in Niedersachsen. (Bildnachweis: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld)
Entscheidungen müssen getroffen werden
Bevor ein Wahlforschungsinstitut seine Vorwahlumfrage veröffentlicht, müssen eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen werden. Die Grundlage dafür bildet die befragte Stichprobe und die Berechnung der Sonntagsfrage. Danach müssen in der Regel zwei weitere Schritte gemacht werden, die einer Abwägung bedürfen: Die prognostizierten Stimmanteile müssen in der Summe 100 ergeben. Das tun sie in der Regel rein rechnerisch nicht. Und man muss sich als Institut bei Wackelkandidaten wie der FDP oder der Linken festlegen, ob die Partei am Wahlsonntag über oder unter die Fünf-Prozent-Hürde springen wird.
Die Fünf-Prozent-Hürde
Geht es im ersten Fall um Auf- oder Abrundungen bei einzelnen Parteien, so ist bei den Wackelkandidaten das Bauchgefühl des Wahlforschers gefragt. Die Stichprobengrößen der Vorwahlumfragen, die in Niedersachsen zwischen 1.000 und 3.001 Befragten lagen, sind für die Entscheidung, ob eine Partei über oder unter 5 Prozent landen wird, eigentlich viel zu klein. Die Konfidenzintervalle um den Schätzer dadurch viel zu breit, um eine Vorhersage zu wagen, ob die FDP reinkommt oder nicht. Spätestens in diesem Fall schauen Wahlforscher auch auf die Vorhersagen anderer Häuser. Daraus kann, wie im Fall der Landtagswahl in Niedersachsen, ein Hang zur Konformität entstehen.
Einheitlich daneben ist daneben
Alle fünf Institute, deren Vorwahlumfragen für Niedersachsen in Medien vor der Wahl veröffentlicht wurden, haben die FDP im Vorfeld bei 5 Prozent gesehen. Die Aussage war damit: Es wird knapp für die Partei, aber es reicht.
Im Vergleich dazu wurde „Die Linke“ von allen Instituten klar unter 5 Prozent gesehen.
Im Fall der Linke war das richtig; bei der FDP, die nur 4,7 Prozent der Stimmen bekam, aber falsch. Das ist der Wermutstropfen von ansonsten hervorragenden Vorwahlumfragen, die die Institute Forschungsgruppe Wahlen, Insa, forsa, Infratest dimap und Civey vor der Wahl veröffentlicht haben.

Alle Umfragen mit Ausnahme der von Civey wurden hier entnommen: https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/niedersachsen.htm . Die Umfrage von Civey wurde hier entnommen: https://dawum.de/Niedersachsen/Civey/. (Stand jeweils: 10.10.22, 17h)
Die Forschungsgruppe auch in Niedersachsen auf Platz 1
Die geringste Abweichungssumme hat einmal mehr die Forschungsgruppe Wahlen aus Mannheim mit 5,17 erzielt. Dass die Abweichung nicht noch geringer war, lag an der Überschätzung der Grünen, die ebenfalls von allen fünf Häusern im Vorfeld etwas höher gesehen wurde (statt 14,5 lagen die Vorwahlumfragen bei 16-17 Prozent). Auf den Plätzen 2 bis 5 sind alle Institute nah beieinander: Die Spanne der quadrierten Abweichungssummen liegt zwischen 10,17 und 12,77. Insa lag bei der AfD am nächsten dran, hat dagegen die SPD unterschätzt. Forsa hat die Grünen etwas zu hoch eingeschätzt, dafür die SPD gut erwischt. Die letzte Umfrage von Infratest dimap, die im Vergleich zu den anderen Instituten bereits Ende September erschien, lag dennoch geringfügig besser als Civey, die bei dieser Wahl die höchste Abweichungssumme haben. Dennoch ist eine Abweichung von 12,77 für eine Landtagswahl immer noch gering. Zum Vergleich: Bei der NRW-Wahl hatte forsa mit 20,2 die beste Vorhersage, in Schleswig-Holstein die FGW mit 38,47.
In der Summe hat sich die Demoskopie auch in Niedersachsen einmal mehr sehr gut geschlagen. Mit dem Wermutstropfen, dass die FDP von allen Instituten im Landtag gesehen wurde, aber knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist.
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