Susanne Schöttmer, Schöttmer-Institut Herrgottnochmal: Was machen wir jetzt? Und was bedeutet das alles?

Die Corona-Krise - eine Zeit für Konsumenten um inne zu halten, Verhaltensmuster, Werte und Strukturen zu überdenken und für Unternehmen kreative Businessideen zu entwickeln, findet Susanne Schöttmer vom Schöttmer-Institut in Hamburg. In diesem Artikel gibt sie chancenorientierte Denkanstöße für die aktuelle Krisensituation.

Litfaßsäule mit Schild Good News is Coming
"Good News" - in Zeiten von Corona immer herzlich willkommen

Schon heute kann man viel erahnen, wenn man genau hinhört und feinfühlig antizipiert, wie sich Consumer aktuell äußern und verhalten.

Das Corona-Virus verändert unser Leben radikal. Und nachhaltig. Nichts wird mehr so sein wie vorher. Vermutlich. Es reißt uns gerade den Boden unter den Füßen weg und zerstört liebgewonnene Strukturen. Was bleibt? Was geht? Permanente Anpassung ist gefordert und wird auf erstaunliche Art und Weise geleistet. Oft eher "by the way" als "von oben diktiert". Initiative wächst. Zusammenhalt. Ganz neue Perspektiven. Und neue Werte. Das kann man heute schon erkennen, wenn man gut zuhört und nicht bei Betroffenheit, Händewaschen und Klopapier stehenbleibt!

Lassen Sie Ihre Kunden in der Krise nicht allein, sondern bleiben sie an ihrer Seite! Sichtbar! Feinfühlig! Mit den richtigen Maßnahmen. Aber wie? Und in welche Richtung?

Jens Portmann, Geschäftsführer der Agentur Zum goldenen Hirschen, schrieb auf linkedin letzten Dienstag: "Risiken sind Chancen, die auf dem Kopf stehen." Genau! Und er spricht von #RadikalRelevant und der Bedeutung von Schnelligkeit und Agilität in diesen Zeiten: "Wir sind durch die Krise gleichsam in eine neue Ära katapultiert worden. In das Jahrhundert der Kreativierung, nicht der Werbeagenturen, sondern das der kreativen Businessideen." Klingt gut, und wie findet man die? 

Wodurch können diese kreativen Businessideen als Antwort auf die Neuordnung der Welt in den Köpfen der Verbraucher inspiriert werden? 

Wir haben am Wochenende in unser eigenes Panel reingehorcht und auf Basis von über 800 Online-Interviews die Gefühlslage ein erstes Mal eruiert. Fazit: Die Verunsicherung ist groß, aber die Suche nach starken Ankern mit einer positiven Grund-Haltung - ganz sicher unter neuen Vorzeichen, die es sich lohnt zu erforschen - ist deutlich zu spüren.

Konkrete Beispiele gewünscht?
67% beschreiben eine konkrete Auswirkung auf ihren Lebensmittelkonsum und -einkauf.

 Das Thema "Vorrat" wird von vielen neu gedacht und neu geschätzt. Während vor der Krise der Supermarkt um die Ecke die "verlängerte heimische Vorratskammer" war, ist man sich nun bewusst, dass Vorratshaltung unabhängig macht und diese Unabhängigkeit ist ein neuer Wert. 

Viele geben an die Einkaufsfrequenz zu reduzieren. Das Volumen des Einkaufskorbes steigt bei denen, bei denen nun mehr Personen zuhause versorgt werden müssen. Man wird sich über Mengen und Bedarf neu bewusst "erstaunlich was da so mit 4 Personen und ohne Kantine weggeht". 

Die Verfügbarkeit von Frischem wie Obst, Gemüse und Fleisch erfährt besondere Wertschätzung. Insbesondere verarbeitete Tiefkühlprodukte erscheinen attraktiver und ersetzen situativ den Lieferdienst. Zur langfristigen Vorratshaltung erfahren Dosen und länger haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte neue Aufmerksamkeit. 

