GOR 13: Dr. Lars Kaczmirek im Interview

Dr. Lars Kaczmirek, Programmvorsitzender der GOR-Konferenz

Dr. Lars Kaczmirek, Programmvorsitzender der GOR-Konferenz

Dr. Lars Kaczmirek (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) ist Programmvorsitzender der GOR-Konferenz (www.gor.de), Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Online Forschung (DGOF e.V.) und Schatzmeister des Vereins. Im Interview mit marktforschung.de beleuchtet er die Entwicklung der Veranstaltung in den vergangenen Jahren und eräutert die diesjährigen Programmschwerpunkte.

marktforschung.de: Herr Dr. Kaczmirek, die GOR hat sich auf die Fahnen geschrieben, sich analytisch und diskursiv mit aktuellen Entwicklungen und Innovationen in der Online-Forschung auseinanderzusetzen. Wo sehen Sie derzeit die wichtigsten Trends und Entwicklungen?

Lars Kaczmirek: Ich denke, dass sich diese Frage mit den Programminhalten der General Online Research beantworten lässt, denn das Konferenzprogramm besteht vor allem aus Einreichungen, in denen die Autoren ihre aktuellen Forschungsergebnisse präsentieren, zum größten Teil noch bevor diese in Fachartikeln und Zeitschriften erscheinen. Einige der Themenschwerpunkte, die zu Sessions gebündelt wurden, betreffen dieses Jahr das Zusammenspiel verschiedener Methoden, sogenannte mixed methods, sowie zufallsbasierte Stichproben in der Online Forschung, mobile research, z.B. Befragungen oder Daten auf mobilen Geräten, auch im Vergleich zu ‚traditionelleren‘ Online-Befragungen, und natürlich Social Media Themen.

Durch eingeladene Keynote-Vorträge und Weiterbildungsangebote in Workshops setzt die GOR auch aktiv eigene Schwerpunkte, mit denen Trends thematisiert werden. Zwei Themen, mit denen sich die Auseinandersetzung meiner Ansicht nach besonders lohnt, sind erstens die gefährliche Vernachlässigung von Emotionen der Kunden in Marketingentscheidungen; das Thema der  Keynote von John Kearon, CEO von Brainjuicer. Wenn es in diesem Zusammenhang um Emotionen in Umfragen geht, fällt hierbei häufig der Begriff ‚Gamification‘, dem sich dieses Jahr auch ein eigener Workshop widmet. Zweitens sind die gesellschaftlichen Folgen des Internet weithin sichtbar. Hier widmet sich die zweite Keynote, gehalten von William H. Dutton vom Oxford Internet Institute, den Einflüssen  des Internets als neuer fünfter Macht neben den herkömmlichen drei Gewalten und der Presse als vierter Macht.

marktforschung.de: Im vergangenen Jahr haben wir im Vorfeld der GOR unter anderem über Social Media Forschung gesprochen. Ein Aspekt war dabei auch die Ausarbeitung von verbindlichen Richtlinien für die Durchführung. Welchen weiteren Handlungsbedarf sehen Sie, um Social Media Forschung nachhaltig im Methodenkanon zu etablieren?

Lars Kaczmirek: Neben der weiteren Zusammenarbeit der Verbände bei der Weiterentwicklung der Richtlinien sehe ich hier vor allem die Notwendigkeit, die Diskussion um die Qualität von use cases und best practices weiterzuführen. Es muss glaubhaft vermittelt werden, dass die Ergebnisse solcher Einzelstudien auch in anderen Kontexten belastbar und von praktischer Relevanz sind. Die Nachhaltigkeit von Social Media Forschung kann beispielsweise damit erreicht werden, dass sich Anwender und Forscher gemeinsam über die notwendige Qualität verständigen. Die GOR bietet eine Plattform für diesen Austausch. Um diese Diskussion voranzutreiben, entschied der Vorstand der DGOF 2011, einen zweitägigen Social Media Track auf der GOR einzuführen. Dieser Track erhält neben demjenigen, der sich mit  Methoden und Umfragen befasst, seitdem die meisten Einreichungen für Vorträge im Vorfeld der Konferenz. Das ist für mich ein deutlicher Hinweis, dass aktuelle Themen auf der GOR ihren Platz finden.

marktforschung.de: Social Media, Mobile, Befragungs-Apps – wie schätzen Sie vor dem Hintergrund aktueller technischer Entwicklungen und dem sich stets verändernden Nutzerverhalten die zukünftige Relevanz „klassischer“ Online-Panels ein?

Lars Kaczmirek: Das ist sehr abhängig vom jeweiligen Standpunkt. In der Markforschung haben sich Online Panels sicherlich für Online-Umfragen etabliert. Der zur Verfügung stehende Methodenkanon wurde jedoch, wie Sie es ansprechen, durch Mobile-Umfragen und Social Media Analysen erneut erweitert. In anderen Fachgebieten steht man jedoch noch ziemlich am Anfang und mir scheint, man ist teilweise erst noch dabei, die Möglichkeiten und Vorteile von Online-Panels für das eigene Fach zu entdecken; zum Beispiel im Einsatz viel umfangreicherer Vortests zur Hypothesenprüfung als dies sonst möglich wäre.

marktforschung.de: Wie schon 2012 findet die GOR an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim statt.  Wie kam es dazu – anders als in den Vorjahren -, dem Veranstaltungsort treu zu bleiben?

Lars Kaczmirek: Hauptgrund war, dass wir dieses Jahr die GOR und Syman‘O, die bisher immer in Mannheim veranstaltet wurde, gleichzeitig stattfinden lassen konnten. Die Syman‘O ist damit als vierter deutschsprachiger Strang neben den drei parallel laufenden englischsprachigen Vortragssträngen der GOR eine willkommene Erweiterung des Programms. Die vielen Abstimmungsprozesse, etwa, dass man nur ein Ticket für alle Vorträge benötigt, bedürfen natürlich intensiver Vorbereitung. Die sehr erfolgreiche GOR letztes Jahr und die ebenfalls positive Nachevaluation durch die Besucher hinsichtlich des Programms und des Ortes erleichterten uns die Entscheidung, die sehr konstruktive und gute Zusammenarbeit mit der DHBW und hierbei besonders Prof. Dr. Martin Kornmeier fortzuführen. Damit konnten wir die Vorteile des Veranstaltungsortes mit den Vorteilen einer Programmerweiterung verbinden.

marktforschung.de: Herr Dr. Kaczmirek, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Die GOR13 findet vom 04. bis 06. März in Mannheim statt. Der Frühbucherrrabatt endet am Donnerstag, den 31. Januar.

 

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