Studie der Forschungsgruppe g/d/p Hate Speech – 43 Prozent für härtere Sanktionen

Das neu verabschiedete Gesetzespaket gegen Hasskriminalität im Internet
Dem von Justizministerin Christine Lambrecht eingebrachten Gesetzespaket gegen Hasskriminalität im Internet wurde am 18.Juni 2020 vom Bundestag zugestimmt. Das Gesetz umfasst ein Maßnahmenpaket, das darauf abzielt, Hetzer im Netz leichter zu identifizieren und Klagen besser durchsetzen zu können. So müssen von nun an strafbare Inhalte, wie Morddrohungen oder Volksverhetzungen, die den sozialen Netzwerken bekannt wurden, dem Bundeskriminalamt gemeldet werden. Auch die IP-Adresse muss in diesen Fällen an die Strafverfolgungsbehörde weitergeleitet werden. Öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften getätigte Beleidigungen werden zukünftig ebenfalls einer höheren Strafandrohung unterliegen.
Die Wahrnehmung von Aggressivität im Netz
In welchem Ausmaß die deutschen Staatsbürger solche Hassreden oder „Hate Speeches“ in Kommentaren im Internet wahrnehmen und wie mit Beleidigungen im Netz umgegangen werden sollte, untersucht das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt „Der strafrechtliche Umgang mit Hate Speech im Internet“ von Frau Professorin Hoven (Universität Leipzig). Im Auftrag von Frau Professorin Hoven führte die Forschungsgruppe g/d/p zu diesen Themen eine erste Befragung durch. Im Rahmen des ersten Projektteils widmete man sie sich dem besseren Verständnis von Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen von Hate Speech im Internet. An der Befragung der Forschungsgruppe g/d/p nahmen 1.069 Bürgerinnen und Bürger teil, die häufig und regelmäßig das Internet nutzen.
Häufig sind junge Menschen von Hassreden im Netz betroffen
18 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie selbst schon einmal von „Hassreden“ im Internet - häufig im öffentlichen Raum oder auch in privaten Nachrichten - betroffen waren. Dabei gilt: Je jünger die Befragten sind, desto höher ist der Anteil der Betroffenen. Unter den 16-30-Jährigen liegt der Anteil bei 32 Prozent, in der sogenannten „Generation Z“ sogar bei 37 Prozent.
18 Prozent aller Befragten wurden selbst schon Opfer von Hassreden im Internet
Die Mehrheit nimmt eine Zunahme der Aggressivität bei Kommentaren im Internet wahr
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass im Verlauf der letzten fünf Jahre Kommentare im Internet als aggressiver wahrgenommen werden. So sind rund 79 Prozent der Befragten dieser Meinung. Jeder zweite Befragte bewertet die Internetkommunikation heute deutlich aggressiver. 20 Prozent der Befragten sehen hingegen keine Veränderung und 1 Prozent eine deutlich sinkende Aggressivität in den vergangenen fünf Jahren.
Besonders die älteren Befragten über 60 Jahre nehmen die Zunahme der Aggressivität deutlicher wahr als jüngere Befragte.
Inwieweit wird das eigene Verhalten im Internet beeinflusst?
Auf die Frage, welche Folgen dieser Trend für die Befragten hat, wenn sie selbst Kommentare schreiben, antworteten 42 Prozent, dass sie aufgrund von Hassreden vorsichtiger beim Verfassen eigener Beiträge im Internet sind oder darauf verzichten, etwas zu posten. Der Anteil der „Vorsichtig-Gewordenen“ ist bei Befragten in der Altersgruppe 31-40 Jahre mit 56 Prozent höher und sinkt mit steigendem Alter. Er liegt jedoch in allen Altersgruppen bei mehr als 30%. Die Befragten, die selbst schon einmal von Hate Speech im Internet betroffen waren, sind bei dem Verfassen von Kommentaren mit 68 Prozent besonders vorsichtig. Auch unter den Leuten, die noch nicht Opfer von Hassreden wurden, geben 37 Prozent an, dass sie aus Sorge teilweise Beiträge nicht gepostet oder vorsichtiger formuliert haben.
Sanktionierung von Hassreden im Internet
Jeder zweite Befragte spricht sich für eine zumindest gleichhohe Strafe bei persönlichen Beleidigungen und Beleidigungen im Internet aus. 43 Prozent finden härtere Strafen für Beleidigungen im Internet (im Vergleich zu persönlichen Beleidigungen) richtig. 4 Prozent der Befragten hingegen befürworten eine mildere Strafe für Beleidigungen im Internet.
cb & sh
Methodik
Befragungsmethode | Online Befragung /CAWI) |
Methode | Online-Interviews (CAWI) per Access-Panel |
Untersuchungszeitraum | 2. - 9. Juni 2020 |
Befragte Zielgruppe | Bürger*innen im Alter von 16-70 Jahren mit Wohnort in Deutschland, die das Internet nutzen |
Quotierung | Bundesweit nach Alter und Geschlecht und nach geographischer Verteilung (Nielsen-Gebiete bzw. Bundesländer). |
Durchführung der Befragung | Forschungsgruppe g/d/p |
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