Oft wird berichtet, dass man froh ist wenn man das spontan gewünschte auch in den Regalen findet und nicht ausweichen muss. Allerdings arrangiert man sich auch mit Alternativen, und merkt: Auch das funktioniert. Erodiert da Markentreue? Einige berichten davon, dass sie beginnen öfter selbst zu kochen, Reste aufzuessen und sich mehr mit dem zufrieden zu geben, was eben da ist. Darauf sind sie insgeheim auch stolz - ist das ein Backdraft der Überflussgesellschaft und eine neue Möglichkeit sich gut zu fühlen?

Solange es sich nicht um Toilettenpapier handelt, ist die Bereitschaft weitere Supermärkte aufzusuchen geringer als früher. Überhaupt erscheint das Einkaufserlebnis deutlich getrübt, man fühlt sich gehetzt, beobachtet, bedroht durch die Corona Viren anderer: Schnell rein, schnell raus, kein lustvolles Bummeln mehr. Was bleibt davon haften bzw. weckt neue Interessen im Handel nach dem Lock Down?

Und schließlich erfährt das Thema regional / aus Deutschland wieder einen mit Stolz konnotierten positiven Schwung: Wir schaffen das gemeinsam und haben selbst sehr gute Ressourcen. Unser eigenes Land ist stark und kompetent! Vielen scheint daher die Stärkung der Unternehmen im eigenen Land ein sinnvolles Anliegen. Dürfen wir jetzt wieder so richtig stolz sein auf unsere eigenen Ressourcen? Kommt ein Revival des "made in Germany"?

76% sehen trotz allem Bedrohlichen schon jetzt eine Chance in der Krise.

Entschleunigung - Digitalisierung - Umweltschonung -> unter diesen 3 Schlagworten lassen sich die meisten Kommentare zusammenfassen.

"Wir werden alle mehr geerdet" und man entkommt dem immer "höher-schneller-weiter" auf eine nicht selbstgewählte aber im Kern nicht von allen als unangenehm empfundene Weise. Die Hoffnung dass die Menschen, Politiker und Unternehmen zu Besinnung kommen und man nicht mehr alles für Selbstverständlich hinnimmt, ist spürbar. Formiert sich da eine neue Anspruchshaltung, neue Vorzeichen für Markenführung und Politik?

Insbesondere die zwischenmenschliche, ganz direkt in der Nachbarschaft ausgelebte Solidarität wird häufig als positive Chance angeführt. "Menschen und Länder müssen nun zusammenarbeiten, das stärkt die Gemeinschaft" - so zumindest die Hoffnung.

Das bestimmte Berufsgruppen aufgewertet werden, die Digitalisierung und die medizinische Forschung einen (vor allem monetären aber nun auch realisierten) Turbo-Boost erhalten erscheint fast überfällig.

Schließlich steckt auch für die Umwelt eine Chance darin, wenn das öffentliche Leben und die Wirtschaft stillsteht. "Letzte Nacht habe ich die Sterne so klar gesehen wie noch nie!"

32% denken jetzt anders / neu über Marken & Produkte nach. 

Darin steckt eine Chance, aber auch ein konkreter Auftrag. Finden Sie jetzt schnell mit den richtigen Partnern heraus, was die Konsumenten von Ihnen als Unternehmen und Marke erwarten. Und neben den Inhalten / Angeboten / Produkten wird die Aufmerksamkeit noch größer sein in Bezug darauf, dass Ihre Maßnahmen in der richtigen Tonalität daherkommen. Rabattaktionen sind schnell zur Hand, aber nicht die Lösung.

Schnelles, schönes Beispiel zum Schluss: Ikea und die Aktion "Für eine bessere Zeit zuhause" - schnell umgesetzt, inspirierend - die den Menschen dort abholt, wo er jetzt ist: im Lock Down.

Daher nochmal mein Appell vom Anfang: Lassen Sie Ihre Kunden in der Krise nicht allein, sondern bleiben sie an ihrer Seite! Sichtbar! Feinfühlig! Mit den richtigen Maßnahmen. Jetzt! Hier! Heute! Wir Insight Experten & Gesellschafts-Seismographen können dabei unterstützen und beschaffen Nähe und wertvolles Wissen!

Susanne Schöttmer, Schöttmer Institut
Susanne Schöttmer, Schöttmer Institut
Zur Autorin: Susanne Schöttmer ist Managing Director beim Schöttmer-Institut in Hamburg.

 

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