GOR 20 "Die GOR ist eine Idee aus dem alten Jahrtausend, die es schafft, mit höchster Aktualität Dinge kritisch zu beleuchten."

Professor Dr.
Holger Lütters und Dr. Otto Hellwig
marktforschung.de: Die GOR Konferenz hat 2017 schon einmal an der HTW Berlin stattgefunden. Wie kam es zu der erneuten Kooperation?
Holger Lütters: Die GOR ist seit über 20 Jahren ein Spitzenevent der angewandten Forschung. Alle gastgebenden Hochschulen haben die Veranstaltung stets zu etwas Besonderem gemacht. Als wir vor drei Jahren die GOR zum ersten Mal in Berlin durchgeführt haben, waren wir alle positiv überrascht von der überdurchschnittlichen Resonanz, die wir in Berlin hatten. Der Standort Berlin hat doch nochmal eine stärkere Anziehungskraft.
Ich hatte mir damals nach sehr viel Arbeit fest vorgenommen nicht so schnell wieder in der Ausrichtung einer derartigen Großveranstaltung aktiv zu werden. Aber schon im dritten Jahr bin ich wieder eingeknickt. Die DGOF macht eine derart tolle Organisation, dass ich gerne wieder bereit war hier zu unterstützen. Ich freue mich, die HTW Berlin als Gastgeber repräsentieren zu dürfen und anderen Forschern unsere Hochschule näherzubringen.
marktforschung.de: Was macht den Veranstaltungsort für die DGOF interessant?
Otto Hellwig: 2017 haben wir, ebenfalls in Kooperation mit der HTW Berlin, zum ersten Mal unsere Gäste in Berlin begrüßt und konnten im Nachgang erfreut feststellen, dass die Konferenz in mehr als einer Hinsicht ein Erfolg war. Wir hatten nicht nur eine der höchsten Teilnehmerzahlen der vergangenen Jahre, sondern auch einen sehr attraktiven Besuchermix. Nie waren so viel betriebliche Forscher vor Ort, nie war das Publikum internationaler, nie fanden mehr junge Forscher den Weg zur GOR. Unter den deutschen Städten hat Berlin einfach den besten Ruf, auch international. Berlin steht für Big Business und Wissenschaft genau wie für digitale Startups. Und keine europäische Stadt ist vergleichbar lebendig und aufregend zugleich. Davon wollen wir auch in diesem Jahr einiges mitnehmen. Dass wir dazu noch mit der größten Fachhochschule der Stadt zum zweiten Mal die Konferenz gemeinsam veranstalten dürfen, freut uns umso mehr.
marktforschung.de: Was ist für die HTW Berlin reizvoll an einer Zusammenarbeit mit der DGOF bzw. an der Ausrichtung einer Konferenz wie der GOR?
Holger Lütters: Die GOR bietet der HTW Berlin die Gelegenheit, sich einem internationalen Forschungspublikum, sowie vielen Praktikern persönlich vorzustellen. Wer einmal drei Tage bei uns getagt hat, sollte uns in guter Erinnerung behalten. Die vielen Forschungskooperationen, die aus einer solchen Veranstaltung entstehen können, sind für uns immer wieder Antrieb.
Toll finde ich, dass unsere Studierenden, die als freiwillige Helfer die Veranstaltung unterstützen, dadurch die Gelegenheit erhalten, erstmalig an einer derartigen akademischen Veranstaltung teilzunehmen. So kommen bereits Erstsemester in Kontakt mit den verschiedenen ausgelobten Preisen für wissenschaftliche Arbeiten und vielleicht entscheidet sich die/der eine oder andere dadurch für eine Wissenschaftskarriere.
marktforschung.de:Die DGOF richtet jedes Jahr bei der GOR den Best Practice Award aus: Können Sie aus den diesjährigen Einreichungen bereits ablesen, was die Branche im Moment besonders beschäftigt?
Otto Hellwig: Ich war von den diesjährigen Einreichungen wirklich positiv überrascht und ich blicke voller Vorfreude auf ein tolles Line-up an Nominierten. Fast alle Beiträge setzen auf neue digitale Datenquellen und Methoden jenseits der Befragung. Ob implizite Messverfahren, Geolokalisierung, Emotionsmessung oder der Einsatz von Virtual Reality, die digitalen Marktforscher nutzen 2020 das gesamte Spektrum neuer technologischer Möglichkeiten und dies spiegelt sich im Best Practice Award. Klar, dass hierbei viele Prozesse immer häufiger durch künstliche Intelligenz unterstützt werden.
marktforschung.de: Was ist nach über 20 Jahren immer noch das Besondere an der GOR?
Holger Lütters: Die GOR ist eine Idee aus dem alten Jahrtausend, die es immer wieder schafft, mit höchster Aktualität Dinge kritisch zu beleuchten. Im Vergleich zu einigen kommerziellen Veranstaltungen in diesem Bereich, lebt die GOR vom Engagement der beteiligten Personen und Institutionen.
Die Qualität der Beiträge ist außerordentlich hoch und stets innovativ. Das Publikum ist akademisch kritisch und Probleme werden offen angesprochen. Aus diesen Dialogen entstehen zuweilen Geschäftsbeziehungen und regelmäßig neue Freundschaften. Mehr kann eine Veranstaltung kaum leisten.
marktforschung.de: Was sind die diesjähirgen Schwerpunkte und Highlights der Konferenz? Worauf können sich die Teilnehmer freuen?
Otto Hellwig: Wie in den vergangenen Jahren haben wir ein großartiges Konferenzprogramm mit Keynotes, Diskussionen, Präsentationen, Auszeichnungen, Poster, Workshops und vielem mehr zusammengestellt. In vier parallelen Tracks widmet sich die Konferenz neuen Methoden und Erkenntnissen aus Umfrageforschung, Data Science, Politikforschung und angewandter Marktforschung.
Am ersten Konferenztag laden wir zur Keynote von Patricio Pagani, Gründer von The Black Puma Ai aus Argentinien ein, der uns mitnimmt auf eine Reise zur künstlichen Intelligenz in der Forschung und speziell in der Marktforschung. Am zweiten Tag referiert Milena Tsvetkova, Assistenzprofessorin am Fachbereich Methodologie der London School of Economics and Political Science, über Online-Umfragen, Experimente und digitale Spurendaten zur Untersuchung sozialer Wahrnehmung, sozialer Interaktionen und Gruppeneffekten in unterschiedlichen Kontexten.
Ganz besonders freue ich mich auf die Session "UX Research vs. Market Research?", da hier zwei Welten aufeinandertreffen und wir erfahren, ob diese konkurrieren, sich verdrängen oder sich ergänzen.
marktforschung.de: Vielen Dank für das Gespräch!
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