"Gutes Teamwork ist in unserer Branche ein wichtiger Grundstein für erfolgreiche Arbeit." - Interview mit Olaf Wenzel, Sail as a Team

Olaf Wenzel (r.), Sail as a Team
Dr. Olaf Wenzel ist seit 1996 Markt- und Personalforscher. 2014 hat er sich gleich mit zwei Unternehmen - Sail as Team und IPF Wenzel - selbstständig gemacht. Wie es dazu kam und was ihm daran gefällt, berichtet er im Interview mit marktforschung.de.
marktforschung.de: Herr Wenzel, nach fast einem Jahrzehnt bei SKOPOS haben Sie der Institutsmarktforschung den Rücken gekehrt. Was waren die Gründe?
Olaf Wenzel: In der Tat. Fast 10 Jahre bei SKOPOS sind eine lange Zeit. Davor war ich ja auch noch 3 Jahre bei der Psyma. Und bereits Anfang der 90er Jahre habe ich als Mitarbeiter am Methodenlehrstuhl meine Leidenschaft für die empirische Markt- und Sozialforschung entdeckt. Die Marktforschung ist also seit über 20 Jahren Teil meines Lebens. Und sie wird es auch in Zukunft bleiben.
Im Jahr 2001 ist aber eine neue Leidenschaft hinzugekommen. Segeln! Obwohl ich relativ spät damit angefangen habe, hat mich dieser Sport doch umso mehr fasziniert. Aus den ersten Anfängen in Jollen auf der Bevertalsperre sind schnell ausgiebige Törns auf großen Yachten geworden. Egal, ob entspannt im Mittelmeer oder rasant in einer Regatta auf dem IJsselmeer. Segeln hat unglaublich viele Facetten. Die Krönung war sicherlich die einjährige Auszeit mit meiner Frau auf unserer eigenen kleinen Yacht. Wir sind in 12 Monaten vom IJsselmeer bis auf die Kanaren und zurück gesegelt.
Viele meiner Kollegen haben spontan vermutet, die Auszeit wäre letztendlich auch der Auslöser für meine unternehmerische Selbstständigkeit gewesen. In gewisser Hinsicht ist da auch etwas dran. Das hat allerdings weniger mit der Leidenschaft für das Segeln zu tun – die war ja schon vorher da. Aber in unserer Auszeit haben wir sehr viele Menschen kennengelernt, die mutig Ihren Lebenstraum verwirklichen. Und dafür die Sicherheit einer festen Anstellung, eines geregelten monatlichen Einkommens und einer gesetzlichen Altersversorgung aufgegeben haben. Nach dem Motto: „Du hast nur dieses eine Leben. Lebe es jetzt und mach was draus.“ Dieser Gedanke und die Menschen, die danach leben. Das hat mich sehr ermutigt, mein eigenes Ding zu machen.
marktforschung.de: Was war ausschlaggebend für die Entwicklung des Geschäftsmodells von Sail as a Team?
Olaf Wenzel: Sail as a Team bietet Teambuilding und Führungskräfteentwicklung auf Segelyachten an. Segeln schweißt zusammen. Und durch die verschiedenen Rollen an Bord, die koordiniert werden müssen und Hand in Hand zusammen arbeiten, kann man viel über Führen und Geführt werden lernen. Das haben auch schon andere vor mir erkannt. Bekannt ist zum Beispiel, dass Klaus Murmann, der frühere Präsident des Arbeitgeberverbandes, seine Führungskräfte regelmäßig auf seinen Yachten mitgenommen hat. Ich selbst hatte als Führungskraft bei SKOPOS zweimal die Gelegenheit, mit meinem Team segeln zu gehen. Das hat großen Spaß gemacht und war gut für das Team. Allerdings hat das noch nicht die Ansprüche an die Professionalität einer Teambuildingmaßnahme erfüllt, die ich mittlerweile habe. Bei Sail as a Team lege ich großen Wert darauf, die Erlebnisse des Tages systematisch am Abend in einem Workshop aufzuarbeiten, sie in den Zusammenhang zu Themen wie Führungsstil oder Teamkommunikation zu stellen, und damit den Grundstein für den Transfer in den Berufsalltag zu legen.
marktforschung.de: Nutzen Sie für Ihre Teambuildings Ihre eigene Yacht?
Olaf Wenzel: Nein. Dazu ist unser Schiff viel zu klein. Für die Trainings von Sail as a Team chartere ich je nach Größe der Gruppe geeignete Yachten. So bin ich auch nicht auf mein Heimatrevier, das IJsselmeer, festgelegt. Gerade habe ich ein ein Teambuilding im Mittelmeer, ausgehend von Palma de Mallorca, angeboten. Das war für ein international aufgestelltes Unternehmen, dessen Mitarbeiter aus ganz Europa kommen. Denen war es wichtig, dass es warm ist und der Ort von überall aus gut zu erreichen ist. Für andere Unternehmen ist es dagegen aus firmenpolitischen Gründen zentral, dass die Maßnahme in Deutschland stattfindet. Hier bietet sich die Ostsee an. Und wenn jemand in der Karibik segeln möchte … von mir aus gerne.
marktforschung.de: Ist Führungskräfte-Coaching in der ja traditionell stark wissenschaftlich geprägten Marktforschungsbranche aus Ihrer Beobachtung ein Thema? Oder anders gefragt: Würde es vielleicht dem ein oder anderen Institutsleiter oder auch den Verantwortlichen in der betrieblichen Marktforschung helfen, mal mit Ihnen zu segeln?
