Ipsos Gleichberechtigung zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März hat Ipsos weltweit Bürger gefragt, wie sie den Stand der Gleichberechtigung in ihrem Land einschätzen. Demnach gibt es den Wunsch nach mehr Gleichberechtigung, die in der Realität eben häufig noch nicht existiert.


Bezogen auf das eigene Leben gaben jedoch knapp zwei Drittel (64 Prozent) der deutschen Frauen an, mit Männern vollkommen gleichberechtigt zu sein und die Freiheit zu haben, ihre eigenen Träume und Ziele zu erfüllen.

Neun von zehn (88 Prozent) Befragten weltweit sagen der Umfrage zufolge, Männer und Frauen sollten in allen Bereichen gleichberechtigt behandelt werden und dabei nach ihrer Kompetenz und nicht nach ihrem Geschlecht beurteilt werden. Männer und Frauen sind in diesem Punkt ziemlich einer Meinung. In Schweden glauben 94 Prozent der Befragten an die Gleichberechtigung. Deutschland liegt mit 82 Prozent im europäischen Vergleich auf den hinteren Plätzen. In Großbritannien (93 Prozent), Spanien (91 Prozent), Belgien (89 Prozent), Italien (88 Prozent), Frankreich und der Türkei (je 87 Prozent) stimmten die Befragten öfter der Aussage zu, dass Männer und Frauen uneingeschränkt gleichberechtigt sein sollten.

Aus Sicht von knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten existiert weltweit nach wie vor noch Ungleichheit zwischen Mann und Frau in ihrem Land – hinsichtlich sozialer, politischer oder wirtschaftlicher Rechte. Vor allem in Schweden (84 Prozent), Frankreich (78 Prozent) und Spanien (77 Prozent) sieht eine große Mehrheit hier noch Verbesserungspotenzial. 

Vier von zehn Frauen weltweit finden nicht, dass sie mit Männern vollkommen gleichberechtigt sind und die Freiheit haben, ihre eigenen Träume und Ziele zu erfüllen. In Spanien ist die Unzufriedenheit der Frauen weltweit am höchsten (73 Prozent). In Russland denken dagegen lediglich 12 Prozent der befragten Frauen so. 

Engagement für Gleichberechtigung

58 Prozent der Befragten weltweit würden sich selbst als Feministen bezeichnen. Dabei wird die Bezeichnung von Frauen öfter gewählt als von Männern (62 Prozent zu 55 Prozent). In Deutschland würden sich die wenigsten Befragten (37 Prozent) weltweit Feministen nennen. Auch in Russland (39 Prozent), Japan (42 Prozent) und Ungarn (46 Prozent) identifizieren sich weniger als die Hälfte mit diesem Begriff. 

Weltweit gaben mehr als zwei Drittel (68 Prozent) an, sich aktiv für Frauenrechte einzusetzen und auf Mängel aufmerksam zu machen. In Deutschland sind es die Hälfte (51 Prozent) der Befragten. Dabei gibt es sowohl in Deutschland als auch im globalen Schnitt keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. In Europa sind die Spanier (82 Prozent) am aktivsten bei der Unterstützung der Frauenrechte. Weltweit am wenigsten setzen sich die Japaner (28 Prozent) ein.

Etwa ein Viertel der Weltbürger gaben jedoch an, Angst zu haben, sich für Frauenrechte einzusetzen. Das schließt sowohl Männer als auch Frauen ein (23 Prozent /26 Prozent). Die Frauen fürchten vor allem in der Türkei (47 Prozent) sich offen für ihre Rechte einzusetzen. In den USA fürchten mehr Männer als Frauen Konsequenzen für ihren Einsatz (28 Prozent /15 Prozent).

Das Engagement der Regierung für die Gleichberechtigung von Mann und Frau befindet die Hälfte (51 Prozent) der Deutschen für ausreichend. Männer und Frauen stimmen dieser Aussage jedoch unterschiedlich stark zu (58 Prozent / 44 Prozent). In Spanien (27 Prozent), Ungarn (27 Prozent) und Polen (28 Prozent) finden nicht einmal ein Drittel der Befragten, dass die Regierung sich genug für Chancengleichheit einsetzt. *)

Geschlechterrollen existieren nach wie vor

Im weltweiten Durchschnitt denkt einer von fünf Befragten (18 Prozent), dass Frauen Männern untergeordnet sind. Die Deutschen liegen mit ihrer Zustimmung sogar etwas über dem Durchschnitt (22 Prozent), dabei gibt es kaum einen Unterschied zwischen weiblicher (21 Prozent) und männlicher (23 Prozent) Sicht. In Europa liegen die Deutschen damit auf Platz eins des Rankings. In Spanien denkt dagegen nicht einmal einer von zehn (7 Prozent) Befragten so. In Russland ist der Glaube, Frauen seien Männern untergeordnet dagegen weiter verbreitet (46 Prozent). 

Dass Frauen nicht danach streben sollten, etwas außerhalb des Haushalts zu tun, denkt einer von fünf Befragten weltweit (17 Prozent). In Deutschland sind es 14 Prozent. Dabei stimmen die Männer (18 Prozent) dieser Aussage deutlich häufiger zu als Frauen (10 Prozent). Auch Befragte mit geringerer Bildung (22 Prozent) teilen die Ansicht eher als solche mit höherer Bildung (10 Prozent). In den USA ist der Unterschied zwischen männlicher (23 Prozent) und weiblicher (10 Prozent) Zustimmung noch weit größer. 

Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten weltweit denkt, dass Männer fähiger als Frauen sind, wenn es ums Arbeiten, Geld verdienen, Bildung und Lehre geht. In Deutschland stimmt einer von fünf (20 Prozent) Befragten dieser Aussage zu. Dabei sind auffallend mehr Männer (25 Prozent) als Frauen (15 Prozent) dieser Meinung. Besonders oft wird dieser Aussage in China (56 Prozent) und Russland (54 Prozent) zugestimmt. 

Dr. Robert Grimm, Director Ipsos Public Affairs: "Diese Ergebnisse zeigen eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Obwohl ein Großteil der Befragten an die Gleichberechtigung von Männern und Frauen glaubt, ist sie für viele ein noch nicht erreichtes Ziel. Deutschland ist im europäischen Vergleich ein Schlusslicht und auch hinter dem globalen Durchschnitt. In Sachen Gleichberechtigung gibt es deshalb hierzulande auch von Seiten der Politik noch Handlungsbedarf. Sorgen bereitet auch die Tatsache, dass sich einer von vier Bürgern weltweit immer noch fürchtet, für Frauenrechte einzutreten."

Zur Studie:

Insgesamt wurden im Rahmen dieser Studie im Zeitraum 20. Januar 2017 bis 3. Februar 2017 insgesamt 17.551 Interviews durchgeführt unter Personen zwischen 16 und 64 Jahren (USA und Kanada: 18-64). Über das Ipsos Online Panel wurden Menschen in insgesamt 24 Ländern befragte: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Peru, Polen, Russland, Schweden, Serbien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Ungarn, USA. Die Frage: „Die Regierung meines Landes setzt sich genug für die Rechte der Frauen ein“ stammt aus einer Studie aus dem Herbst 2016 (Feldzeit: 23.09. - 7.10.2016). Insgesamt wurden im Rahmen dieser Studie 17.057 Interviews durchgeführt unter Personen zwischen 16 und 64 Jahren (USA und Kanada: 18-64) in 22 Ländern. Gleiche Länder wie oben, aber ohne China und Serbien.

dr

 

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