Researchability - Verantwortung für Markt und Daten Handysuchtkontrolle

Es gibt Apps, die einem sagen, wie viel man online ist. Das hat Vor- und Nachteile.


Von Prof. Dr. Rolf Schwartmann

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat vergangene Woche auf das Projekt "BLIKK-Medien" hingewiesen. Unter Mitwirkung von Kinderärzten soll der Umgang mit digitalen Medien in Familien dokumentiert und evaluiert werden. Dazu wurden bereits im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen "U3" bis "J1" Daten zur Mediennutzung erhoben. Sie wurden jetzt ausgewertet und vorgestellt. In einer Welt, in der die positiven Möglichkeiten der Digitalisierung, ebenso zum Leben gehören wie das süße Gift der Handynutzung von Kindern ist das wichtig. Handyabusus ist bei Kindern und Erwachsenen ein vordringliches Thema dieser Zeit. Wie findet man das richtige Maß für die Mediennutzung und wie kontrolliert man sich?

Onlineverhalten "wiegen"

Wer das Gefühl hat, zu dick zu werden, der kann sich wiegen. Wer meint, zu lange online zu sein, der kann das auch. An der Uni Bonn wurde zum Beispiel die App Menthal (nur für Android) programmiert.  Sie erfasst das Handynutzungsverhalten und informiert den Nutzer darüber, wie oft und wie lange und wann man bei WhatsApp chattet. Wie viel Zeit verbringt man mit Mails, bei Facebook, mit daddeln und so weiter.

Das ist gut, denn man verliert ja schnell den Überblick. Dank der App kann man sich Grenzen setzen und die auch kontrollieren. Eine Art Waage für Onlineverhalten. Die App ist auch kostenlos. Allerdings können die erhobenen Daten nicht nur vom Nutzer eingesehen werden, sondern auch von der Uni Bonn. Dort dürfen sie mit dessen Einwilligung zu Forschungszwecken verwendet werden. Forschung über Handynutzung ist auch gut. Sie muss einem aber nicht recht sein. Denn schließlich könnte ja herauskommen, dass man spielsüchtig ist.

Informationen über Handysucht sind intim

Das ist eine personenbezogene, intime Gesundheitsinformation. Sie geht die Uni Bonn zunächst einmal nichts an; eher einen Arzt. Wenn das Handy ein Spiegel unseres Kommunikationsverhaltens ist, dann ist es unter Umständen schlecht, dass Dritte es kennen und wir nicht wissen, was sie damit anfangen. Das gilt auch dann, wenn hinterher alle irgendwie klüger sind.

Jeder Erwachsene, der sich Gedanken über die guten und schlechten Seiten von nützlichen Netzdiensten gemacht hat, der kann sie nach Abwägung aller Vor- und Nachteile ruhig nutzen. Man muss sich aber immer fragen, wem man seine Geheimnisse zu welchem Zweck anvertraut. Nicht alles, was auf den ersten Blick gut klingt, ist aber am Ende auch gut.

 

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