Olaf Wenzel: Davon bin ich überzeugt. Es sprechen gleich mehrere Gründe dafür. Zunächst einmal ist die Marktforschung häufig in Form von Teams organisiert. Gutes Teamwork ist in unserer Branche ein wichtiger Grundstein für erfolgreiche Arbeit. Einige Institute werden von einer Managementebene geleitet, die ebenfalls den Teamgedanken pflegt. Ein paar Tage an Bord können auch dazu genutzt werden, abseits vom beruflichen Alltag die Unternehmensstrategie weiter zu entwickeln und die Ziele für die nächsten Monate oder Jahre zu definieren.
Führung ist auch ganz generell immer ein wichtiges Thema in jedem Unternehmen, wo geführt wird. Als Führungskraft steht man im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen, die von der Geschäftsleitung formuliert werden und den Bedürfnissen, die die eigenen Mitarbeiter bezogen auf das Verhalten als Führungsperson haben. Segeln mit Sail as a Team hilft, sich als Führungskraft besser einordnen zu können. Wo stehe ich? Wie werde ich wahrgenommen? Was mache ich gut? Was kann ich verbessern? Der Segeltörn stellt hier den Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung als Führungskraft dar. Sinnvoll ist dann oft die Kombination mit einem Coaching nach dem Segeltörn. Das kann in Form eines Einzelcoachings mit der Führungskraft stattfinden. Oder in Form von Teamcoachings. Sail as a Team kooperiert mit verschiedenen Coaches und vermittelt bei Bedarf den entsprechenden Kontakt.
marktforschung.de: Sie haben sich mit gleich zwei Projekten selbstständig gemacht: „Sail as a Team“ bietet Teambuilding, Führungskräfteentwicklung und Segel-Events an. Und mit „IPF Wenzel“ haben Sie ein Unternehmen ins Leben gerufen, das sich als „Institut für Personalforschung und Führungskräfteentwicklung“ versteht. Wie hängen die beiden Unternehmen – abgesehen von Ihrer Person – zusammen?
Olaf Wenzel: Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht, ob ich wirklich einen endgültigen Schlussstrich unter meine Karriere als Marktforscher machen soll. Ob ich das überhaupt will. 20 Jahre Leidenschaft lassen sich nicht einfach wegwischen. Aber wenn ich schon der Marktforschung treu bleibe, dann sollte sich das mit Sail as a Team ergänzen. Deshalb liegt mein Fokus mit IPF Wenzel auf Personalforschung und Führungskräfteentwicklung. Mitarbeiterbefragungen indizieren häufig Handlungsbedarf in Bezug auf Kommunikation und Führungsverhalten. Multi-Rater-Feedbacks zeigen den Führungskräften, wie sie wahrgenommen werden. Hier setzt dann Sail as a Team an, bringt die Teams zusammen und unterstützt die Führungskräfte in ihrer Weiterentwicklung. Meine Kunden bekommen also Personalforschung und Personalentwicklung aus einer Hand.
marktforschung.de: Sie haben auf der diesjährigen GOR den „Best Practice Award“ für eine gemeinsame Studie von SKOPOS und der Deutschen Telekom entgegennehmen dürfen. Einen besseren Abschied vom alten Arbeitgeber kann man sich ja kaum wünschen. Wenn Sie selbst zurückblicken: Was waren die – weiteren – Highlights der letzten Dekade? Und was werden Sie überhaupt nicht vermissen?
Olaf Wenzel: Ja, der Gewinn des Best Practice Awards für SKOPOS auf der GOR 2014, zusammen mit meinem Kollegen Christian Lauterbach von der Deutschen Telekom, das war wirklich ein ganz besonderer Moment. Das hat mich vor allem auch für meine Kollegen bei SKOPOS gefreut, die viel Herzblut in diese Studie investiert haben und denen der Preis mindestens ebenso gehört wie mir. Wenn sie mich nach weiteren Highlights fragen, dann fallen mir vor allem die vielen Momente ein, in denen wir als Team erfolgreich waren. Sei es, wenn es um einen engen Pitch ging. Sei es, wenn uns unsere Kunden nach der Studie zurück gespiegelt haben, wie zufrieden sie mit unserer Arbeit sind. Das hat wirklich Spaß gemacht und ich bin dankbar, dass ich bei SKOPOS mit so großartigen Kolleginnen und Kollegen zusammen arbeiten durfte.
Ob ich etwas überhaupt nicht vermisse? Ich wende es mal positiv: Was ich sehr genieße, ist mittags einfach zwei Zimmer weiter zu gehen, mich an den eigenen Herd zu stellen und mir was Leckeres zu kochen. Ich vermisse dabei allerdings die regen Diskussionen in der Mittagspause über Bayern, Schalke, Werder Bremen, den VfB Stuttgart, meinen BVB und was sonst noch so Sache ist beim wichtigsten Thema der Welt.
marktforschung.de: Herr Wenzel, weiterhin viel Erfolg und herzlichen Dank für dieses Gespräch!
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